In Deutschland müssen Kuhställe zwar keinen Temperaturbereich von 70°C abdecken. Aber selbst in Norddeutschland liegt die Außentemperatur im Schnitt an 100 Tagen pro Jahr über 20°C, im Jahr 2018 waren es sogar 150 Tage. Mit wachsender Milchleistung steigt zudem die metabolische Wärmeentwicklung der Tiere und die Gefahr von Hitzestress.
Hinzu kommt, dass bei Neubauten behördliche Auflagen oft die Stallposition festlegen. Ist dieser nicht zur Hauptwindrichtung ausgerichtet, funktioniert die natürliche Trauf-First-Lüftung nicht optimal. Ein Hybridstall kann daher auch in Deutschland eine sinnvolle Option sein.
Laufende Kosten steigen
Wer auf einen Hybridstall setzen will, muss mit erhöhten Baukosten rechnen.
Die Seitenwände müssen für die Lüfter höher sein. Wegen des im Vergleich zu Wisconsin milden Wetters kann jedoch die Dämmung des Stalldachs entfallen, ebenso der Firstverschluss.
Am Beispiel eines vierreihigen Stalles für 320 Tiere mit 80 Traufventilatoren und fünf Horizontallüftern haben wir die Kosten geschätzt (Übersicht 2). Für die Anschaffung der Traufbelüftung kalkulieren wir 1000 € je Ventilator inklusive der Montage. Abgeschrieben auf zehn Jahre, ergibt dies eine Belastung von 25 € je Kuh und Jahr. Weitere 6,25 € je Kuh und Jahr kosten Kauf und Einbau der Großraumventilatoren in der Stallmitte.
Hinzu kommen insbesondere laufende Kosten für den erhöhten Strombedarf der Lüftungstechnik. Da die Ventilatoren nur phasenweise in Betrieb sind, nehmen wir zur Berechnung 100 Tage im Jahr mit mehr als 18°C bei einer täglichen Laufzeit von zwölf Stunden an. Je ein Drittel der 100 Tage sind mit Ventilatorauslastungen von 33 bis 100 % geschätzt. Bei unter -3°C im Winter und über 22°C im Sommer fließen die Horizontallüfter in die Berechnung ein.
Daraus ergibt sich ein jährlicher zusätzlicher Strombedarf von rund 26705 kWh bzw. 83,4 kWh pro Kuh. Bei Nettostromkosten von 25 Cent/kWh ist jede Kuh somit mit 20,86 € pro Jahr belastet. Je nach Wetter und geografischer Lage des Betriebes können die laufenden Kosten nach oben und unten abweichen.
Einen Hybridstall sollten Landwirte in Betracht ziehen, bei denen Hitzestress und dessen negative Folgen die Milch- und Fruchtbarkeitsleistung der Kühe bremsen. Stockt deswegen auch der Betriebserfolg, lohnt sich die Investition in das Stallsystem.