Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Start der Ernte 2024 Agrarpaket der Bundesregierung Pauschalierung

Aus dem Heft

In die Fresseraufzucht investieren?

Lesezeit: 7 Minuten

Viele Bullenmäster kaufen Fresser zu, weil sie die Kälber nicht selbst aufziehen wollen. Worauf kommt es bei der Fressererzeugung an? Wie rechnen sich Investitionen in diesen Betriebszweig?


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Entwöhnung der Kälber von der Milchtränke ist die heikelste Phase in der Bullenmast. Viele Bullenmäster machen die Aufzucht der ca. 80 kg schweren Kälber bis zum Fresser mit rund 210 kg zwar noch selbst. Aber die Arbeitssteilung nimmt auch in der Rindermast zu.


Vor allem Neueinsteiger in die Bullenmast und Wachstumsbetriebe kaufen zunehmend fertige Fresser zu. Das wiederum eröffnet spezialisierten Fressererzeugern neue Einkommens­chancen.


Doch wie interessant ist die Fressererzeugung tatsächlich? Und von welchen Faktoren hängt ihre Wirtschaftlichkeit ab? Antworten darauf geben die Auswertungen des Landeskuratoriums für tierische Veredelung in Bayern (LKV). Dessen Berater erheben im Rahmen der Leistungsprüfung jährlich die Daten von 35 000 Fressern und werten sie aus.


Mit gut drei Viertel der variablen Kosten hat der Kälbereinkauf einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg des gesamten Produktionsverfahrens (Übersicht 1). Infrage kommen für die Fressererzeuger in Bayern hauptsächlich frohwüchsige Kälber der Rasse Fleckvieh oder Mastkreuzungen.


Das Futter beansprucht weitere 17 % der variablen Kosten. Davon entfallen wiederum rund 60 % auf den Milchaustauscher. Ein geringerer Verbrauch an Milchaustauscher kann die Futterkosten wesentlich senken. Allerdings muss dann die Versorgung mit Energie und Eiweiß über Kraftfutter und energiereicher Maissilage sichergestellt werden.


Kälberstarter und Grundfutter – das sind rund 4,5 dt Maissilage und 0,35 dt Heu pro Tier – schlagen mit 4 bzw. 3 % der Kosten zu Buche.


Beim Einsatz einer Trocken-TMR auf Grundlage von Kraftfutter und Heu in der Tränkephase entfällt das tägliche Futtermischen, ohne dass damit zwangsläufig Leistungseinbußen auftreten. Den arbeitswirtschaftlichen Vorteilen stehen jedoch etwas höhere Kosten als bei einer TMR mit Maissilage gegenüber.


1 % Verlust kostet 9 €/Tier:

Große Bedeutung kommt der Gesunderhaltung der Tiere zu, weil Verluste unmittelbar auf den Gewinn durchschlagen. Spitzenbetriebe liegen bei rund 1 % Verlust. Jedes Prozent mehr verursacht Mindererlöse von rund 9 € pro Tier.


Gefährlich sind hauptsächlich die ersten Wochen nach dem Zukauf. In der Regel stammen die Kälber aus vielen unterschiedlichen Herkunftsbetrieben und sind vom Transport geschwächt. An einer sorgfältigen Gesundheitsvorsorge und -überwachung mit konsequenten Hygienemaßnahmen führt deshalb in spezialisierten Betrieben kein Weg vorbei. Der Trend geht hier zum Rein-Raus-Verfahren mit Reinigung und Desinfektion und einer einwöchigen Stallruhe zwischen den Durchgängen.


Neben der Tiergesundheit entscheiden viele weitere kleine Stellschrauben über den wirtschaftlichen Erfolg der Fressererzeugung. Ein wichtiger Faktor sind z. B. die Energiekosten (Heizung, Strom), die zusammen mit Hygiene­mitteln, Wasser, Beiträgen und Gerätekosten zum Kostenblock „Sonstiges“ gehören. Laut der bayerischen LKV-Auswertungen liegen hier oberes und unteres Viertel um 24 €/Tier auseinander (Übersicht 2 auf Seite R 38).


Bei den Positionen Einstellwert, Aufzucht, Kraftfutter und Bruttoerlös beträgt die Differenz jeweils rund 10 € pro Tier. Die täglichen Zunahmen reichen in der Viertelauswertung von 1 127 bis 1 200 g.


In der Summe führt das zu einer Überlegenheit der Spitzenbetriebe bei den DkfL von 73 € pro Tier gegenüber dem unteren Viertel.


Die Direktkostenfreie Leistung pro Futtertag bewegt sich bei den LKV-Betrieben zwischen 0,80 und 1,57 €. Im Mittel liegt sie bei 1,20 € pro Futtertag und damit deutlich über den Ergebnissen der anderen Rindermastverfahren (Übersicht 3).


So erreichen Bullenmäster je nach Verfahren im Durchschnitt eine Direktkostenfreie Leistung von 0,91 bis 1,01 € pro Futtertag. Mit der Ochsen- und Färsenmast verwertet sich der Stallplatz deutlich schlechter.


Welche Tiere eignen sich?

Der Mäster erwartet beim Fresserzukauf gesunde, wüchsige Tiere, einheitlich nach Alter und Gewicht. Großgruppen haben außerdem den Vorteil, dass die Tiere über einen einheitlichen Gesundheitsstatus verfügen und zügig weiterwachsen.


Die Verkaufsgewichte liegen in der Regel über 200 kg. Für den Fressererzeuger kann die Kombination mit der Bullenmast vorteilhaft sein, weil er dann leichter einheitliche Fressergruppen für den Verkauf zusammenstellen und optimale Verkaufserlöse erzielen kann.


Überschwere oder zu leichte Tiere werden im eigenen Betrieb ausgemästet. Außerdem sorgt die Bullenmast für einen schnelleren Vorschub im Silo und somit für weniger Nacherwärmungen der Maissilage.


Die Fressererzeuger können sich die Kälber auf unterschiedlichen Wegen beschaffen. Preisbildend sind aber die Auktionen der bayerischen Rinderzuchtverbände.


Engpässe bei der Tierbeschaffung kann es dann geben, wenn vor Ort größere Stückzahlen von sehr leichten oder sehr schweren Kälbern gesucht werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Bestand an Fleckviehkühen nach dem Auslaufen der Milchquote weiterentwickeln wird. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Anzahl mastfähiger Kälber in Zukunft eher weiter zurückgehen wird.


Für den Bullenmäster stellt sich die Frage, ob er die Kälberaufzucht im eigenen Betrieb in die Hand nimmt oder fertige Fresser zukauft. Die Mast ab Kalb hat zwar gegenüber der Mast ab Fresser bei der Direktkostenfreien Leistung einen Vorteil von rund 35 € pro Stallplatz und Jahr.


In diesem Fall müssen die Betriebe allerdings zweigleisig fahren und für Aufzucht und Mast Arbeitszeit und Stallkapazitäten vorhalten. Zudem müssen sie in beiden Produktionsabschnitten über Spezialwissen verfügen.


Will ein Mäster die Aufzucht seiner Kälber ausschließlich selbst durchführen, zieht ein Wachstumsschritt in der Bullenmast automatisch auch eine Investition in der Aufzucht nach sich. Kostendegressionen sind in beiden Produktionsverfahren dann nur eingeschränkt möglich.


Die Investitionen in die spezialisierte Fressererzeugung waren in den letzten Jahren in Bayern überschaubar. Von 2009 bis 2013 wurden über die einzelbetriebliche Investitionsförderung 38 Vorhaben bewilligt. Insgesamt entstanden dabei rund 5 900 Stallplätze mit einer Streuung von 44 bis 500 Plätzen.


2 650 € pro Stallplatz:

Die Investitionskosten pro Stallplatz lagen im Durchschnitt bei 2 650 € inklusive Mehrwertsteuer, allerdings mit einer großen Streuung. Die Spannbreite reichte dabei von 1 600 bis 3 900 € brutto. Wesentliche Einflussfaktoren auf die Kosten pro Stallplatz sind das Stallsystem, die technische Ausstattung und die Stallgröße (größere Kostendegression).


Die meisten Fressererzeuger setzen beim Stallsystem auf eine voll klimatisierte Baulösung mit Gülletechnik. Den höheren Baukosten stehen die Vorteile eines konstanten Stallklimas für die Tiergesundheit und der geringere Arbeitszeitbedarf gegenüber. Auch darf der Arbeitsaufwand für die Strohbergung und die Festmistkette nicht unterschätzt werden.


In Bayern werden derzeit nur wenige Vorhaben als Außenklimastall realisiert. Bei entsprechender Bestandsführung und Produktionstechnik sind aber auch mit diesem Verfahren vergleichbare Leistungen zu erzielen.


In Abhängigkeit von den DkfL und den Baukosten ergeben sich in einer Modellrechnung Gewinnbeiträge aus der Fressererzeugung von 41 bis 333 € pro Stallplatz und Jahr (Übersicht 4). Bei der Ermittlung der jährlichen Gebäudekosten wurden 25 Jahre Nutzungsdauer, 5 % Zinsansatz von den halben Baukosten und 1,5 % für Unterhalt und Versicherung unterstellt.


1,5 bis 4 Akmin/Tier:

Der Arbeitsaufwand reicht in der Fressererzeugung je nach Technisierungsgrad von 1,5 bis 4 Akmin pro Tier und Tag bzw. 9 bis 22 Akh pro Platz und Jahr. Die untere Grenze lässt sich aber nur in vollklimatisierten Ställen mit modernster Fütterungstechnik erreichen. Dazu gehört z. B. eine TMR-Mischanlage und ein elektrisch angetriebener Verteilwagen. Bei sehr guter Produktionstechnik lassen sich in diesen Fällen auch Stundenverwertungen von über 20 € erzielen.


Weitere Kalkulationshilfen zur Wirtschaflichkeit der Fressererzeugung finden Sie unter www.stmelf.bayern.de/idb


Auch wenn sehr effizient gearbeitet wird, darf der Arbeitsaufwand für die Fresserproduktion nicht unterschätzt werden. So benötigt ein Stall mit 200 Plätzen zwischen 2 000 und 4 000 Arbeitstunden pro Jahr. Die spezialisierte Fressererzeugung kommt deshalb vor allem für Betriebe infrage, die über freie Arbeitskapazität verfügen.


Ein großer Vorteil der Fressererzeugung ist der geringe Flächenbedarf. So reicht ein Hektar Silomais je nach Ertrag für 25 bis 30 Fresserplätze aus. Weil der Grundfutterbedarf so gering ist, lässt sich die Fresseraufzucht auch auf Grenzlagen für Silomais betreiben.

Die Redaktion empfiehlt

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.