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Dippen im Melkbecher

Lesezeit: 4 Minuten

Anfang 2012 kommt ein neues Melkzeug mit automatischer Dippfunktion auf den Markt. top agrar zeigt, wie es arbeitet.


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Hand aufs Herz: Ständig zwischen den Melkplätzen hin und her zu flitzen, um die Kühe per Hand zu dippen, ist verdammt lästig und kostet viel Zeit. Nicht selten wird deshalb nur halbherzig gedippt, die „Versicherung“ für eine stabile Eutergesundheit ist damit angekratzt. Das gilt für Familienbetriebe und Betriebe mit Fremdarbeitskräften.


Abhilfe könnte das neue Melkzeug „Apollo“ der Fa. Gea leisten: Es trägt nach dem Melken automatisch Dippmittel auf die Zitzen auf – und zwar noch im Melkbecher. Nach der Abnahme wird das Melkzeug automatisch gereinigt und desinfiziert.


Dippen vor der Abnahme:

Zum Ablauf: Das Dippen erfolgt direkt nach dem Melkende, aber noch vor der Abnahme der Melkzeuge. Dazu wird das Dippmittel per Druckluft in der Melkbecherhülse an der Unterseite der Zitzengummi-Lippen eingespritzt. Der Zitzengummikopf ist so geformt, dass das Mittel die Zitze gleichmäßig umströmen soll. So soll sie vollständig benetzt werden. Da die Zitze noch gestreckt ist, soll sie komplett erfasst werden, verspricht der Hersteller.


Unmittelbar danach wird das Melkzeug abgenommen und um 180 ° gedreht aufgehängt. Nun beginnt der (bekannte) BackFlush-Prozess: Wasser und Luft spülen das Melkzeug und die Zitzengummis aus. Auch die Dippmittelleitung wird gereinigt. Anschließend erfolgt die Desinfektion des Melkzeugs, danach ein letztes Durchspülen mit Druckluft. Der gesamte Prozess dauert rund 50 Sekunden.


Herzstück des Melkzeugs ist das Sicherheitsventil: Es sorgt dafür, dass sich die Milch nicht mit Dippmittel, Wasser oder Desinfektionslösung mischt. Das Ventil sitzt direkt am Sammelstück. Ein Kolben schließt automatisch die Milch­leitung, wenn das Melkende erreicht ist und das Dippmittel in den Zitzengummikopf transportiert wird.


Als Dippmittel können laut Hersteller sowohl Jod- als auch Chlorhexidin-haltige Produkte eingesetzt werden. Die verabreichte Menge lässt sich variieren. Empfohlen werden 6 bis 8 ml pro Euter bei Chlorhexidinprodukten und 10 bis 12 ml bei Jodprodukten.


Gea bietet das automatische Dippsystem nur für die IQ-Melkzeuge an. Ein Melkzeug wiegt etwa 2,5 kg, rund 300 g mehr als die Standardausführung.


Die Zitzengummis sind in drei Größen erhältlich: 24/22 (mm Schaftdurchmesser/mm Kopföffnung), 27/23 und 27/25. Ab 2012 soll das System für Gruppenmelkstände und Melkkarusselle erhältlich sein. Eine Nachrüstung soll möglich sein, unter Umständen auch in Melkständen anderer Hersteller. Die Kosten pro Melkplatz (egal ob Neuinstallation oder Nachrüstung) liegen nach Herstellerangaben zwischen 2 000 und 2 200 €. Ein „normales“ IQ-Melkzeug kostet laut Gea zwischen 620 und 680 €.


Erste Praxiserfahrungen:

Unabhängige Studien zum neuen Melkzeug gibt es (noch) nicht. Aber etwa zehn Betriebe haben das System im Praxistest. Einer ist die Güldenpfennig und Herrmann GbR aus Dahrenstedt (Sachsen-Anhalt). Sie melkt ihre 330 Kühe (Ø 10 000 kg) seit April 2011 mit dem neuen Melkzeug.


Für Katrin Herrmann sind die Vorteile gegenüber dem Dippbecher klar ersichtlich: „Die Melkroutine ist deutlich ruhiger. Zwei Personen kommen bequem in dem 36er-Innenmelker-Karussell zurecht, da sie sich ausschließlich um das Ansetzen kümmern. So sparen wir Arbeitszeit ein.“


Bis jetzt arbeitet das System sehr zuverlässig. Herrmann schätzt, dass – sofern die Melkzeuge nicht abgeschlagen werden – alle Zitzen ausreichend benetzt werden. „Gegenüber dem Dippen per Hand ist der Mittelverbrauch etwas angestiegen, liegt aber niedriger als bei anderen automatischen Systemen“, sagt sie.


Hinsichtlich der Eutergesundheit hat die GbR bisher aber noch keine großen Veränderungen bemerkt: Die Zellzahl beträgt unverändert ca. 230 000, die Mastitisfälle haben leicht abgenommen.


An den Umgang mit den Melkzeugen mussten sich die Melker zunächst gewöhnen. Denn die Melkzeuge sind relativ unhandlich und müssen vor dem Ansetzen noch einmal gedreht werden. Allerdings biete der Melkarm eine wichtige Hilfe und entlaste das Melkpersonal.


Fazit für die Praxis:

Technisch scheint das Melkzeug mit automatischer Dippfunktion zu funktionieren. Somit sind Arbeitszeiteinsparungen und gute Dipp-erfolge möglich.


Ob das System aber tatsächlich in den breiten Praxiseinsatz geht, bleibt abzuwarten. Denn das Melkzeug ist relativ schwer, unhandlich und teuer. Ein ähnliches Melkzeug mit automatischer Dippfunktion (ADF-System, Fa. RDI) hat vor einigen Jahren keine nennenswerte Marktbedeutung in Deutschland erlangt.

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