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Genomische Zuchtwerte: Halten die Versprechen?

Lesezeit: 5 Minuten

Mit der aktuellen Zuchtwertschätzung haben die ersten genomisch-selektierten Bullen geprüfte Zuchtwerte bekommen. Wie groß sind die Abweichungen? Dr. Stefan Rensing vom vit in Verden hat für Holsteins nachgerechnet.


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Die Einführung der genomischen Zuchtwerte (gZW) für die Rasse Holstein 2010 hat die Zuchtprogramme und den Bulleneinsatz radikal verändert. Heute werden etwa 70 % aller Besamungen mit nur-genomisch geprüften Bullen durchgeführt.


Im April 2015 haben die ersten Bullen, die ausschließlich aufgrund ihres gZW selektiert wurden, geprüfte Zuchtwerte erhalten. Zeit für eine Abrechnung: Erfüllen die genomischen Schätzungen von damals heute ihre Erwartungen?


Der erste Genomic-Jahrgang.

Für die Bewertung, ob die gZW ihre Versprechen halten, ist es wichtig, die Grundlagen der genomischen Zuchtwertschätzung zu kennen (siehe Kasten).


Spannend wird der Vergleich von gZW und töchterbasiertem Zuchtwert im aktuellsten töchtergeprüften Jahrgang geboren 2010. Dies sind jetzt die ersten Bullen, die ausschließlich genomisch selektiert waren und direkt auf Basis hoher gZW intensiv eingesetzt wurden.


Zwischen ihrer ersten Veröffentlichung als genomische KB-Bullen in 2011 und letztmaligen nur-genomischen Veröffentlichung im April 2014 liegen drei jährliche Basisabschreibungen (je etwa 2 Punkte RZG). Um diese Werte besser vergleichen zu können und weil es in den drei Jahren keinen Sicherheitszuwachs gab, wurde der letzte nur-genomische Zuchtwert (April 2014) als Vergleich zum aktuellen Wert (April 2015) genutzt. Insgesamt haben 374 Bullen mit nur gZW im April letzten Jahres inzwischen töchterbasierte Zuchtwerte für alle Hauptmerkmale.


Im Mittel basieren die aktuellen Zuchtwerte auf 152 Töchtern (davon 58 mit Exterieurbeurteilung). Unter der Berücksichtigung der Basisanpassung zeigen die Hauptmerkmale eine leichte Überschätzung der früheren gZW um 2 bis 3 Punkte. Diese nur kleine durchschnittliche Veränderung zeigt, dass das genomische Schätzsystem als Ganzes funktioniert.


Spanne von bis zu 23 Punkten:

Gezüchtet wird aber mit einzelnen Bullen, und deren Zuchtwertveränderungen sind für die Praxis entscheidend. Die Übersicht 1 zeigt die Veränderung im RZG für jeden der 374 Bullen. Punkte auf der Diagonalen stehen für Bullen, die heute einen exakt gleich hohen töchterbasierten wie früher nur-genomischen Zuchtwert haben. Punkte oberhalb bzw. unterhalb der Diagonalen sind Bullen, die gestiegen bzw. gefallen sind. Der Abstand zur Diagonalen zeigt die Höhe der Veränderung. Die jeweils seinerzeit und heute höchsten Bullen sind farblich markiert.


Über alle Bullen beträgt die Spanne der Zuchtwert-Veränderung zwischen den früheren gZW und den aktuellen töchterbasierten Zuchtwerte ± 6,6 Punkte RZG. Dabei reicht die Spanne von -23 für Bugarini (RZG 131 zu 108) bis +18 für Jetliner (RZG 115 zu 133). Die Ergebnisse für RZM und RZE sind sehr ähnlich, während die Zuchtwertveränderungen für RZS deutlich geringer sind (± 4,6 RZS). Für die Nutzungsdauer und die Töchterfruchtbarkeit haben diese jüngsten töchtergeprüften Bullen noch kaum Informationen.


Übersicht 2 zeigt das Ergebnis für die Top-10 nach nur-genomischem RZG im April 2014 ergänzt um weitere stark eingesetzte Bullen mit über 5 000 registrierten Nachkommen. Auch hier zeigt sich ein sehr ähnliches Bild wie für den Gesamtjahrgang. Im Mittel waren die gZW für RZM, RZE und RZG 2 bis 3 Punkte überschätzt. Dabei reicht die Spanne von der ehemaligen Nummer 1 (August 2011) Maxim mit -14 RZG bis zur aktuellen Nummer 1 aller geprüften Bullen, Maserati, mit +10 RZG.


Unter den am stärksten eingesetzten Bullen findet sich mit Genesis eine weitere ehemalige Nummer 1 (Dezember 2011), dessen -7 Punkte RZG sich in Grenzen halten. Weitere Bullen mit über 10 000 Nachkommen sind Monreal (-6 RZG) und Pioneer (± 0 RZG).


Risiko breit verteilen:

Die genomischen Zuchtwerte erfüllen die Erwartungen, auch in der Spitze. Dies aber nur unter der Vorrausetzung einer realistischen Erwartung, was die Konstanz von gZW mit 70 % Sicherheit angeht, wenn diese auf 90 % steigen. Und realistisch und erwartet sind auch einzelne Bullen, die sich bis über 20 Punkte verändern.


Die Schlussfolgerung für die Praxis ist daher klar: Risiko streuen! Innerhalb der eigenen Herde also immer mehrere genomische Bullen gleichzeitig einsetzen, die in das betriebliche Zuchtziel passen. Dabei sollten die Abstammungen möglichst verschieden sein.


Die genomischen Zuchtwerte beruhen letztlich auf den konventionellen Zuchtwerten der Lernstichproben-Bullen. Die können sich im Zeitablauf deutlich ändern. Zeigt sich, dass wichtige Bullenväter anhand ihrer frühen Töchter überschätzt waren – wie z. B. Planet oder Man-O-Man – so hat dies auch zu Überschätzungen der früheren gZW ihrer Söhne geführt.


Die Sicherheiten genomischer Vererber sind begrenzt und daher sollte man nicht jeden Zuchtwert-Punkt auf die Goldwaage legen. Bei der gegebenen begrenzten Sicherheit sind z. B. RZG 155 oder 150 kaum signifikant verschieden.


Genetisches Potenzial nutzen.

Über das Risiko darf man aber die Chancen nicht vergessen, die genomische Bullen eröffnen. Die in 2014 eingesetzten genomischen Vererber waren gegenüber den zeitgleich eingesetzten töchtergeprüften Vererbern über 18 Punkte RZG besser. Bei diesem Vorsprung fällt die leichte Überschätzung der gZW kaum ins Gewicht.


Die Zukunft bleibt aber spannend und laufende Praxisvalidierungen notwendig. Aktuell hat sich zwar der erste genomisch selektierte Jahrgang bewiesen. In den nächsten beiden Jahrgängen (2011/2012) war die genomische Selektionsintensität aber bereits deutlich höher als die 1 : 5 im aktuellen töchtergeprüften Geburtsjahrgang 2010 und damit das Niveau der Bullen insgesamt höher. Und danach bekommen erst die Bullen geboren ab 2013 Töchterzuchtwerte, deren Väter zum Zeitpunkt der Selektion selbst noch genomische Bullen waren.


Für die aktuellsten genomischen Jungbullen ist daher die Lernstichprobe mit töchtergeprüften Bullen eine Vätergeneration weiter entfernt als in der bisherigen Validierung. Ein weiterer Grund das Risiko zu streuen, und gleichzeitig die Chancen zu nutzen.

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