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Dippmittel: Nur pflegen oder auch schützen?

Lesezeit: 6 Minuten

Eine Mastitis kostet bis zu 5 Cent pro kg Milch. Dippen ist eine der wichtigsten Prophylaxe-Maßnahmen. Doch welches Mittel passt zu meiner Herde?


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Über 100 verschiedene Produkte alleine in Deutschland: Die schier unüberschaubare Auswahl an Dippmitteln überfordert immer mehr Landwirte.


Doch Dippen ist wichtig. Es ist eine der wirksamsten Prophylaxe-Maßnahmen gegen Mastitis. Aber welches Mittel passt am besten auf meinen Betrieb? Dippmittel lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Pflege-, Desinfektions- und Barrieremittel. Die Auswahl richtet sich nach der vorherrschenden Erregersituation auf dem Betrieb. Es wird zwischen kuh- und umweltassoziierten Keimen unterschieden.


Pflegemittel:

Das Hauptziel der Pflegemittel ist die Pflege und nicht die Desinfektion der Zitzenhaut. Die Produkte sollen die Haut glatt und geschmeidig halten.


Eine Pflege ist erforderlich, weil die Zitze vor allem beim Melken stark beansprucht wird. So sind die Zitzen nach dem Melkvorgang um 30 bis 35 % längs und quer gedehnt. Die äußere Zitzenhaut wird durch das Melkvakuum stark strapaziert. Diese benötigt nun ein bis zwei Stunden, um vor allem den Verschluss der Zitzenkuppe wiederherzustellen. In dieser Zeit ist es für pathogene (krankmachende) Keime sehr einfach, über die noch offene Zitzenkuppe in die Zitze einzudringen. In der kalten Jahreszeit verliert die Haut besonders viel Feuchtigkeit an die Umgebung. Auch Einstreuzusätze wie beispielsweise Kalk entziehen der Haut Feuchtigkeit. Diese droht trocken und spröde zu werden.


Um die Zitzenhaut trotz der hohen Beanspruchung glatt und geschmeidig zu halten, sind in Dippmitteln immer auch Pflegekomponenten enthalten. Zu diesen zählen Allantoin, Lanolin, Glycerin, Propylenglykol, Aloe Vera und Sorbitol. Auf der glatten Haut siedeln sich Erreger deutlich schwerer an. Deshalb können Pflegemittel bei leich-ten Problemen mit umweltassoziierten Keimen, z. B. aus der Einstreu, vorteilhaft sein.


Pflegemittel eignen sich aber nur für wirklich eutergesunde Milchviehherden. Diese müssen einen niedrigen Zellzahlschnitt in der Milchleistungsprüfung (MLP) haben. Auch ist eine niedrige Neuinfektionsrate von MLP zu MLP wichtig. Ebenfalls sollte darauf geachtet werden, dass keine ansteckenden Erreger vorhanden sind. Darauf weist Tierärztin Dr. Friederike Reinecke von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hin.


Kuhassoziierte Erreger:

Vorsicht ist bei der Gruppe der kuhassoziierten Erreger geboten.


Die reinen Pflegemittel enthalten keine ausreichende Konzentration an desinfizierenden Wirkstoffen. Für ein sicheres Abtöten der auf der Zitzen-hautoberfläche befindlichen Erreger sollte deshalb ein Desinfektionsmittel verwendet werden, sagt Dr. Martin Spohr vom Tiergesundheitsdienst in Stuttgart. Die Gruppe der kuhassoziierten Erreger ist ansteckend und wird vor allem beim Melken übertragen. Dazu zählen Erreger wie Galt (Streptococcus agalactiae) oder Staphylococcus aureus. Das Desinfektionsmittel tötet die Keime ab und minimiert so das Risiko, dass die Erreger in den Strichkanal eindringen. Dieser ist vor allem nach dem Melken offen und schutzlos.


Jod, Chlorhexidin, Chloridioxid, Milchsäure, Polyhexanid und Peressig­säure sind die gebräuchlichsten desinfizierenden Wirkstoffe, die im Euterbereich angewendet werden. Zur Prophylaxe in eutergesunden Beständen empfehlen Berater diese.


„Bei der besonders schwierigen Sanierung von Herden, die mit Staph. aureus oder Galt infiziert sind, wirken chlor- und jodhaltige Mittel mit Arzneimittelzulassung am effektivsten“, erklärt Dr. Martin Spohr.


Für eine erfolgreiche Reduktion der Keime sind jedoch weitere Faktoren, wie eine ausreichende Konzentration, direktes Dippen nach dem Melkende und eine rasche Wirkung des Mittels zu berücksichtigen. Vor allem bei den jodhaltigen Dippmitteln ist auf den frei verfügbaren Jodanteil (J2) und nicht auf den Gesamtgehalt an Jod zu ach-ten. Nur das frei verfügbare Jod wirkt effektiv.


Je höher der Gehalt an freiem Jod, desto höher ist die Desinfektionswirkung. Bei Zitzendesinfektionsmitteln werden Werte zwischen 5 und 15 ppm angestrebt. Dabei muss ein Produkt mit extrem hohem Gehalt an freiem Jod jedoch im Einsatz nicht zwangsweise besser geeignet sein. Die verbesserte Desinfektion geht mit einem steigenden Risiko für Hautirritationen einher, da das Desinfektionsmittel die Zitze stark strapazieren kann.


Deshalb ist in Desinfektionsmitteln eine Pflegekomponente wichtig. „Ein Anteil von 10 bis 12 % an Pflegekomponenten muss enthalten sein“, sagt Ingrid Model von der wissenschaftlichen Gesellschaft der Milcherzeugerberater (WGM). Ein zu hoher Anteil an Pflegemitteln würde aber wiederum die Wirkung des Desinfektionsmittels beeinträchtigen.


Umweltassoziierte Erreger:

Wer auf dem eigenen Betrieb mit umweltassoziierten Keimen wie Streptococcus uberis oder coliformen Keimen aus der Einstreu zu kämpfen hat, für den eignen sich die Barrieredippmittel. Diese gibt es ebenfalls als Pflege- oder Desinfektionsmittel.


Die Barrieredippmittel bilden einen Schutzfilm um die Zitze. Dieser soll als physikalische Barriere vor Keimen von außen schützen. Zu diesem Zweck gibt es Mittel mit meist hoher Viskosität auf dem Markt.


Es gibt Barrieremittel, die einen feuchten Film auf den Zitzen hinterlassen. Andere trocknen dagegen schnell ab. Im ersten Fall besteht die Gefahr, dass Schmutzpartikel beim erneuten Hinlegen der Tiere an den Zitzen haften und diese so kontaminieren können. Im letzten Fall ist das teilweise aufwendige Entfernen der Schutzschicht vor dem nächsten Melken relativ zeitintensiv.


Bestehen große Probleme mit umwelt- und kuhassoziierten Keimen, gibt es auch Barrieremittel mit einer stark desinfizierenden Komponente. Diese tötet zuerst die kuhassoziierten ­Erreger ab. Die Barriereschicht schützt anschließend vor den Umweltkeimen. Diese Mittel sind aber etwas teurer. Auch bei den Barrieredippmitteln gibt es eine zusätzliche Pflegekomponente, die ebenfalls ein Anhaften von Keimen auf der Haut vermindert.


Die Farbe des Dippmittels spielt keine Rolle, sie ist nur zur besseren Sichtbarkeit der benetzten Zitzen beigemischt. Eine objektive Entscheidung für ein Dippmittel aus der Gruppe der Biozide ist extrem schwierig. Auch im ­Sicherheitsdatenblatt muss der Hersteller nur den Leitstoff des Dippmittels und nicht die Gesamtformulierung angeben.


Entscheidend für die Wirksamkeit ist aber die Gesamtformulierung des Mittels. Wirkungen können sich je nach Formulierung stark voneinander unterscheiden. Trotzdem bietet das Sicherheitsdatenblatt die objektivste Möglichkeit, die Mittel untereinander zu vergleichen. Hier bleiben die Versprechen der Werbung außen vor.


Anders gestaltet sich die Lage bei den Tierarzneimitteln. Bei diesen sind die Wirkstoffe vollständig aufgeführt und auf Wirksamkeit getestet (siehe Kasten „Biozide oder Tierarzneimittel?“).


Ergänzend tragen noch einige Dippmittel das DLG-Gütezeichen. Die ­Mittel durchlaufen eine gesonderte Prüfung, die direkt am Tier durchgeführt wird. Eine jährliche Nachuntersuchung ist ebenfalls Bestandteil des Tests.


Konkret prüft die DLG die desinfizierende Wirksamkeit von Zitzendesinfektionsmitteln, die Hauptpflegewirkung im Praxisversuch und ob die Milch frei von Hemmstoffen ist. Ist die Qualität der Mittel konstant, darf das DLG-Gütezeichen geführt werden.

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