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Fütterungsverbot: Wie jetzt reagieren

Lesezeit: 4 Minuten

Der Gesetzgeber hat am 2. Dezem-ber 2000 ein Fütterungsverbot für alle Produkte aus tierischer Herkunft be-schlossen. Proteinhaltige Erzeugnisse und Fette, die aus dem Gewebe warmblütiger Landtiere und von Fischen stammen, dür-fen seitdem nicht mehr an Wiederkäuer verfüttert werden. Unter dieses Fütterungsverbot fallen Tiermehl, Fleischknochenmehl, Blut-mehl, Federmehl, Fleischfuttermehl, Fischmehl sowie alle tierischen Fette. Gleiches gilt auch für die Milchaustau-scher oder die Mischfutter, die diese Pro-dukte enthalten und noch auf den Höfen lagern. Welche Konsequenzen ergeben sich dadurch in der Rinderfütterung? Problem: Kälberfütterung Die größten Auswirkungen ergeben sich in der Kälberfütterung. Das Verbot der tierischen Fette führt dazu, dass die Rezepturen der Milchaustauscher deut-lich geändert werden müssen. Bislang ent-hielten Milchaustauscher als Energieträ-ger größere Mengen tierischer Fette wie Schweineschmalz, Rindertalg und gehär-tete Fischöle. Jetzt müssen diese in Deutschland durch pflanzliche Fette er-setzt werden. In den übrigen EU-Staaten ist dagegen der Einsatz lebensmitteltaug-licher Fette in der Rinderfütterung auch weiterhin erlaubt. Für viele ist dies nicht verständlich: Wir haben bei der Herstellung unserer Milchaustauscher nur Fette verwandt, die auch heute noch in der Lebensmittelher-stellung eingesetzt werden, klagt ein Hersteller. Jetzt dürfen wir diese Fette nicht mehr einsetzen, obwohl sie auch weiterhin noch in jedem Brotaufstrich enthalten sind. Wir dürfen sie essen, die Kälber aber nicht mehr! Welche pflanzlichen Fette die Tierfet-te in Milchaustauschern ersetzen können, ist bisher noch kaum erforscht. Im Ge-spräch sind vor allem Palm- und Kokos-fette. Das Problem ist, dass Kälber Pflan-zenfette nicht so gut verdauen können wie Tierfette. Diese weisen ein sehr günstiges Fettsäuremuster auf. Hinzu kommt, dass sich die pflanz-lichen Fette auch hinsichtlich ihrer Verar-beitungsfähigkeit deutlich von den Tier-fetten unterscheiden. Schon kleinere Ab-weichungen beim Schmelzpunkt, bei der Auflöse- und der Entrahmungsfähigkeit der Fette kann die Verarbeitung bzw. die Automatentauglichkeit der Austauscher deutlich verändern. Um sich vor unliebsa-men Überraschungen zu schützen, sollte man beim Anrühren der neuen Milchaus-tauscher unbedingt eine Wassertempera-tur von 45 °C eingehalten werden. Das gilt besonders bei Tränkeautomaten. Viele Hersteller befürchten, dass sie, zumindest vorübergehend, die Qualität ihrer Milchaustauscher nicht beibehalten können. Vor allem junge Kälber sind von den Rezepturänderungen betroffen. Das Risiko dass in den ersten Lebensta-gen Blähungen, Verdauungsstörungen oder gar Durchfallerkrankungen auftre-ten, steigt deutlich an. Versorgungsengpass durch Rohstoffmangel? Ein weiteres Problem: In Europa la-gern derzeit nur geringe Mengen der jetzt so dringend benötigten hochwertigen Palm- und Kokosfette. Weiterer Nach-schub muss erst aus Asien importiert wer-den. Um dennoch die flächendeckende Versorgung ihrer Kunden sicherstellen zu Milchviehbetriebe sollten die Kälber vor-übergehend mit Vollmilch tränken. Foto: Heil können, geben einige Hersteller ihre Austauscher zunächst nur rationiert an den Handel ab. Einen größeren Versorgungsengpass werde es aller Voraussicht nach aber nicht geben, hofft man in der Futtermittelbran-che. Immerhin würden auf vielen Betrie-ben noch Restbestände an Milchaustau-schern lagern, die noch verfüttert werden könnten. Bis diese Vorräte aufgebraucht seien, hätte man die Produktion umge-stellt. Allerdings: Laut Gesetz dürfen die vorhandenen Austauscher, die noch Tier-fette enthalten, nicht mehr an Wieder-käuer verfüttert werden. Diese Futtermit-tel müssen auf dem Misthaufen oder in der Biotonne entsorgt werden. Wer für den Schaden haftet, ist noch völlig unklar. Kälbermast vor dem Aus? Besonders hart werden von dem Füt-terungsverbot die Kälbermäster getrof-fen. Hohe Gewichtszunahmen sind nur mit energiereichen Mastaustauschern zu erzielen. Durch den Wegfall der Tierfette fehlt jetzt die Energie im Austauscher. Pflanzenfette können die Tierfette nicht vollständig ersetzen, die Energiedichte in der Milchtränke sinkt. Da in den übrigen EU-Staate auch weiterhin die normalen Mastaustauscher eingesetzt werden kön-nen, ist die Kälbermast in Deutschland nicht mehr konkurrenzfähig. Mastbullen und Milchkühe sind von dem Fütterungsverbot kaum betroffen. In der Rationsgestaltung war man bisher nicht auf Tierfette und auf tierische Ei-weißträger angewiesen. Verfüttert wurde lediglich Fischmehl, das wegen der güns-tigen Zusammensetzung der Aminosäu-ren gerne in Rationen für Hochleistungs-kühe eingesetzt wurde. Nachteilig wirken sich aber die anziehenden Preise für Soja-schrot aus. Teilweise kann Sojaschrot er-setzt werden durch Maiskleber, Raps-, Sonnenblumenextraktionsschrot, Palm-kernexpeller, Erbsen, Ackerbohnen und Biertreber. -veFazit Das Fütterungsverbot von Tierfet-ten und tierischen Proteinen bereitet vor allem in der Kälberaufzucht und Kälbermast Probleme: In Milchaustauschern müssen Tier-fette durch Pflanzenfette ersetzt wer-den. Dadurch ist zumindest vorüberge-hend mit Qualitätseinbußen bei Milch-austauschern zu rechnen . Milchviehbetriebe mit eigener Auf-zucht sollten deshalb zunächst auf die Tränke von Vollmilch umsteigen.

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