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Kraftfutter drosseln – wann bleibt die Milch weg?

Lesezeit: 5 Minuten

Wie weit lässt sich der Kraftfutter-Aufwand ohne Einbußen reduzieren? Neue Versuchsergebnisse aus Iden.


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Wenn gespart werden muss, denkt jeder zuerst an das teure Kraftfutter. Doch wie reagiert eine Hochleistungsherde, wenn der Kraftfutteranteil in der Totalen-Misch-Ration reduziert wird? Dazu haben wir zwei Versuche mit insgesamt 130 HF-Kühen (Herdenschnitt: ø 11 500 kg) unternommen. In den Versuchen wurde der Kraftfutteranteil in der TMR reduziert und dafür der Grobfutteranteil entsprechend erhöht.


2,5 kg weniger Kraftfutter


1. Versuch: Die 35 Kühe der Kontrollgruppe erhielten vom Tag der Kalbung bis zum 200. Laktationstag die in Iden übliche Standardration für Hochleistungskühe (Übers. 1). Die wichtigsten Vorgaben waren dabei eine ausreichende Strukturversorgung und ein möglichst hoher Energiegehalt.


Die Ration bestand im Wesentlichen aus Mais-, Gras- und Luzernesilage sowie Mais-, Soja- und Rapsextraktionsschrot. Hinzu kamen Glycerin und pansenstabiles Futterfett sowie Mineralfutter. Der Energiegehalt der Ration betrug 7,27 MJ NEL und stellte mit 126 g Rohfaser aus Grobfutter pro kg Trockenmasse die Strukturversorgung sicher. Die 35 Versuchstiere erhielten nun diese Ration mit 10 % weniger Kraftfutter, aber einem entsprechend höheren Grobfutteranteil (Mais- und Grassilage).


2. Versuch: Um die Effekte der Kraftfutterreduzierung auch in Rationen ohne energiereiche Futterzusätze zu prüfen, kamen in beiden Gruppen Rationen zum Einsatz, die weder Glycerin noch Futterfett enthielten (Übers. 1). Für diesen 2. Versuchsteil wurden andere Kühe, insgesamt 60, eingesetzt und bis zum 100. Laktationstag beobachtet.


Im Schnitt ergaben sich in beiden Versuchen für die „abgespeckten“ Rationen Einsparungen von etwa 2 kg Getreide- und 0,5 kg Extraktionsschrot je Tier und Tag. Dadurch reduzierten sich die Energiegehalte jeweils um 0,2 MJ NEL und der Gehalt an nutzbarem Rohprotein (nXP) um 6 g je kg Trockenmasse. Der Gehalt an Rohfaser stieg dagegen an.


In beiden Versuchen wurden die verschiedenen Tiergruppen hinsichtlich Alter, Milchleistungspotenzial und körperlicher Entwicklung vergleichbar zusammengestellt.


Die Ergebnisse


Futteraufnahme: Die Tiere der Versuchsgruppen haben deutlich weniger gefressen. Aufgrund der geringeren Energiegehalte der Rationen waren die Rückgänge bei den Energieaufnahmen noch stärker (Übers. 2). Ähnlich sahen die Unterschiede bei der Proteinversorgung aus. Besonders deutlich zeigte sich das im Versuch 1 in der sensiblen Phase der Frühlaktation. Während der ersten beiden Laktationsmonate blieb der Verzehr der Kühe der Versuchsgruppe um 2 kg TM und 18 MJ NEL zurück. Das entspricht einem rechnerischen Milcherzeugungswert von 5,5 kg Milch.


Der Rohfaserverzehr war bei den mit mehr Kraftfutter versorgten Gruppen in beiden Versuchen geringer als bei den Grobfutter-betont gefütterten Gruppen. Aber in beiden Versuchen wurde der Zielwert für eine wiederkäuergerechte Fütterung von Milchkühen mit hoher Leistung überschritten. Anzeichen von Strukturmangel oder für das Auftreten von Azidosen waren bei den Tieren nicht festzustellen.


Milchleistung: Im Versuch 1 reduzierte sich die Milchleistung der Versuchsgruppe „nur“ um 2 bis 2,5 kg, obwohl die Tiere für 5,5 kg weniger gefressen hatten (Übers. 3). Das bedeutet, dass die negative Energiebilanz für diese Tiere stärker ausgeprägt war als in der Kontrollgruppe und sie folglich mehr „aus der Substanz melken“ mussten. Damit erhöht sich für Hochleistungskühe das ohnehin vorhandene Risiko von Stoffwechselstörungen.


Im 2. Versuch errechnet sich durch die Kraftfutterreduzierung bei den Versuchstieren ein wahrscheinlicher Rückgang der täglichen Milchleistung von ca. 3,5 kg. Tatsächlich fehlten dann sogar 5 kg je Kuh und Tag (Übers. 4).


Stoffwechsel/Fruchtbarkeit: Die Ketonkörpergehalte im Blut der Versuchskühe (Übers. 2, BHOB = ß-Hydroxybutyrat) zeigten im 1. Versuch eine höhere Belastung des Stoffwechsels. In der 2. und 5. Woche lagen deren Werte teilweise deutlich über dem Grenzwert von 1 000 ?mol je Liter Blut. Das Überschreiten dieser Grenze deutet auf Ketoseerkrankungen hin. Bei den Kontrolltieren waren die Gehalte in geringerem Umfang und nicht so lange im Laktationsverlauf erhöht. Für die bessere Versorgung mit Futterenergie und nXP stehen auch die höheren Milch­ei­weiß­gehalte in dieser Gruppe.


Auch die Fruchtbarkeit wurde durch die Kraftfutterreduzierung beeinflusst: In der Versuchsgruppe wurden weniger Kühe tragend (87 %, Kontrollgruppe: 97 %), und der Besamungsaufwand lag für die tragend gewordenen Tiere höher (Besamungsindex: 2,4, Kontrolle 1,9). Bezieht man auch die Kühe mit ein, die nicht aufgenommen haben, wurden in der Versuchsgruppe sogar 1,3 mehr Besamungen je Trächtigkeit gebraucht.


Im 2. Versuch passten die Kühe der Versuchsgruppe ihre Milchleistung mehr an die verschlechterte Versorgungslage an. Deshalb traten bei den Stoffwechselwerten und bei der Fruchtbarkeit hier nicht so gravierende Unterschiede zur Kontrollgruppe wie im 1. Versuch auf. Eine positive Tendenz zugunsten der Variante mit höheren Kraftfuttergaben war aber auch hier noch zu erkennen.


Futterkosten: In beiden Versuchen brachte die Kraftfutter-Reduktion Einsparungen von 38 bzw. 34 Ct je Kuh und Versuchstag. Dabei wurden Preise von 11 €/dt für Futtergetreide sowie von 35 € für Sojaextraktionsschot in die Berechnung eingesetzt. Die angenommenen Produktionskosten für Mais- und Gras- bzw. Luzernesilage lagen bei sehr günstigen 3,50 € und 4,50 € je dt. Ebenso gingen natürlich die tatsächlichen Futteraufnahmen in die Kostenkalkulation ein.


Milchgeld: Im 1. Versuch betrugen die Einbußen bei einem Milchpreis von 22 Ct und einer Eiweißkorrektur von 4,5 C t pro % bei ca. 56 C t je Kuh und Versuchstag. Im 2. Versuch als Folge stärkerer Leistungsverluste sogar 1,07 €.


Dem Betrieb entstanden durch die Kraftfutterreduzierung folgende Verluste: 36 € pro Kuh in den 200 Tagen des 1. Versuchs und sogar 73 € pro Kuh in den 100 Tagen des 2. Versuchs. Hinzu kommen Einbußen durch eine höhere Stoffwechselbelastung und eine schlechtere Fruchtbarkeit. Wenn die Milchpreise wieder anziehen, würde sich die Leistungsreduzierung noch drastischer auswirken.


Wir halten fest


Unter den Rahmenbedingungen des Versuchsbetriebes war es nicht sinnvoll, den Kraftfutteranteil der Ration deutlich zu senken, um so Kosten zu sparen. Sowohl Leistung, Stoffwechsel als auch die Fruchtbarkeit der Tiere wurden negativ beeinflusst. Die Einbußen waren größer als die Einsparungen. Solange es die Liquidität zulässt, muss deshalb soviel Kraftfutter eingesetzt werden, wie es der Bedarf der Tiere erfordert.


Beim Kraftfutter sollte man dann sparen, wenn zu energiereiche Rationen eine wiederkäuergerechte Ernährung nicht mehr zulassen oder überversorgte Kühe zu fett werden.

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