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„Der Festpreis ist super“

Lesezeit: 4 Minuten

Christoph Allendorf hat sich beim niederländischen Dienstleister DTO einen festen Milchpreis von 30,25 ct/kg bis zum Jahresende gesichert. Er ist zufrieden, verlängert aber trotzdem nicht.


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Der Pioniergeist von Christoph Allendorf zahlt sich aus: Als einer der ersten deutschen Milcherzeuger hat er bei dem niederländischen Dienstleister Dairy Trading Online (DTO) eine Milchpreis-Absicherung abgeschlossen. Noch bis zum Jahresende 2015 erhält er für einen Teil seiner Milch einen Festpreis von 30,25 ct/kg – obwohl seine Molkerei aktuell nur 25 ct/kg zahlt. „Das ist gerade in der angespannten Liquiditätssituation eine super Sache“, sagt Allendorf aus Oelde (NRW).


Niedrige Kosten, hoher Nutzen:

Anfang 2015 war Allendorf durch einen Bericht in „top agrar“ auf das Angebot von DTO gestoßen. Er war sofort interessiert. „Denn mir war klar, dass es nach den beiden guten Milch-Jahren 2013 und 2014 auch einmal wieder abwärts gehen kann“, sagt er.


Doch die Skepsis war groß. Mehrere Berater rieten ihm ab, die Preisabsicherung einzugehen. Es gebe keine Erfahrungen mit DTO und der Vertrag sei zuungunsten des Milcherzeugers. Doch davon ließ Allendorf sich nicht beirren: Im April 2015 schloss er die Milchpreis-Absicherung bei DTO ab. Der Vertrag läuft über neuen Monate von April bis Dezember 2015. Der Festpreis für diesen Zeitraum beträgt 30,25 ct/kg.


Verrechnungsgrundlage ist der Grundpreis des Deutschen Milchkontors (DMK). Liegt der DMK-Preis unter 30,25 ct/kg, zahlt DTO die Milchpreis-Differenz an den Milcherzeuger. Liegt der DMK-Preis über 30,25 ct/kg, muss der Milcherzeuger die Differenz an DTO zahlen. Somit kann jeder Milcherzeuger das Angebot nutzen – egal, an welche Molkerei er liefert und wie hoch sein tatsächlicher Milchpreis ist. Denn es fließt keine physische Ware, es ist quasi eine „Wette“.


Allendorf hat sich eine Menge von 100 000 kg gesichert. Das entspricht zwei Milchpreis-Garantiezertifikaten von je 50 000 kg. Diese gibt DTO zu bestimmten Terminen im Jahr heraus. Dann bestimmt DTO auch die Laufzeit.


Die Milchpreis-Absicherung hat den Milcherzeuger einmalig 250 € sowie 25 € pro Garantiezertifikat gekostet, in Summe also 300 €. Diesen Betrag hat DTO bei der ersten Milchpreis-Verrechnung in Rechnung gestellt. Monatlich zieht DTO noch 0,15 ct/kg Verwaltungskosten von dem Festpreis ab.


Wie die monatliche Verrechnung konkret aussieht, zeigt das Beispiel aus Oktober (Übersicht): Die abgesicherte Milchmenge von 100 000 kg verteilt sich gleichmäßig auf die Vertragslaufzeit von neun Monaten. Das entspricht einer Monatsmenge von 11 111,11 kg.


Der Festpreis liegt bei 30,10 ct/kg (30,25 abzüglich 0,15 Verwaltungskosten). Der Grundpreis vom DMK liegt im Oktober bei 25,00 ct/kg. Daraus ergibt sich ein Saldo von 566,67 €, das DTO dem Milcherzeuger überweisen muss. „Das klappt hervorragend: Das Geld ist immer pünktlich zur Monatsmitte auf dem Konto“, sagt Allendorf. Und auch sonst würde die Kommunikation mit DTO sehr gut funktionieren.


Einziger Kritikpunkt: Der Vertrag und sämtlicher Schriftverkehr von DTO ist in sehr gebrochenem Deutsch geschrieben. „Mit korrekter deutscher Sprache würde das deutlich seriöser wirken“, sagt Allendorf.


Molkereien sind skeptisch.

Nach Angaben von DTO haben knapp 40 deutsche Milcherzeuger das Angebot der Milchpreis-Absicherung auf Basis DMK-Preis genutzt. Wie hoch die Milchmenge ist, verrät DTO nicht. Ziel sei, auch immer Molkereien zu finden, die die „Wette“ auf den Milchpreis eingehen. Denn auch sie sollen sich einen Festpreis für bestimmte Mengen sichern, den DTO monatlich verrechnet. Damit gibt es „Gewinner“ und „Verlierer“. Nur so kann das Modell funktionieren.


Die Molkerei-Akquise ist in Deutschland allerdings schwierig. „Wir sind zwar mit über zehn Unternehmen im Gespräch. Bisher hat aber nur eine deutsche Molkerei einen Festpreis-Kontrakt abgeschlossen“, sagt Trienke Elshof, Geschäftsführerin von DTO.


Konsequenz: Die neuen Milchpreis-Garantiezertifikate für Januar bis Juni 2016 beziehen sich auf den Garantiepreis der niederländischen FrieslandCampina. Der Festpreis ist 29,50 ct/kg.


Obwohl Allendorf von der Absicherung begeistert ist, wird er das neue Angebot vermutlich nicht nutzen. Für ihn sprechen vor allem zwei Dinge dagegen:


  • FrieslandCampina zahlt stark aus. Vermutlich werden sie schnell über die 29,50 ct/kg klettern, sobald die Märkte wieder anziehen.
  • Er hat den Garantiepreis von FrieslandCampina nicht so gut im Blick. Weil er selbst zum DMK liefert, hat er den DMK-Preis schnell zur Hand.


Bald ein „Bayern-Preis“?

Auch Elshof von DTO gibt zu, dass die Absicherung für deutsche Landwirte auf Basis des Preises von FrieslandCampina komplexer sei. Deshalb sucht sie händeringend nach deutschen Molkereien, die für eine Absicherung bereit sind. Ziel sei, zum Jahreswechsel auch einen „Bayern-Preis“ für Süddeutschland anzubieten.


Ob das gelingt, ist völlig offen. „Denn bei der jetzigen Marktlage ist das Interesse bei Milcherzeugern an festen Milchpreisen sehr groß, bei den Molkereien aber sehr niedrig“, sagt Elshof.


In den Niederlanden hat DTO nach eigenen Angaben in den letzten drei Jahren mit sieben Molkereien und knapp 400 Milcherzeugern Festpreise abgeschlossen. Die insgesamt abgesicherte Milchmenge soll bei 200 Mio. kg liegen. P. Liste

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