Auch in den USA und Kanada haben die Verbände die genomische Zuchtwertschätzung finanziert. Für fünf Jahre war die Typisierung von Bullen deshalb den Verbänden vorenthalten.
Seit April 2013 ist das nicht mehr so. Jetzt können amerikanische Züchter ihre Bullen untersuchen lassen und vermarkten. Das müssen die Züchter aber bezahlen: Die Typisierung kostet 45 bis 125 US-$ (je nach Größe des SNP-Chips, Preise für US-Bürger). Wenn der Züchter seinen Bullen ohne seinen Verband vermarkten will, muss er draufzahlen. Für die Aufnahme in die regelmäßige Zuchtwertschätzung zahlt er bis zu 1 600 US-$.
Die Auswirkungen dieser Regelung wollte der EuroGenomics-Verbund abwarten, um dann zu entscheiden, wie es in Europa weitergeht (top agrar, 2/2013).
Es zeigt sich: Diese Entscheidungen haben kaum Einfluss auf die amerikanische Zuchtbranche. Roger Turner, jetstream-genetics, erklärt: „Nur wenige vermarkten ihre Bullen selbst. Die meisten Landwirte sind bei ihren Organisationen geblieben, weil ihnen das Risiko und die Kosten der Typisierung zu hoch sind. Zusammen mit ihren Organisationen erzielen die Züchter gute Preise.“
Trotz eines freien Marktes steigen die Bullenpreise nicht ins unermessliche. Dr. Hubertus Diers, WWS Germany, sagt: „Top-Bullen mit einzigartigem Zuchtwert, spezieller Abstammung oder besonderen Merkmalen erzielen Höchstpreise. Doch das sind Ausnahmen. Im Durchschnitt haben sich die Preise kaum erhöht.“
Turner sieht für Züchter und Verbände Chancen: „Gemeinsam werden neue Verträge verhandelt. Das stärkt die Zusammenarbeit und ermöglicht langfristige Geschäfte.“ Außerdem würden jetzt mehr Bullen getestet, sagt Turner. Damit vergrößere sich die Referenzpopulation und die genomische Schätzung werde sicherer.