Je länger die Kündigungsfrist zwischen Landwirt und Molkerei ist, desto niedriger ist der Milchpreis für den Landwirt. Das wies Prof. Dr. Sebastian Hess von der Christian-Albrechts-Universität Kiel nach. Er analysierte dazu einen Datensatz von ca. 700 Milcherzeugern aus Deutschland. Dabei zeigte sich ein negativer Zusammenhang zwischen dem Milchpreis, den die Befragten 2015 erhielten und der Kündigungsfrist: Je zusätzlichem Monat Kündigungsfrist sinkt der Auszahlungspreis statistisch um 0,3%. Bei zwölf Monaten zusätzlicher Kündigungsfrist entspricht das einem Preisrückgang von etwa 1 ct pro kg (bezogen auf 33 ct/kg). Dieser Nachweis stützt die Kritik des Bundeskartellamtes an zu langen Kündigungsfristen in der Milchbranche.
Allerdings tritt der Rückgang nur bei Molkereien mit einer Kündigungsfrist von 24 Monaten und mehr auf. Bei Erzeugern mit kürzeren Kündigungsfristen ergibt sich kein Preiseffekt. Das wiederum widerspricht der Forderung des Kartellamtes, dass die Kündigungsfristen kürzer als zwölf Monate sein sollten.
Als Ursache des Zusammenhangs ist für Prof. Dr. Hess denkbar, dass die Abnahmesicherheit durch lange Kündigungsfristen zu einem Preisabschlag führt. Klar sei dagegen, dass die Milchpreise höher sind, wenn es mehr Wettbewerb um Rohmilch gibt. So zeigte die Untersuchung auch, dass der Auszahlungspreis höher ist, je mehr Molkereien im Umkreis von 50 km des Milcherzeugers sind.