Gussasphalt auf den Laufgängen im Kuhstall kann ich heute nicht mehr reinen Gewissens empfehlen, erklärt Franz Heber vom Beratungsdienst Allgäu. Viele seiner Betriebe haben riesige Probleme mit Gussasphalt, einige haben ihn sogar schon nach vier bis fünf Jahren wieder aus dem Stall entfernt. Gussasphalt ist als Bodenbelag im Laufstall bei den Landwirten aufgrund der lang anhaltenden Rutschfestigkeit und der Hygieneeigenschaften sehr beliebt, obwohl der Boden recht teuer ist. Der Gussasphaltboden kostet zwischen 25 und 30 E pro Quadratmeter. Doch die böse Überraschung kommt oft schon nach drei bis vier Jahren: Die Bindemittel werden aus der Mischung ausgewaschen, übrig bleibt der raue Split. Gerade billige Asphaltmischungen zeigen das Aufrauen verstärkt. Das Resultat: Der Stallboden wird zum Reibeisen für die Klauen. Der Abrieb wird zu groß und die Klauenschäden nehmen dramatisch zu. Alte Böden kaum betroffen Tatsächlich scheint das Problem gerade in Süddeutschland zuzunehmen. Besonders die in den letzten fünf bis sechs Jahren eingebauten Böden zeigen erhöhte Verschleißerscheinungen und werden zum Reibeisen. Viele ältere Asphaltböden, die vor 15 bis 20 Jahren gelegt wurden, zeigen diese Mängel dagegen nicht. Über den Anteil der problematischen Gussasphaltböden werden unterschiedliche Angaben gemacht. In Norddeutschland gibt es kaum Probleme mit Gussasphaltböden. Frank Achelpöhler von der Rinderspezialberatung Wesermünde hat keine Probleme beim Gussasphalt gesehen. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil der problematischen Gussasphaltböden unter fünf Prozent, so Hans-Joachim Rohweder vom Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in Schleswig-Holstein. Im Süden und Osten dagegen gibt es teilweise gravierende Mängel. Thomas Heidenreich von der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft berichtet von bis zu 75 % zu rauer Asphaltböden. Die betroffenen Landwirte werden von der Industrie oft im Regen stehen gelassen. Die meisten Firmen kümmern sich nach der gesetzlichen Gewährleistungsfrist von zwei Jahren nicht mehr um die Betriebe, und bieten nur eine teure Grundsanierung an. Einige haben sich aus dem Stallbaugeschäft zurückgezogen und kümmern sich nur noch um den einfacheren Straßenbau, berichtet Franz Heber. Und nach der gesetzlichen Frist von zwei Jahren hat der Landwirt auch keine rechtliche Handhabe mehr. Ursachen noch unklar Die Industrie tappt, was die Ursachen der Auflösung das Asphaltes angeht, im Dunkeln. Betroffen sind nur die Gussasphaltböden im Laufgangbereich, bemerkt Heinz Günter Gerighausen von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Hier gibt es Einflussfaktoren, die die Hersteller einfach nicht in den Griff bekommen. Asphaltböden in Melk-ständen und Fahrsilos zeigen dagegen auch nach Jahren kaum Probleme. Ein weiteres Problem ist die nicht immer sachgemäße Verlegung der Böden. Gerade in Außenklimaställen können bei Frost ganze Brocken aus der Asphaltschicht herausbrechen. Josef Matig von der Beratungsstelle für Gussasphaltanwendung in Bonn gibt viele mögliche Ursachen für das Aufrauen an: Die ständige Feuchtigkeit, das häufige Abspritzen mit Hochdruckreinigern, der Einsatz von scharfen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, der Einsatz von Futterfetten, z. B im Rapskuchen. Beat Steiner von der FAT Tänikon in der Schweiz beobachtet auch große einzelbetriebliche Unterschiede: Oft haben wir beobachtet, dass sich Asphalt mit ähnlicher Rauheit auf einem Betrieb bewährt, während er auf dem nächsten Betrieb zu hohen Abrieb verursacht. Das hat oft Managementgründe wie Klauenpflege, Fütterung oder Genetik. Einen negativen Einfluss durch den Mistschieber konnten wir aber nicht feststellen. Das Hauptproblem beim Gussasphalt ist für Steiner aber die chemische Beständigkeit. Die zunehmenden Probleme mit den Gussasphaltböden weisen auf unterschiedliche Bitumenqualitäten hin. Die Hersteller haben bisher die chemische Aggressivität des Kot-Harn-Gemischs auf den Laufgängen unterschätzt, sagt Steiner. Das aus Rohöl gewonnene Bitumen sei ein Naturprodukt, ohne festgelegte Zusammensetzung und Eigenschaften. Deshalb experimentieren wir auch zusammen mit der Gussasphaltindus- trie an weiteren fest definierten Zusatzstoffen wie Elastomere um eine stabilere Gussasphaltmischung erstellen zu können. Dort sehen die Ergebnisse bislang sehr zufriedenstellend aus. Sanierung Betroffenen Landwirten bleibt nur das Abschleifen der rauen Oberfläche oder die komplette Grundsanierung der Böden durch Neuasphaltierung oder das Belegen mit Gummimatten. Für Neuasphaltierungen und Sanierungen empfiehlt Beat Steiner, die Anforderungen an den Asphalt beim Hersteller genau anzugeben. Dazu gehören auch Angaben über den Standort des Stalles, Stalltyp (Warmstall, Außenklima), Tierart und Gewicht. Der Belag muss u. a. eine hohe Verschleißfestigkeit gegen Fettsäuren aufweisen. Dies erfordert säurefeste Bestandteile, vor allem den Verzicht auf Kalkfüller. Eine günstigere Lösung ist das Abschleifen der zu rauen Flächen. Nach dem Abschleifen hat man aber nach drei bis vier Jahren wieder dasselbe Problem mit rauem Asphalt, meint Franz Heber. Heinz Günter Gerighausen gibt weiter zu bedenken: Kurz nach dem Abschleifen kann es zu massiven Problemen kommen mit in die Klaue eingetretenem Asphaltsplit. Das sollte man nicht unterschätzen! Nach dem Abschleifen sollte deshalb die Lauffläche gut gereinigt werden, um alle abgelösten Partikel auszuschwemmen. Eine Sanierung mit Beton kommt oft nicht in Frage. Wenn die Asphaltschicht nur 3 bis 4 cm dünn war, ist das für eine Betonschicht zu wenig, meint Jörn Menning von der Landesanstalt für Landwirtschaft Sachsen-Anhalt. Bei der Grundsanierung sollte man nicht vergessen, dass auch die Höhe der Mistschieber und Boxenkanten beachtet werden muss. Oft kommt dann nur noch ein neuer Gussasphalt in Frage. Fazit Gussasphaltböden können schon nach drei bis vier Jahren so weit aufrauen, dass die Klauen geschädigt werden. Mit den Folgeschäden müssen die Landwirte alleine klar kommen. Die Industrie hat zurzeit keine Lösung für das Problem parat. Solange dies der Fall ist, sollte auf Gussasphalt im Stall besser verzichtet werden.
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