Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Können Siliermittel die Nacherwärmung stoppen?

Lesezeit: 7 Minuten

Fast jeder Rinderhalter kennt das Problem: Kaum hat man das neue Maissilo geöffnet, findet man vor allem an den Randbereichen einzelne Schimmelnester. Oft erwärmt sich die Silage dann nach einigen Tagen auch noch, besonders bei warmem und regnerischem Wetter und das obwohl das Silo zügig befüllt und schnell abgedeckt wurde. Woran liegt das? Hefe- und Schimmelpilzen keine Chance geben Nacherwärmungen und Schimmelbildung werden durch Hefe- und Schimmelpilze hervorgerufen. Diese Mikroorganismen sind praktisch immer auf dem Siliergut vorhanden. Während z.B. das Wachstum von Buttersäurebakterien durch eine schnelle Absenkung des pHWertes unterbunden werden kann, macht ein niedriger pH-Wert den Hefeund Schimmelpilzen nichts aus. Sie können nur durch einen schnellen Sauerstoffentzug in Schach gehalten werden: Durch das rasche Befüllen und durch das sofortige Abdecken des Silos gleich nach dem Befüllen. So werden Schimmelpilze bei raschem und dauerndem Sauerstoffentzug abgetötet. Eine Ausnahme bilden die unsichtbaren Pilzsporen. Diese keimen bei Luftzutritt aus und bilden anschließend das sichtbare Pilzmyzel. Hefepilze sind schwieriger zu bekämpfen. Auch sie brauchen zwar zur Vermehrung Sauerstoff (deshalb luftdichte Abdeckung!), sie können aber auch ohne Sauerstoff überleben. Das macht sie so unberechenbar. Dringt während der Silageentnahme Sauerstoff in den Futterstock ein (was unvermeidbar ist), dann werden sie sofort aktiv und beginnen sich zu vermehren. In der Folge kommt es zu einer Erhöhung des pH-Wertes und zur Erwärmung der Silage. Bleibt festzuhalten: Mit Pilzbefall und Nacherwärmung muss in der Maissilage also immer gerechnet werden, auch bei bester Siliertechnik. Durch zügiges Befüllen, eine hohe Verdichtung und luftdichtes Abdecken des Futters kann das Risiko einer Nacherwärmung zwar reduziert, nicht aber ausgeschlossen werden. Chemische oder biologische Siliermittel einsetzen? Wer auf Nummer sicher gehen will, dem wird von Beratung und Industrie der Einsatz von Siliermitteln empfohlen. Sie sollen die Nacherwärmung verhindern bzw. die Lagerstabilität der Silage erhöhen. Um herauszufinden, welche Effekte Siliermittel bei Maissilage hinsichtlich der Lagerdauer tatsächlich bringen, wurden in drei Praxisversuchen fünf chemische und ein biologischer Silierzusatz miteinander verglichen: Mais Kofasil Liquid (ADDCON) Kofa Grain (ADDCON) Lupro Grain (BASF) LuproMix NC (BASF) EurosilMais (TIMAC). Kofasil Life M (ADDCON) Beim Einsatz der chemischen Mittel fallen laut Herstellerangaben Kosten pro Tonne Siliergut von etwa 4,50 bis 6,50 E an. Eine preiswerte Alternative stellt mit rund 1,35 E/t Siliergut das biologische Siliermittel Kofasil Life M dar. Es enthält ausschließlich heterofermentative Milchsäurebakterien. Diese erzeugen im Vergleich zu den homofermentativen Milchsäurebakterien mehr Essigsäure, die die Lagerstabilität der Silage erhöhen soll. Die Versuche wurden auf drei oberbayerischen Milchviehbetrieben mit der so genannten Beuteltechnik durchgeführt. Dabei wurden Maisproben (ohne und mit Siliermittel), während des Befüllens des Silos, in luftdurchlässige Plastikbeutel gefüllt und im Silo abgelegt. Nach der Entnahme der Siloproben wurde die aerobe Stabilität bzw.Lagerstabilität der Beutel-Silage nach der DLG-Methode gemessen. Unter aerober Stabilität versteht man die Zeitdauer, die vergeht, bis die Temperatur der Silage die der Umgebung um 3° C übersteigt. In den Versuchen wurden dazu die Proben sofort nach der Silageentnahme in einen Raum mit 25° C gebracht, wo der Temperaturanstieg gemessen wurde. Höhere Lagerdauer Der Einsatz der chemischen Siliermittel brachte in allen drei Betrieben eine Verbesserung der aeroben Stabilität, d.h. eine Erhöhung der Lagerdauer nach der Silageentnahme (Übers. 1, Seite R12). Allerdings ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den Betrieben: Im Betrieb G war bei Entnahme am 142. Tag die unbehandelte Silage auch noch am siebten Tag nach der Entnahme stabil. Der Versuch wurde zu diesem Zeitpunkt beendet. Der Einsatz eines Siliermittels wäre hier nicht notwendig gewesen. Im Betrieb S wurde das Silo schon nach 14 Tagen geöffnet. Das ist sicher der Grund, warum Mais Kofasil Liquid die Stabilität nur wenig verbessert hat. In den begleitenden Versuchen in Laborsilos, mit einer Lagerdauer von 44 Tagen, verbesserte das Siliermittel die aerobe Stabilität um mehr als drei Tage. Auch der pH-Wert lag nach Ende des Versuchs zur Temperaturerhöhung noch bei pH 4,1, im Gegensatz zu pH 5,4 ohne Siliermittelzusatz. Das lässt den Schluss zu, dass das Silo zu früh geöffnet wurde. Mais Kofasil Liquid konnte in der kurzen Zeit (14 bis 20 Tage) seine optimale Wirkung anscheinend nicht entfalten. Eurosil Mais hat hingegen hier dennoch eine deutliche Verbesserung gebracht. In allen drei Betrieben wurde auch das biologische Milchsäurebakterien-Präparat Kofasil Life M getestet (siehe Übersicht 2, Seite R13): Im Betrieb G ergab sich bei der ersten Entnahme nach 105 Tagen keine Verbesserung gegenüber der unbehandelten Silage, obwohl ein deutlich höherer Essigsäuregehalt durch die Sinnenprüfung festzustellen war. Bei der zweiten Auslagerung nach 142 Tagen war die unbehandelte Silage mit mindestens sieben Tagen ebenso lagerstabil wie die behandelte. Der Versuch wurde dann beendet. Der Essigsäuregehalt der mit Kofasil Life M behandelten Proben wurde aber als deutlich höher eingeschätzt, was eine bessere Stabilität unter Lufteinfluss vermuten ließ. Beim dritten Entnahmetermin nach 182 Tagen wurde der Temperaturversuch deshalb auf 15 Tage ausgedehnt und zusätzlich eine Säureanalyse erstellt. Ergebnis: Die behandelte Silage war mit 14 Tagen rund drei Tage länger stabil als die unbehandelte Silage. Die Säureanalyse der Silageprobe hat die Beurteilung nach der Sinnenprüfung bestätigt. Der Essigsäuregehalt in der behandelten Silage lag bei 1,96% der Trockenmasse, in der Kontrollsilage waren es nur 1,42% (Durchschnitt von je drei Proben). Auf dem Betrieb T konnte durch die Zugabe von Kofasil Life M die Lagerstabilität der Silage deutlich erhöht werden. Nach vier Tagen lag der pH-Wert der unbehandelten Silage bereits bei 6,4, in der behandelten Silageprobe wurde dagegen ein pH von 4,1 gemessen. Dagegen konnte Kofasil Life M im Betrieb S die Lagerstabilität der Maissilage nur minimal, um 0,5 Tage, verbessern. Das gleiche Ergebnis lieferten auch Weckglasversuche, die parallel durchgeführt wurden. Zurückzuführen ist dies auf die nur dreiwöchige Lagerdauer der Silage. Die heterofermentativen Milchsäurebakterien benötigen zur vollen und sicheren Wirksamkeit eine absolut luftdichte Lagerung des Futters bis zum Abschluss des Gärprozesses sowie eine Lagerdauer von mindestens vier bis sechs Wochen. Empfehlungen für die Praxis Aus dem Versuch können folgende Empfehlungen abgeleitet werden: Die Lagerstabilität der Maissilage kann durch die Zugabe erprobter chemischer Siliermittel verbessert werden. Kofasil Life M (heterofermentative Milchsäurebakterien) ist Betrieben zu empfehlen, die nach der Siloöffnung keinen ausreichenden Vorschub erreichen bzw. die Silage bei hohen Außentemperaturen entnehmen. Die heterofermentativen Milchsäurebakterien benötigen etwa 6 Wochen, um genügend Essigsäure zu bilden. Ihre Wirkung erhöht sich mit zunehmendem TS-Gehalt der Silage. Die aerobe Stabilität der Silage nach der Silageentnahme ist um so besser, je länger diese vorher im Silo lagert allerdings gilt dies nur bei luftdichter Lagerung. Für Silage, die im ungeöffneten Silo bereits mit Luft in Berührung kommt, trifft dies sicher nicht zu. Hier kann sich eine lange Lagerdauer sogar negativ auswirken. Einer perfekten Abdeckung kommt somit eine überragende Bedeutung zu. Wenn nur die Randbereiche sowie die oberste Schicht der Silage durch Schimmel und Nacherwärmung gefährdet sind, genügt eine Teilbehandlung des Futters. Bei einer großen Anschnittsfläche oder bei einem nur geringen Vorschub ist jedoch eine komplette Behandlung des Siliergutes sinnvoller. Denn in diesen Fällen treten Schimmelnester oder warme Schichten oft noch einen Meter unterhalb der Silooberfläche auf.

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.