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Irland: Oben ohne bei Wind und Wetter

Lesezeit: 7 Minuten

Viele irische Rinderhalter halten ihre Herde das ganze Jahr über draußen. Damit die Rinder die Grasnarben nicht zerstören, stehen sie bei nasser Witterung auf Hackschnitzel-Plätzen.


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Die ganzjährige Außenhaltung von Rindern ist in Irland weit verbreitet. Die klimatischen Voraussetzungen sind günstig. Schnee- und Frostperioden sind in der Regel nicht von langer Dauer. Einzig die hohen Regenmengen können die Weidehaltung zeitweise erschweren.


Doch viele Farmer wollen auch in nassen Perioden und im Winter nicht auf die Außenhaltung verzichten: Sie berichten von einer ausgezeichneten Tiergesundheit. Auch sparen sie viel Geld, weil keine Investitionen für einen Stallbau anfallen. Sie haben die Grasflächen mit Treibwegen und Entwässerungsanlagen optimiert, sodass eine Weidesaison von Februar bis November möglich ist.


Narbenschäden verhindern:

Schwerwiegende Schäden der Grasnarbe auf den Überwinterungsflächen sind unvermeidbar. So entstehen Kosten für die Neuansaat. Zudem gerät die winterliche Außenhaltung auch aus Naturschutzgründen, z. B. wegen der Verschmutzung von Wasserläufen, in die Kritik.


Deshalb setzen mehr und mehr Landwirte auf die Überwinterung auf einem mit Hackschnitzeln eingestreuten Platz im Freien. In Irland wird der auch „out wintering pad“, oder „woodchip pad“ genannt. Darauf stehen vor allem trockenstehende Mutterkühe und Milchkühe sowie Mastrinder.


Ziel ist es, den Rindern eine trockene Liegefläche zu bieten. Die Hackschnitzel sollen nicht kompostieren, sondern als Filter dienen: Das Holz saugt den Großteil der Feuchtigkeit auf und trennt Feststoffe ab. Eine undurchlässige Folie unter der Einstreu verhindert das Versickern von Jauche ins Grundwasser. Drainagen leiten die Flüssigkeiten ab.


Landwirte und Berater haben das Konzept über die letzten Jahre entwickelt. Wie ein gut angelegter Hackschnitzel-Platz aussieht, zeigt der Demonstrationsbetrieb Greenfield Dairy in Kilkenny. 350 Milchkühe stehen hier nach der Weidesaison für etwa drei Monate statt auf der Weide oder im Stall auf dem Überwinterungs-Platz.


Futtertisch mit Laufgang:

Der Platz ist von einem 87 m langen Futtertisch mit planbefestigtem Laufgang abgegrenzt. So dient die Hackschnitzel-Auflage lediglich als Liegefläche. Dr. Padraig French, Berater bei der staatlichen Beratungsorganisation Teagasc, erklärt warum: „Früher bauten viele Landwirte den Platz ohne Futtertisch. Dann kam es zu hohen Ansammlungen von Fäkalien, die sich kaum noch managen ließen.“


Daher empfiehlt er Interessierten, einen separaten Futtertisch anzulegen. Ein Großteil der Gülle bleibt so dem Hackschnitzel-Bereich fern. Die Gülle lässt sich vom Laufgang abschieben und direkt in eine Lagune leiten.


Der Futtertisch in Greenfield ist über die gesamte Breite des Platzes zugänglich. So entstehen keine stark frequentierten Engstellen, die zu Morast oder Pfützen führen.


Abigail Ryan ist ebenfalls Beraterin bei Teagasc und unterstützt Landwirte beim Anlegen der Hackschnitzel-Plätze. „Wichtig ist es, ausreichend Fläche für den Platz einzuplanen“, mahnt sie.


Denn hier gilt genauso wie beim Strohstall, je mehr Platz pro Tier vorhanden ist, desto seltener ist ein Austausch der Hackschnitzel nötig. Ohne Futtertisch und planbefestigten Laufgang rechnet Ryan für Milchkühe mindestens eine Fläche von 12 m2, für Mutterkühe 10 m2 und für Jungrinder (1 bis 2 Jahre) von 8 m2 ein. Der Platz auf Greenfield Dairy ist 4 210 m2 groß und bietet so pro Kuh etwa 12 m2 Liegefläche.


In mehreren Schichten:

Die Plätze werden in der Regel in mehreren Schichten angelegt und mit einem Drainage-System ausgestattet (siehe Übersicht). Für den Bau gibt es verschiedene Varianten.


Der Platz auf Greenfield Dairy ist zunächst mit einer undurchlässigen Folie unterlegt, die von einem durchlässigen Vlies geschützt wird. Eine etwa 35 cm hohe Lehmschicht ist wellenförmig darauf geschichtet. In den etwa 15 cm tiefen Lehm-Kuhlen liegen im Abstand von etwa 3 m Drainage-Rohre. Diese leiten alle Flüssigkeiten zur nahegele-genen 4 100 m3 fassenden Güllelagune.


Die perforierten Rohre haben einen Durchmesser von 80 bis 100 mm und sind mit einem Gefälle von 2 % verlegt. Vom hinteren Ende lassen sie sich mit Wasser durchspülen. Über den Rohren liegt grober Schotter, der die Drainage-Wirkung verbessert.


Eine mindestens 50 cm hohe Schicht mit Hachschnitzeln bildet den Abschluss. Diese soll Flüssigkeiten aufsaugen beziehungsweise nach unten weiterleiten.


Bei der Auswahl der Hackschnitzel gibt es zwei Varianten. Sehr grobe Hackschnitzel mit einer Länge von 7 bis 10 cm und einer Breite von 5 bis 7 cm haben den Vorteil, dass sie feste Bestandteile des Kotes mit dem Wasser gut in die tieferen Schichten der Hackschnitzel-Auflage auswaschen. Der obere Bereich bleibt länger sauber und muss nicht so oft ausgetauscht werden. Nachteile sind hier eine Tendenz zu Klauenverletzungen und der schlechten Verrottbarkeit der groben Hackschnitzel.


Daher kombinieren Rinderhalter meist grobe und feine Einstreu. Den unteren Bereich befüllen sie mit groben Hackschnitzeln bis zu einer Höhe von 30 cm. Darüber schichten sie 20 cm mit 2 bis 3 cm großen Schnitzel. Die kleineren Stücke gewährleisten einen höheren Komfort für die Tiere. Außerdem saugen sie Feuchtigkeit besser auf. Sie neigen aber auch zum Verschmutzen und werden gegebenenfalls ausgetauscht.


Was tun bei Verschmutzung?

Versuche haben gezeigt, dass die Bearbeitung mit einem Grubber von stark verschmutzten Hackschnitzel-Bereichen wenig Wirkung zeigt. In einem solchen Fall tragen die Landwirte die Oberschicht ab und füllen diese mit frischen Hackschnitzeln neu auf. Beginnt das Auftreten von Moraststellen erst gegen Ende des Winters, überbrücken einige Betriebe die restlichen Wochen bis zum Weideaustrieb mit Stroheinstreu.


Den Hackschnitzel-Platz befahren die Rinderhalter nur im äußersten Notfall mit Schlepper oder ähnlich schweren Geräten. Das könnte die Einstreu stark verdichten und sich negativ auf die Aufnahmekapazität der Hackschnitzel auswirken. Muss die obere Schicht noch während der Nutzung erneuert werden, erledigen die Landwirte das mit möglichst leichtem Gerät.


Sowohl die Gülle vom Laufgang als auch die mit der Drainage anfallende Jauche inklusive Regenwasser werden in Güllelagunen aufgefangen. Einige Betriebe trennen die Gülle von der Jauche und verregnen die flüssige Jauche auf hofnahen Flächen.


Untersuchungen haben ergeben, dass nur 5 bis 10 % des von den Rindern eingebrachten Stickstoffs und Phosphors ausgewaschen werden. Die Hackschnitzel-Auflage selbst hat somit einen hohen Nährstoffgehalt. Sehr grobe Hackschnitzel sind für die Ausbringung auf dem Grünland nicht geeignet. Selbst für den Acker werden sie zunächst kompostiert, um die Verrottung zu beschleunigen. Feinere Hackschnitzel lassen sich direkt auf dem Grünland ausbringen.


Bei Trocken- oder Frostperioden trocknet der Kot oder friert an der Oberfläche des Platzes ein. Bei Regen- oder Tauwetter reicht die Feuchtigkeit nicht aus, die aufgebauten Kotmengen in die tieferen Schichten der Hackschnitzel-Auflage auszuwaschen. Der Platz kann sich so binnen weniger Tage in eine Morastfläche verwandeln. Deshalb bringen die irischen Landwirte ihre Rinder für diese Zeit auf nah gelegene Weideflächen. Den planbefestigten Futtertisch nutzen sie weiter.


Der Hackschnitzel-Platz eignet sich nicht nur für die Überwinterung, sondern auch als Ausweichplatz an nassen Frühjahrs- oder Herbsttagen. So überbrücken einige Rinderhalter Regenperioden und vermeiden Narbenschäden.


Preise steigen.

Im Vergleich zu einem Laufstall sind die Baukosten eines Hackschnitzel-Platzes deutlich niedriger. Je nach Eigenleistung, Lage und Ausstattung belaufen sie sich auf 400 bis 700 € je Kuhplatz. Doch auch der laufende Betrieb hat seinen Preis.


So sind für die Ausbringung der Gülle höhere Ausgaben nötig. Ferner müssen die Aufwendungen für die Kompostentsorgung und den Kauf neuer Hackschnitzel in Rechnung gestellt werden. Die Schnitzel kosten derzeit etwa 10 € pro m³ und sind in den letzten Jahren erheblich teurer geworden. Sollten sich die Hackschnitzel-Preise in Irland weiter erhöhen, schrumpfen die Vorteile.


Benedikt Rodens

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