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Futter-Roboter drängen auf den Markt

Lesezeit: 5 Minuten

Das Angebot an auto-matischen Fütterungs-anlagen wächst. Für welche Betriebe kommen sie infrage? Und welche Erfahrungen gibt es bereits? top agrar hat nachgehakt.


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Der letzte Automatisierungs-Schritt der Milchproduktion kommt voran: Fütterungsroboter halten Einzug in deutsche Rinderställe. Sie mischen automatisch Grund- und Kraftfutter und verteilen es leistungsgerecht an die Tiere.


Nach einer top agrar-Umfrage bei den Herstellern sind inzwischen über 30 Fütterungsroboter in Deutschland im Einsatz (Anlagen mit Futterbändern nicht eingerechnet). Europaweit sind es mehrere hundert. Die meisten Anlagen stehen in Skandinavien. Weil dort Arbeitskräfte knapp und teuer sind, setzen viele Landwirte – wie beim Melken – auf die Automatisierung.


Deutliche Arbeitsentlastung


Denn mit den Fütterungsrobotern lässt sich erheblich Arbeitszeit einsparen. Nach einer ersten Kalkulation von Berater Carlo Bisaglia von der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt in Treviglio (Italien) benötigt ein Betrieb mit 120 Kühen und 35 Rindern für das Füttern mit einem Fütterungsroboter täglich 60 Minuten, mit einem Schlepper plus Mischwagen hingegen 160 Minuten. Das ist eine Zeitersparnis von 100 Minuten pro Tag! Außerdem sinken nach Ansicht einiger „Roboter-Pioniere“ die Ener­giekosten im Vergleich zum Füttern mit Schlepper und Mischwagen.


Neben der Zeitersparnis nennen Landwirte die Arbeitsentlastung als weiteren wesentlichen Vorteil. Denn durch die Fütterungsroboter entfällt fast jegliche Handarbeit. Wird das Futter in Hochsilos gelagert, läuft die Fütterung von der Entnahme über das Mischen bis zum Verteilen automatisch ab. Aber auch bei ebenerdigen Futterlagern kann die Arbeit mechanisiert werden. Denn die Vorratscontainer können bequem mit dem Frontlader oder Blockschneider befüllt werden.


Deshalb interessieren sich vermutlich viele „kleinere“ Betriebe mit Altgebäuden oder Anbindestall, die noch von Hand füttern, für die neue Technologie. Zugute kommt diesen Betrieben, dass die Fütterungsroboter sehr platzsparend sind. Sie kommen mit einer Futtertischbreite von 2,0 bis 2,5 m aus und lassen sich auch in engen und niedrigen Ställen integrieren.


Bei Neubauten können mit der neuen Technik Baukosten gespart werden. „Pro m2 geringerer Futtertischfläche sinken die Kosten um bis zu 150 €“, sagt Dr. Balthasar Spann vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung in Grub. Beachtet werden müsse allerdings, dass der möglicherweise notwendige zusätzliche Lagerraum für die Rationskomponenten diesen Vorteil teilweise wieder wettmachen kann.


Aus Sicht der Fütterung spricht vor allem die gruppenindividuelle, bedarfsgerechte Versorgung für die automatischen Anlagen. Kleinere Tiergruppen lassen sich problemlos mit verschiedenen Rationen versorgen. Oft verbessert sich die Futterhygiene, da das Futter immer frisch zubereitet wird und der Futtertisch nicht mehr mit dem Schlepper befahren wird.


Außerdem berichten Praktiker, dass durch die mehrmalige Futtervorlage am Tag die Trockenmasseaufnahme der Tiere und somit auch die Leistung (Milch, tägliche Zunahmen) steigt. Für rangniedere Rinder ist die Chance höher, frisches Futter zu erhalten. Einige Betriebe mit Melk-robotern erreichen durch den erhöhten Kuhverkehr eine höhere Melkfrequenz.


Gewaltige Investition


Offen ist noch, ab welcher Betriebsgröße der Einsatz eines Fütterungsroboters sinnvoll ist. Der Investitionsbedarf ist enorm. So kommt Carlo Bisaglia in seiner Kalkulation auf Gesamt­kosten von fast 190 000 € (150 000 € Fütterungsroboter, 40 000 € Schlepper mit Entnahmefräse). Das sind 60 % höhere Kosten im Vergleich zur konventionellen Fütterungstechnik (80 000 € Schlepper mit Frontlader und Futtermischwagen, 40 000 € Schlepper mit Entnahmefräse). Aus ökonomischer Sicht empfiehlt er den Einsatz deshalb erst ab mindestens 150 Kühen.


Ähnlich sieht es Heinz-Günter Gerighausen von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Er vermutet für die Fütterungsroboter etwa 1,5 bis 2 Cent/kg Milch höhere Kosten im Vergleich zum selbst fahrenden Futtermischwagen.


Dennoch investieren auch Betriebe mit deutlich unter 100 Kühen in automatische Fütterungsanlagen. „Für sie überwiegen die Argumente Zeitersparnis und Arbeitsentlastung. Betriebswirtschaftlich rechnen kann sich das aber nur, wenn entweder die freigesetzten Arbeitsstunden sinnvoll verwertet oder Lohnkosten gespart werden“, versichert Dr. Balthasar Spann. Fraglich bleibt, ob die Anlagen, die eine Kapazität für mehrere hundert Tiere haben, in diesen Betrieben wirtschaftlich sinnvoll sind.


Noch viele Klippen


Aber auch für größere Betriebe bieten die Futter-Robbis noch einige Klippen:


Jeder Erweiterungsschritt muss so konzipiert werden, dass der Roboter weiterhin alle Tiere erreichen kann.


Die Entfernung zwischen den verschiedenen Stallgebäuden darf nicht sehr groß sein, da die Führungsschienen nicht quer über den Hof verlegt werden können.


Ist das Jungvieh in entfernteren Ställen untergebracht, ist eine zweite Fütterungstechnik nötig. Das erhöht die Kosten.


Bei der Verarbeitung von Grundfuttermitteln treten hohe Belastungen auf. Das kann den Verschleiß und die Störanfälligkeit erhöhen.


Wenn die Technik ausfällt, gibt es keine Alternative. Der schmale Futtertisch ist mit einem Schlepper nicht zu befahren.


Vor allem im Sommer kann der Futtervorrat in den Containern schnell warm werden und schimmeln.


Trotz Stopp- und Abschaltfunktionen sollten sich Kinder niemals im Arbeitsbereich des Roboters aufhalten.


Beim täglichen Arbeiten mit den Fütterungsrobotern sind die Landwirte überwiegend zufrieden. Einige kritisieren allerdings die teilweise zu kleinen Displays und die zum Teil langen Einarbeitungsphasen. Das zeigt eine Befragung von 18 Betrieben aus Deutschland, Dänemark, Niederlande und Schweiz (28 bis 390 Kühe), die Anne Grothmann und Franz Nydegger von der Forschungsanstalt Tänikon (Schweiz) durchgeführt haben.


Neue Roboter-Welle?


Ob die Fütterungsroboter einen ähnlichen Durchmarsch wie die Melkroboter hinlegen werden, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass sie die Arbeitsbelastung auf einigen Betrieben deutlich entschärfen können. Knackpunkte sind hingegen die hohen Investitionskosten sowie die eingeschränkten Möglichkeiten zur Stallerweiterung. P. Liste

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