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Fleckvieh und Braunvieh: Die erste Abrechnung

Lesezeit: 5 Minuten

Wie halten sich die genomischen Jungvererber der Rassen Braunvieh und Fleckvieh, wenn Töchterleistungen hinzukommen? Dr. Reiner Emmerling und Dr. Christian Edel von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub haben die Zuchtwerte verglichen.


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Seit 2011 gibt es genomische Zuchtwerte (gZW) für die Rassen Fleckvieh und Braunvieh in Deutschland und Österreich. Der Einsatz von genomischen Bullen steigt. Können die Jungvererber die hohen Erwartungen erfüllen?


Status quo:

Der Umfang der aktuellen Lernstichprobe liegt bei den verschiedenen Merkmalen für Fleckvieh zwischen 6 800 und 8 800 und bei Braunvieh – inklusive internationaler Tiere – zwischen 2 600 und 5 800 Bullen.


Die gZW werden zur Selektion in den Zuchtprogrammen und der Bullenauswahl auf den Betrieben genutzt. Die Zahl der typisierten Tiere wächst jährlich, ein Großteil ist männlich. Die Zahl der KB-Bullen auf den Stationen hat sich um etwa ein Drittel reduziert. Die Selektionsrate liegt bei etwa 1 : 23.


Die Besamungsanteile von genomischen Vererbern liegen in Bayern bei 36 % für Fleckvieh und 55 % für Braunvieh. Der Anteil variiert aber stark von Station zu Station und liegt zwischen 25 und 60 % bei Fleckvieh bzw. 45 und 65 % bei Braunvieh. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie die Qualität aller verfügbaren Vererber oder der Umfang der überregionalen Vermarktung.


Neben dem von den meisten Stationen noch durchgeführten zufälligen Ersteinsatz der Jungbullen mit 1 000 bis 2 000 Besamungen wurden von einzelnen genomischen Topvererbern bis zu 35 000 Besamungen beim Fleckvieh beziehungsweise 13 000 Besamungen beim Braunvieh in den ersten Jahren durchgeführt. Die genomischen Jungvererber, die jetzt ihre ersten Töchterleistungen erhalten, wurden fast alle noch nach konventionellem Pedigree-Zuchtwerten von den Stationen angekauft.


Die Sicherheit der Gesamtzuchtwerte liegt bei jungen genomischen Vererbern bei durchschnittlich 67 % bei Fleckvieh und 64 % bei Braunvieh. Das ist deutlich niedriger als die Sicherheit der Zuchtwerte mit Töchterinformationen aus einem Ersteinsatz der Bullen, die zwischen 80 und 90 % liegt. Die Sicherheiten steigen mit mehr Töchterleistungen. Insbesondere bei Merkmalen mit einer niedrigen Erblichkeit, wie zum Beispiel Fruchtbarkeit oder Nutzungsdauer, können die ersten Nachkommenleistungen nur wenige Informationen zum Zuchtwert beitragen. Bei der Gegenüberstellung von gZW zu ersten töchterbasierten Zuchtwerten vergleicht man hier zwei geschätzte Zuchtwerte, die noch weit von ihrem wahren Zuchtwert abweichen können.


Vergleich der Zuchtwerte:

Übersicht 1 vergleicht die genomischen Zuchtwerte aus der Schätzung im April 2013 mit den töchterbasierten Zuchtwerten (ohne genomische Information) für Bullen, die mittlerweile Töchterleistungen haben. In dieser Stichprobe zeigt sich: Im Mittel unterscheiden sich der genomische und der töchterbasierte Gesamtzuchtwert (GZW) bei Fleckvieh nur um 2 Punkte und bei Braunvieh um 0,9 Punkte.


Schaut man sich einzelne Bullen an, interessiert insbesondere die Spannbreite der erwarteten und beobachteten Änderungen. Hier werden jedoch vor allem die Bullen wahrgenommen, deren Zuchtwerte sich nach unten entwickeln. Gleichzeitig gibt es aber auch andere, die im GZW deutlich steigen.


Um einen Eindruck von extremen Beispielen zu bekommen, sind in Übersicht 2 jeweils fünf Bullen mit steigenden und fallenden Zuchtwerten für beide Rassen dargestellt. So hat beispielsweise der Fleckvieh-Bulle Intenso mit den Informationen seiner Töchter 22 GZW-Punkte verloren. Ihm gegenüber stehen aber Bullen wie Raldi, der 14 GZW-Punkte hinzugewann. Bei den Braunvieh-Bullen sieht es änlich aus: Der stärkste Verlierer ist Halali mit -14 GZW-Punkten, im Gegenzug gewann Hieflau mit den Informationen über seine Töchter 9 Punkte hinzu.


Extreme sind zu erwarten.

Diese Extrembeispiele werden häufig in der Diskussion um die mögliche Anwendung der genomischen Selektion ins Feld geführt. Auf der Hand liegt, dass wir in jedem Fall mit geschätzten Zuchtwerten arbeiten, die mehr oder weniger nahe am wahren Zuchtwert liegen. Durch zusätzliche Leistungsinformationen kann es zu Zuchtwertänderungen nach unten und oben kommen, das gilt für genomische wie für nachkommengeprüfte Vererber.


Um das Risiko einzuschränken, lautet ein Ansatz, mehrere Vererber in möglichst gleichmäßigem Umfang einzusetzen. Der mittlere Zuchtwert einer Gruppe eingesetzter Vererber verändert sich deutlich weniger als der Zuchtwert einzelner Vererber. Dieser Grundsatz ist nicht neu, ist bei den genomischen Jungvererbern mit ihrer niedrigeren Sicherheit jedoch noch wichtiger. Die in den letzten zwei Jahren gewonnenen Erkenntnisse aus dem Bereich der genetischen Defekte zeigen zudem, dass ein sehr ausgeprägter Einsatz von Einzelbullen auch das Risiko der Verbreitung von unerwünschten (u.a. noch nicht erkannten) Eigenschaften bergen kann.


Gleichzeitig sollten die Vorteile der genomischen Jungvererber genutzt werden: Sie stammen aus den jüngsten Geburtsjahrgängen und akkumulieren den Zuchtfortschritt der letzten Jahre. Eine konsequente Nutzung der jüngsten genomischen Vererber führt zu einer Verkürzung des Generationsintervalls auf minimal zwei Jahre.


Das hat aber auch die Folge, dass für deren Väter (und ggf. Großväter) noch keine Töchterinformationen vorliegen. Für diese Jungbullen ist die Sicherheit des gZW und damit die Qualität der Vorhersage der Vererbungs-Leistung deutlich eingeschränkt. Hier ist der Grundsatz, auf mehrere Vererber zu setzen, um mögliche Schwankungen einzelner Bullen auszugleichen, noch wichtiger. Die Fleckvieh- und Braunviehorganisationen agieren in diesem Bereich bislang mit der gegebenen Vorsicht.


Breiter Einsatz aller Vererber:

Im Vergleich zu früheren Verfahren ist die genomische Zuchtwertschätzung das mit Abstand am intensivsten kontrollierte System. Die seit der Einführungszeit regelmäßigen Überprüfungen zeigen, dass sich die Zuchtwerte erwartungsgemäß verhalten.


Bei Fleckvieh und Braunvieh nutzen die Verbände und Züchter die gZW als zusätzliche Selektionswerkzeuge, in den verschiedenen Organisationen und Regionen mit einer unterschiedlichen Intensität. Ein möglichst breiter, ausgeglichener Einsatz aller Jungvererber, die in den letzten drei Jahren mit hoher Selektionsschärfe an den Stationen eingestellt wurden, trägt den Zuchtfortschritt auch in die Kuhpopulationen.


Im Vordergrund steht oft die Suche nach dem perfekten Einzelbullen. Der wird jedoch auch zukünftig ein absoluter Ausnahmefall bleiben. Der Erfolg wird davon abhängen, inwieweit die mit den genomischen Zuchtwerten gebotenen Möglichkeiten risikobewusst genutzt werden, um damit das genetische Niveau der Fleckvieh- und Braunviehpopulation beständig zu verbessern.

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