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Die Besten haben 200 € mehr…

Lesezeit: 5 Minuten

Ob gute oder schlechte Preise: Erfolgreiche Bullenmäster kommen fast immer auf ihre Kosten. Wie gelingt das? Was sind die wichtigsten Einflussgrößen?


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Das ist mal ein Unterschied: Im letzten Jahr kamen die besten Bullenmäster auf eine Direktkostenfreie Leistung (DkfL) von 573 € pro Bulle. Das sind 103 € mehr als der Schnitt der Betriebe und sogar 233 € mehr im Vergleich zu den weniger erfolgreichen Bullenmästern.


Und diese „Schere“ ist kein Jahreseffekt: In den vergangenen zehn Jahren lag die DkfL der 25 % erfolgreicheren Bullenmäster immer deutlich über der der durchschnittlichen Betriebe, wie Übersicht 1 eindrucksvoll zeigt.


Stellschrauben der Profis:

Doch wie kommt das? Warum gelingt es den Bullenmast-Profis unabhängig vom Rindfleischpreis und den Futterkosten Gewinne einzufahren? Um das zu beantworten, haben wir die LKV-Daten von 65 000 geschlachteten Bullen ausgewertet (Übersicht 2). Zu den wichtigsten Stellschrauben zählen demnach:


  • Tierverluste: Gravierend sind vor allem die Unterschiede bei den Tierverlusten. Die weniger erfolgreichen Mäster liegen mit 4,5 % mehr als doppelt so hoch wie die Spitzenbetriebe. Die Totalverluste schlagen direkt durch: So macht dieser Unterschied schon einen Rückgang des Deckungsbeitrages und des Gewinns von 45 € pro Tier aus.


Die Ursachen für Tierverluste sind vielschichtig. Vor allem aber führen Mängel in der Aufstallung und der Tierbeobachtung zu den Ausfällen. Die LKV-Auswertungen der letzten Jahre belegen, dass mit steigendem Platzangebot in der Mastbucht auch die DkfL pro Futtertag ansteigt.


Ein entscheidender Punkt ist auch die Kälberaufzucht. Die Verluste entstehen hauptsächlich in den ersten Wochen nach dem Zukauf, wenn die Tiere vom Transport geschwächt sind und mit Mängeln bei der Hygiene und beim Stallklima konfrontiert werden. Deshalb gehört diesem Mastabschnitt besondere Aufmerksamkeit!


  • Tageszunahmen: Die besseren Betriebe erreichen mit 1 367 g Tageszunahmen um 130 g bessere Leistungen. Das verkürzt die Mastdauer im Vergleich zu den schlechteren Betrieben um fast 30 auf 477 Masttage. Dadurch schaffen die Spitzenbetriebe einen schnelleren Umtrieb. Die Festkosten sinken, weil sich die Stallplatzkosten auf mehr Tiere verteilen.


Auffällig: Mit durchschnittlich 275 € bzw. 280 € pro Mastbulle liegen Kraftfutteraufwand und -kosten bei den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Mästern in etwa gleichauf. Die Unterschiede liegen somit in der Qualität des Grundfutters: Die besseren Betriebe haben den Pflanzenbau wie Sortenwahl und Erntezeitpunkt, das Siliermanagement und die Fütterung besser im Griff.


  • Schlachtgewicht: Der Trend zu höheren Schlachtgewichten setzt sich fort. Das Durchschnittsgewicht ist seit 2006 von 400 auf 418 kg gestiegen, die Spitzenbetriebe liegen sogar bei 425 kg. Zudem erreichen sie eine bessere Klassifizierung nach EUROP. Dadurch sichern sie sich einen Zuschlag von rund 13 Cent/kg und verbessern die Wirtschaftlichkeit.


Ein Grund hierfür ist die Genetik. In Bayern werden überwiegend Fleckviehtiere und Absetzer aus der Mutterkuhhaltung gemästet, bei denen sich ein höherer Ausmastgrad nicht negativ auf die Ausprägung wertvoller Teilstücke und die Verfettung auswirkt. Offensichtlich lohnt es sich, bei frohwüchsigen Tieren das Wachstumspotenzial auszuschöpfen.


  • Einstallkalb: Gesunde, wüchsige und vitale Kälber sind unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Bullenmast. Mit 45 % machen sie den Löwenanteil der variablen Kosten aus. Auf den ersten Blick scheint es, als würde es mit 522 bzw. 528 € pro Kalb mit jeweils durchschnittlich 93 kg keinen Unterschied zwischen den erfolgreicheren und weniger erfolgreicheren Betrieben geben. Doch dieser Eindruck trügt: Erfahrene Mäster bevorzugen bei gleichem Gewicht immer das jüngere Kalb, da es einen zügigeren Mastverlauf erwarten lässt. Die Profis messen der Kälberqualität eine höhere Bedeutung bei als dem Preis.


Neben einer ausgefeilten Produktionstechnik muss ein erfolgreicher Bullenmäster auch auf niedrige Baukosten je Stallplatz achten. Denn während er bei den variablen Kosten Handlungsspielraum hat und bei jedem Mastdurchgang nachsteuern kann, sind die Investitionen in einen Stall Festkosten. Zu hohe Ausgaben belasten den Betriebszweig Bullenmast auf lange Sicht.


Günstig bauen!

Übersicht 3 zeigt die Auswirkung verschiedener Baukosten je Stallplatz auf die Wirtschaftlichkeit, exemplarisch für die Bullenmast ab Fresser. Dabei wurde eine Nutzungsdauer des Stallgebäudes von 25 Jahren, ein Zinsansatz von 2,5 % und ein Ansatz für Unterhalt und Versicherung von 1,5 % unterstellt (Kostenansatz insgesamt 8 %). Pro Stallplatz und Jahr wird ein Bulle erzeugt.


Deutlich wird, dass nur bei niedrigen Baukosten und bester Produktionstechnik ein passabler Gewinn in der Bullenmast und eine ansprechende Entlohnung der Arbeitszeit erreicht wird. Die Arbeitsstunde wird in diesem Fall bei günstiger Bauweise mit gut 20 € entlohnt, bei einem teuren Stall ist es nur die Hälfte.


In der Praxis liegen die Baukosten bei vergleichbaren Ställen weit auseinander. Nicht selten weichen sie um mehrere 100 €, in Einzelfällen um über 1 000 € voneinander ab. Daraus ergibt sich die Spanne von 2 000 bis 3 000 €/Mastplatz.


Oberstes Ziel ist jedoch nicht, um jeden Preis möglichst billig zu bauen und auf jeden technischen Komfort zu verzichten. Denn oft ziehen auf den ersten Blick günstige Ställe teure Folgeinvestitionen nach sich. Drücken lassen sich die Baukosten durch folgende Maßnahmen:


  • konsequent planen und Angebote gewissenhaft prüfen;
  • den Bauablauf überwachen und Eigenleistung so einbringen, dass das Betriebsgeschehen nicht darunter leidet;
  • zügig ein funktionales Stallgebäude bauen und die Rindfleischproduktion aufnehmen.


Die einseitige Betrachtung der Produktionskennzahlen greift also zu kurz, weil auch in der Spitzengruppe die DkfL von den Festkosten „aufgefressen“ werden kann. Weniger erfolgreiche Betriebe sollten auch bei niedrigen Baukosten nicht in die Bullenmast investieren.j

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