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Kompakt-TMR stellt Fütterung auf den Kopf

Lesezeit: 6 Minuten

Das Kraftfutter einweichen und die Ration vermusen: Einige Praktiker in Dänemark schwören auf die Kompakt-TMR. Sie soll die Milchleistung steigern und die Tiergesundheit verbessern.


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Einige Nachbarn hatten mich davor gewarnt, dass meine Kühe diesen Wahnsinn nicht überleben werden“, erinnert sich Lars Rasmussen aus Ramsing (Nordjütland, Dänemark).


Vor drei Jahren war er der erste von dreizehn Betrieben, die an einem Fütterungsversuch mit sogenannter Kompakt-TMR teilnahmen. Lars Rasmussen bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb mit 170 Kühen und 200 ha Ackerland. Vor der Umstellung erreichten seine Kühe rund 10 000 kg/Kuh und Jahr.


Der Übergang zur Kompakt-TMR bedeutete einen radikalen Bruch mit den bisher geltenden Grundsätzen zur Fütterung. Denn statt Struktur und Luft im Futter findet man bei einer Kompakt-TMR das genaue Gegenteil: strohlos, feucht, klebrig und so lange gemischt, bis die einzelnen Komponenten kaum mehr zu erkennen und auf keinen Fall zu trennen sind. Dazu wird das Kraftfutter über Nacht im Mischwagen in Wasser eingeweicht, am nächsten Morgen kommen die übrigen Futtermittel hinzu und werden extrem lange gemischt (vgl. Kasten links unten).


Denn Ziel ist: Die Kühe sollen keine Chance haben, das Futter auseinanderzunehmen. „Auf diese Weise erhält jedes Tier mit jedem Bissen das gleiche Futter“, erklärt Berater Dr. Niels Bastian Kristensen vom Kompetenzzentrum für Landwirtschaft (SEGES) das von ihm entwickelte Konzept.


Kein Gedränge, mehr Milch:

Tatsächlich scheint das zu funktionieren. „Schon nach wenigen Tagen hatten die Kühe es nicht mehr eilig, als erste an den Futtertisch zu kommen“, so Lars Rasmussen. „Die Tiere haben gemerkt, dass sie sich Zeit lassen können und trotzdem die volle Ration bekommen. Das ist vor allem für die jungen Kühe ein enormer Vorteil. Sie müssen nicht mehr um ihren Platz am Futtertisch kämpfen und erhalten dennoch die Ration, die ich ihnen zuteilen will.“


Insgesamt verkürzt sich durch das Kompaktfutter die Fresszeit, weil die Tiere nicht mehr selektieren, und die Kühe liegen länger, hat Kristensen in den Praxisversuchen festgestellt. Wie sich das auf die Milchleistung auswirkt, konnte Landwirt Rasmussen schon nach der ersten Woche beobachten: „Alle Kühe hatten eine 2 bis 3 kg höhere Milchleistung.“


Das hohe Niveau haben die Tiere gehalten. Im Schnitt liegt seine Herde bei 31,5 kg ECM/Kuh und Tag oder 11 420 kg ECM pro Jahr bei zweimal täglichem Melken – wohlgemerkt mit der gleichen Ration und Menge. Der Eiweißgehalt liegt stabil bei 3,4 %, der Fettgehalt schwankt zwischen 3,9 und 4,2 %.


Neben der höheren Milchleistung konnte Rasmussen zudem beobachten, dass sich mit der Kompakt-TMR die Herdengesundheit verbessert hat, vor allem die Klauen: „Zweimal jährlich lassen wir die Klauen aller Kühe schneiden. Der Klauenpfleger hat festgestellt, dass die Klauen härter geworden sind. Die Herde ist außerdem insgesamt homogener, was die Gesundheit und die Kondition der Kühe betrifft.“


Die Futterration für die Kühe hat Lars Rasmussen nur wenig verändert. Er beginnt mit dem Einfüllen von Rapsschrot, Sojaschrot und gequetschten Rübenpellets in seinen 22 m3-Mischer. Dazu kommen Sodagrain, Minerale, Futterfett usw. und schließlich noch 2 t Grassilage sowie 1 500 l Wasser. „Der Mischer läuft während des Einfüllens, und dann lasse ich ihn noch 20 Minuten nachlaufen. Diese Mischung bleibt über Nacht stehen. Am nächsten Morgen werden 4 t Maissilage dazugeladen und weitere 15 Minuten gemischt“, beschreibt Rasmussen. Die Ration enthält etwa 38 % TS und fühlt sich am Ende feucht und klebrig an.


Lange Mischen!

„Der Mischprozess ist das A und O des gesamten Konzeptes“, unterstreicht Berater Niels Bastian Kristensen. Die lange Mischzeit sei notwendig und sorge neben der vollständigen Durchmischung auch für die richtige Konsistenz der Ration. „Wer hierbei nicht konsequent ist – und zwar jeden Tag! – setzt den Erfolg der gesamten Umstellung aufs Spiel. Die Kühe fangen sofort wieder mit dem Sortieren an.“


Rasmussen arbeitet mit einer Kompakt-TMR für die laktierenden Kühe sowie zwei weiteren Rationen für die Trockensteher und die Rinder, denen er zusätzlich noch Restfutter vorlegt. Stroh ist nicht in der Kuhration.


Die vollständige Durchmischung des Futters gelingt mit den meisten Futtermischwagen. Die Schnittlänge des Futters muss allerdings angepasst werden. „Kompakt-TMR gelingt am besten, wenn Gras ca. 1 cm kurz gehäckselt wird“, erklärt Niels Bastian Kristensen.


„Bei den Vertikalmischern sind einige technische Änderungen unumgänglich“, erklärt der Berater weiter. Landwirt Rasmussen z. B. hat in seinen Mischwagen nun zehn verschieden lange Messer pro Schnecke eingebaut. „Die Messersätze halten etwa anderthalb bis zwei Jahre“, so die Erfahrung des Praktikers. Neben den Messern benötigen die Mischer zusätzliche Einbauten, die verhindern sollen, dass sich Futter beim Mischen an den Seitenwänden aufbaut, das von den Schnecken nicht erfasst wird.


Höhere Kosten einkalkulieren:

Bauliche Änderungen am Mischwagen sowie höherer Verschleiß, mehr Arbeitsaufwand beim Häckseln und deutlich längere Mischzeiten sind natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Berater Kristensen hat errechnet, dass u. a. die Mehrkosten für Energie, abhängig vom Dieselpreis, etwa 0,1 ct/kg TS betragen. Die Kosten für die Einbauten sind je nach Mischwagen sehr unterschiedlich.


Landwirt Rasmussen zweifelt nicht daran, dass sich die Futterumstellung für ihn rechnet: „Neben der höheren Milchleistung schlägt vor allem die bessere Herdengesundheit und damit niedrigere Kosten für den Tierarzt zu Buche.


Kritische Stimmen:

Unter die zahlreichen euphorischen mischen sich auch kritische Stimmen von Praktikern in Dänemark. Offen ist z. B., ob die Fütterungsstrategie wirklich wiederkäuergerecht ist – und zwar auch langfristig. Und viele wollen schlicht wissen, ob sich die Umstellung auf Kompakt-TMR rechnet. Wiegt die höhere Milchleistung wirklich die höheren Kosten auf?


Es gibt noch keine verlässliche Vollkostenrechnung für die Umstellung auf Kompakt-TMR. Aber: Das Futterkonzept passt nicht in alle Milchviehbetriebe: „Besondere Herausforderungen haben z. B. Biobetriebe wegen des teuren Zukauffutters und Betriebe mit automatischen Futtermischanlagen aufgrund der vielen Mischungen pro Tag“, gibt Kristensen zu bedenken.


Entscheidend für den Erfolg sei auch, wie der Betriebsleiter die Umstellung angeht. Der Berater: „Es gelingt nur mit 100 %igem Einsatz. Teile aus dem Konzept umzusetzen, bewirkt eher das Gegenteil. Dann hat man hohe Kosten und gar keinen Erfolg.“


Katrin Sanderink

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