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„Immer auf der Hut sein“

Lesezeit: 8 Minuten

Die Agrargenossenschaft Karstädt zählt bei der Euter-gesundheit zu den besten Milcherzeugern in Brandenburg. Bei ihren 1 300 Kühen lässt sie erst gar nichts anbrennen.


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Die Laktationsleistung der Milchkühe in der Agrargenossenschaft Karstädt (Brandenburg) ist in den letzten beiden Jahrzehnten enorm gestiegen. Im Vorjahr gaben die 1 300 Kühe im Durchschnitt 10 497 kg Milch mit 3,99 % Fett und 3,38 % Eiweiß.


Was dieses Unternehmen besonders auszeichnet, ist der beachtliche Anteil an langlebigen Kühen. So hat der Rinderzuchtverband schon sechs Kühe ausgezeichnet, die über 100 000 kg Milch gaben. Aber auch viele andere Kühe kommen bereits auf fünf und mehr ­Laktationen.


Die Kühe sind in der 1930er?Milch-viehanlage untergebracht, die 1977 errichtet und zwischenzeitlich modernisiert worden ist. Neu gebaut wurde ein Liegeboxenlaufstall mit 364 Plätzen, wo die Tiere in der Frühlaktation unterkommen. Vor gut zwei Jahren wurde ein neues Melkkarussell (Außenmelker) mit 60 Plätzen installiert.


Neben hoher Leistung legt man in der Agrargenossenschaft Karstädt besonderen Wert auf eine gute Eutergesundheit der Kühe, was sich in einer relativ niedrigen Zellzahl niederschlägt. So lag die Zellzahl in der Ablieferungsmilch in den letzten zwölf Monaten zwischen 130 000/ml und 166 000/ml, was für große Milchviehanlagen ein Spitzenergebnis darstellt und sich in Preiszuschlägen niederschlägt.


Als Gründe für die hohe Milchleistung und -qualität sowie die lange Nutzungsdauer nennt Anlagenleiter Bodo Wegt neben guter Genetik und gewissenhafter Betreuung vor allem die wiederkäuer- und leistungsgerechte Fütterung, die Stallhygiene, die Melkroutine, sowie die tierartgerechte Haltung in allen Altersgruppen.


Futter: Grundration muss stimmen


Vor allem Fütterungsfehler und verdorbenes Grundfutter machen sich in höheren Zellzahlen und sinkenden Milchleistungen bemerkbar. Um dies zu vermeiden, legt die Agrargenossenschaft großen Wert auf die Erzeugung von hochwertigen Mais- und Grassilagen. Im vergangenen Jahr fehlte es zwar infolge ungünstiger Witterungsbedingungen in manchen Partien an Energie, doch die Siliernoten waren durchweg gut.


Um die Anschnittflächen klein zu halten, werden grundsätzlich nur ein Mais- und ein Grassilo geöffnet. Die Entnahme erfolgt mit einer Silozange, um den Stapel nicht aufzulockern und Nacherwärmung zu vermeiden. Randschichten und Schimmelnester werden entsorgt. Als Kraftfutter dienen Trockenschnitzel, Soja- und Rapsextraktionsschrot sowie Milchviehmischfutter. Alle Rationen enthalten mehr oder weniger Stroh. Das regt die Pansen- und Wiederkautätigkeit an. „Seitdem wir auch in die Rationen der Hochleistungsgruppe Strohhäcksel einmischen, kommt es weniger zu Stoffwechselstörungen und Folgeerkrankungen wie Klauen- und Euterentzündungen“, versichert Wegt.


Die Kühe sind in fünf Fütterungsgruppen unterteilt (Frischmelker, Hochleistende, Niedrigleistende, Trockensteher und Vorbereiter). Die Rationen werden bedarfsgerecht im Futtermischwagen bereitet und automatisch über Kopffütterung in die Krippe befördert. Die Bänder laufen achtmal am Tag, sodass die Rinder immer wieder frisches Futter erhalten und somit viel fressen.


Die Kühe der Hochleistungsgruppe, und dazu zählen die meisten, nehmen zwischen 22 und 23 kg Trockenmasse je Tier und Tag auf. „Pülverchen verhelfen da kaum zu höherer Futteraufnahme, die Grundration muss stimmen“, ist Wegt überzeugt.


Melken: Rund um die Uhr


Das alte Melkkarussell, technisch aufgerüstet, drehte sich über drei Jahrzehnte. Vor gut zwei Jahren wurde es durch einen Außenmelker mit 60 Plätzen ersetzt. Dort können nun pro Stunde zwei Personen über 240 Kühe melken. „So ausgereift die Technik auch ist, entscheidend ist die Melkroutine und Arbeitsorgansation“, sagt Wegt. In Karstädt werden grundsätzliche alle Kühe dreimal täglich gemolken. Sechs Melker und ein Techniker teilen sich die Arbeit. Die Kühe sind in Gruppen mit ca. 90 Tieren eingeteilt und verlassen zum Melken höchstens eine Stunde ihr Abteil.


Jeweils zwei Personen arbeiten am Melkkarussell. Die Arbeit mit Gummihandschuhen am Euter gehört zur Selbstverständlichkeit. Die erste Person ist für das Vormelken und die Sekretprüfung sowie die Euterreinigung verantwortlich. Dabei wird für jede Kuh ein frisches Feuchttuch verwendet, wodurch eine Keimübertragung von Euter zu Euter vermieden wird. Die gebrauchten Tücher werden gesammelt und in der Nähe des Karussells mit Hilfe einer Waschmaschine wieder gereinigt.


Die zweite Person setzt das Melkzeug an. Wenn sich Flocken im Vorgemelk zeigen, wird ein Stopfen an den Melkbecher angesetzt und das betroffene Viertel nicht gemolken. So kann keine Milch aus einem kranken Viertel mit hohem Zellgehalt in den großen Tank fließen. Die betroffene Kuh wird am Ausgang des Karussells separat geleitet und dann entsprechend versorgt und behandelt.


Die Melkzeugabnahme erfolgt automatisch. Damit ist aber die Prozedur noch nicht abgeschlossen. Bevor die Kühe das Karussell verlassen, erfolgt das Dippen. „Auf diesen Vorgang können wir auf keinen Fall verzichten“, sagt Wegt. Die Zitzenkanäle sind noch geöffnet, wenn die Kühe in den Stall kommen und sich hinlegen. Eine Keim-übertragung ist dann nicht ausgeschlossen. Der neue Dipproboter arbeitet recht präzise. Sein Arm gleitet computergesteuert unter das Euter und benetzt dann mit einem Dippmittel die Zitzen. Diese Arbeit müsste sonst von einer Person per Hand erledigt werden.


Boxenpflege: Gründlich reinigen


Die große 1930er-Milchviehanlage war einst sehr beengt und als Warmstall konzipiert. Daran hat sich nun in Karstädt viel verändert. Anfang der 1990er Jahre wurde aufgrund der begrenzten Milchquote und der steigenden Leistung der Kuhbestand nahezu halbiert, sodass man ausreichend Platz für die verbliebenen Tiere hatte und auch noch Jungrinder im großen Stall unterbringen konnte. Schrittweise wurden die Spaltenböden erneuert und die Liegeflächen vergrößert, die inzwischen alle mit Komfortmatten ausgelegt sind.


Damit die Klauen trocken und die Kühe sauber bleiben, werden nun bei jedem Melkdurchgang die Fress- und Laufgänge mit einem Minitruck abgeschoben. Neben der täglichen Reinigung werden zweimal wöchentlich die Liegeflächen mit einem Kalkgemisch bestreut. Das trägt zur Desinfektion der Liegeflächen bei und verhindert vor allem die Keimübertragung von einem Euter zum anderen. „Seitdem wir so verfahren, sind die Eutererkrankungen deutlich zurückgegangen“, versichert Anlagenleiter Wegt.


Zum besseren Stallklima hat aber auch beigetragen, dass Tore und Dachfenster geöffnet wurden und viel Luft auch mit Hilfe von Ventilatoren in den Kompaktbau strömen kann. Und was den Kuhkomfort betrifft, sorgen neben Komfortmatten auch rotierende Kuhbürsten für das Wohlbefinden der Tiere. Auch das hat Leistung und Gesundheit verbessert.


Gesundheit: Euterkranke Kühe werden separiert


Durch Umbaumaßnahmen in der alten Milchviehanlage haben sich die Haltungsbedingungen verbessert. Trotz aller Sorgfalt gibt es aber immer wieder euterkranke Tiere. Die Ursachen dafür sind Schwankungen in der Grundfutterqualität. Hitzeperioden bedeuten auch Stress für die Kühe und schwächen das Immunsystem. Wenn dann noch pathogene Keime hinzukommen, sind Euterentzündungen und andere Erkrankungen nicht auszuschließen.


Kühe, die Zeichen von Euterentzündungen aufweisen und Flocken in der Milch auf entzündliche Prozesse hinweisen, werden gesondert aufgestallt. Als große Hilfe bei der Erkundung von euterkranken Tieren erweist sich die monatliche Milchleistungskontrolle, bei der auch die Zellzahl in der Milch jeder einzelnen Kuh ermittelt wird. Außerdem wird das elektronische Managementprogramm Herde nicht nur genutzt, um brünstige Tiere zu entdecken. Die täglichen Aufzeichnungen über Milchleistung und Bewegungsaktivitäten helfen auch, auffällige Tiere herauszufinden, bei denen sich Euterentzündungen anbahnen. „Um da schneller reagieren zu können, wollen wir demnächst noch die Leitfähigkeit der Milch von jedem Gemelk erfassen“, berichtet der Anlagenleiter. „Was die Eutergesundheit betrifft, da muss man immer auf der Hut sein.“


Auffällige Kühe werden genau unter die Lupe genommen. Als erstes wird ein Schalmtest vorgenommen. Wenn sich hier Sekretveränderungen nachweisen lassen, werden die Kühe in Absprache mit dem Tierarzt behandelt. Bei schweren oder wiederholten Euterentzündungen werden zusätzlich Resistenztests veranlasst und die Kühe mit entsprechenden Antibiotika behandelt. Die Milch von diesen Kühen kommt erst wieder in den Sammeltank, wenn nach einem Test keine Hemmstoffe mehr nachgewiesen werden. Tiere, die in ihrer letzten Laktation mehrmals eine schwere Mastitis hatten oder wo keine Medikamente mehr anschlagen, werden nicht wieder belegt.


Kontrolle der Trockensteher:

Das Trockenstellen erfolgt unabhängig von der Leistung abrupt. Allerdings versichert man sich, dass die Kühe eutergesund sind. Nach dem letztmaligen Melken werden die Kühe, die erhöhte Zellzahlen haben, mit einem Trockensteller behandelt und die Zitzen versiegelt. Unauffällige Tiere werden nur versiegelt. Während der Trockenstehperiode werden die Euter der Kühe noch mehrmals kontrolliert. Schließlich sollen die Tiere gesund zum Kalben kommen.


Alle Kälber erhalten nach der Geburt ein Kolostrum von gesunden Kühen. Nach dieser Periode erhalten sie Milchaustauscher. Belastete Milch wird entsorgt und nicht an Kälber vertränkt. Nach Meinung von Wegt ist dies auch ein Grund dafür, dass in Karstädt nur selten Färsenmastitis auftritt.


Bisher hat die Agrargenossenschaft überschüssige Jungkühe verkauft. Da in einem Jahr die Milchquote wegfällt, will man dann den Kuhbestand aus eigener Reproduktion weiter aufstocken. Dazu wird künftig jedes Tier gebraucht. Ein neuer Jungrinderstall ist inzwischen fertiggestellt und in der alten Milchviehanlage werden weitere Plätze mit mehr Kuhkomfort geschaffen. Fritz Fleege

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