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Lahmen Kühen auf die Beine helfen

Lesezeit: 7 Minuten

Krankheiten und Verletzungen des Bewegungsapparates lassen sich homöopathisch behandeln. Doch welche Mittel wirken? Was müssen Sie beachten? Das erklärt Tierheilpraktikerin Karin Schoenen-Schragmann.


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Hat die Kuh Schmerzen im Bewegungsapparat, macht sie garantiert keinen Schritt zu viel. Eher überlegt sie sich einmal mehr, ob sie zum Fressen aufsteht. Das schlägt auf die Milchleistung. Faustzahlen sagen, dass eine (schwer) lahme Kuh im Schnitt zwei Liter Milch am Tag weniger gibt. Zudem gehören Erkrankungen am Bewegungsapparat zu den drei häufigsten Abgangsgründen bei Milchkühen. Grund genug, hier mit allen Mitteln einzugreifen. Die Homöopathie bietet zahlreiche Präparate, die für verschiedene Symptome, sowohl akute als auch chronische Geschehen, eingesetzt werden können.


Dazu gehören Knochenbrüche, Bänderdehnungen durch Ausgrätschen, schwere Geburten mit neurologischen Beschwerden in den Beinen oder im Rücken. Aber auch gegen Erkrankungen, die durch Fütterungsfehler, Hygienemängel oder Belastungsschäden entstehen, wie z. B. Klauenrehe, Mortellaro, Panaritium und Klauensohlengeschwüren, gibt es Mittel. Um das Problem vollständig zu lösen, muss man jedoch die Ursache beheben.


Nach den drei „W’s“ fragen!

Um das richtige Mittel zu wählen, muss man zunächst herausfinden, welche Teile des Bewegungsapparates betroffen sind. Denn nicht jede Kuh, die lahm geht, hat ein Problem an der Klaue. Auch Bänder, Gelenke oder Muskeln können die Ursache sein.


Hat man die Erkrankung lokalisiert, muss man herausfinden, warum die Kuh lahmt. Das ist im akuten Fall einfacher als bei einer chronischen Erkrankung.


Die Ursachenforschung kann aus homöopathischer Sicht bei chronischen Verläufen von Mortellaro oder Klauenrehen schwieriger sein. Diese Erkrankungen zeigen sich erst, nachdem der Körper bereits lange versucht hat, mit allen Mitteln der Problematik entgegen zu wirken, wie z. B. bei Klauenrehen.


Ursache ist hier oft eine Pansenacidose, durch strukturarme, zucker- und stärkebetonte Rationen. Die Pansenbakterien sterben ab und setzen giftige Abbauprodukte („Endotoxine“) frei. Aber auch eine massive Überversorgung mit Eiweiß oder eine schlechte Futterqualität durch verschimmelte oder stark erwärmte Silagen rufen Vergiftungen und schließlich Klauenrehe hervor. Deswegen behandelt man Klauenrehe mit homöopathischen Mitteln zur Entgiftung.


Im dritten Schritt zum richtigen Mittel ist es wichtig herauszufinden, was am Tier sonst auffällig ist. Homöopathen orientieren sich dabei an folgenden Leitfragen:


  • Wie verhält sich das Tier? Hat es Angst, zittert es oder hat es keine Lust zu fressen?
  • Welche Seite ist von den Beschwerden betroffen?
  • Scheidet das Tier an den schmerzenden Stellen Sekrete aus? Wenn ja, wie sehen diese aus? (wässrig, eitrig, blutig)
  • Sondert das Tier stinkende oder verwesende Gerüche ab?
  • Zeigt es Symptome durch Entzündungsreaktionen, wie z. B. Fieber, Abgeschlagenheit, Phlegmone oder Abszess?


Im folgenden finden Sie die wichtigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates und eine Auswahl an passenden homöopathischen Mitteln. Sind keine anderen Dosierungen angegeben, gilt folgende Regel: Akut kranken Tieren verabreicht man zwei- bis fünfmal täglich 10 bis 15 homöopathische Kügelchen (Globuli) in die Scheide oder ins Maul. Es ist auch möglich, die Mittel in Wasser aufzulösen und aufzusprühen. Grundsätzlich gilt die Regel: je akuter, desto häufiger.


Borax C 30: Mortellaro zeigt sich durch eiternde und juckende Hautentzündungen.


Sulfur C 30: Mortellaro zeigt sich durch rote, feuchte, brennende und stark juckende Hautentzündungen.


Mercurius C 30: Mortellaro mit stinkenden, blutigen und süßlich riechenden Absonderungen. Dieses Mittel muss mehrere Tage gegeben werden. Behandlungen der ganzen Herde nur nach Rücksprache mit fachlich ausgebildeten Beratern und Tierärzten.


Silicea C 30: Dieses Mittel festigt das Klauenhorn und kann so dazu beitragen, das Erreger weniger schnell in die Haut eindringen. Da unsere Böden sehr kieselsäurearm sind, fehlt dieses Spu-renelement häufig auch im Futter und damit in dem Tier.


Hepar sulfuris C 30: Mittel bei Abszessen in der Klaue oder Gelenksabszessen. Es öffnet den Abszess oder hilft bei der Rückbildung. Oft reicht eine einmalige Gabe.


Silicea C 30: Dieses Mittel bringt den geöffneten Abszess zum Ausheilen. Es ist wichtig, die Klaue währendessen gut sauber zu halten. Hier sollte drei Tage lang einmal täglich eine Gabe erfolgen.


Belladonna C 30: Hilft bei Rehen mit schwerer Entzündung, Hitze und Schmerzen in den Klauen. Aufgrund der hohen Schmerzen sollte Belladonna mehrmals täglich gegeben werden.


Hypericum C 30: Schmerzen in den Nervenenden bedingt durch Klauenrehe. Das Mittel ist auch bei Schmerzen und Störungen in der Wirbelsäule einsetzbar.


Nux vomica C 200: Bei akuten Klauenrehen mit hochschmerzhafter Klaue, Klauenrehen nach Veriftungen durch Nachgeburtsverhalten sowie schlechtem Futter.


Lachesis C 30: Dieses Mittel eignet sich bei eitrigen Infektionskrankheiten (Phlegmone), die schnell das Bein hochziehen und drohenden Blutvergiftungen. Ebenso bei Panaritium mit starker Nekrose (absterbendes Gewebe).


Pyrogenium C 30: Dieses Mittel wählt man bei Panaritium mit stinkenden Absonderungen. Es sollte frühzeitig eingesetzt und nicht zu häufig wiederholt werden. Ist sehr gut mit Lachesis C 30 kombinierbar.


Kreosotum C 30: Man setzt es bei stinkenden, wundfressenden Sekreten mit starkem Juckreiz der Haut ein.


Arnica C 30: Dieses Mittel setzt man ein, wenn Tiere nach dem Klauenschneiden klamm gehen, Muskelkater nach der Geburt haben, bei Prellungen und Verstauchungen sowie bei Blutungen aller Art. Oft reicht eine einmalige Gabe zur Besserung aus.


Gelsemium C 30: Zittrige Schwäche durch Erschöpfung nach Geburt oder längerer Krankheit.


Rhus toxicodendron C 30: Kuh geht steif, läuft sich aber „ein“. Die Symptome werden durch Nässe, Kälte und Beanspruchung schlechter. Zwei Tage lang einmal täglich geben. Bis das Mittel seine Wirkung entfaltet, dauert es ein bis zwei Tage.


Bryonia C 30: Dieses Präparat hilft bei Sehnenscheidenentzündungen und Verstauchungen.


Conium C 30: Das Mittel eignet sich, wenn das Tier beim Gehen eine Schwäche in der Hinterhand zeigt. Darüber hinaus hilft es, wenn die Lahmheit in den Hintergliedmaßen langsam die Beine hochzieht.


Plumbum C 30: Die Symptome, die zu diesem Mittel gehören, sind die Lähmung der Hinterbeine durch neurologische Störung mit einem schnellem Verlust der Muskulatur sowie bei Rückenmarkserkrankungen.


Ruta C 30: Grätscht ein Tier auf glattem Boden aus und kann aufgrund der starken Bänderdehnung nicht mehr richtig laufen, ist Ruta das beste Mittel.


Hygiene das beste Mittel:

Infektiöse Erkrankungen, wie z. B. Mortellaro oder Panaritium, lassen sich nachhaltig jedoch nur mit strikter Stallhygiene in den Griff bekommen. Kotbeschmutze, dreckige Klauen weichen die Haut auf und machen diese anfällig für den Eintritt verschiedener Erreger. Bequeme Liegeboxen in ausreichender Anzahl, in die sich die Kühe gerne ablegen sowie trockene Laufflächen sind eine Grundvoraussetzung, den Keimdruck an der Klaue zu reduzieren und die Infektionsgefahr gering zu halten.


Bei der Bekämpfung von Mortellaro ist das besonders wichtig: Weil sich die Erreger in der Haut aufhalten, kommt es zu immer wiederkehrenden akuten Phasen. Die strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen und die regelmäßige Behandlung mit geeigneten Mitteln sollte man daher ernst nehmen.


Ist mehr als ein Viertel der Herde an Mortellaro erkrankt, kann man über eine „Bestandsbehandlung“ mit einem entsprechenden Mittel nachdenken. Dies sollte jedoch nur in Absprache mit einem erfahrenen Homöopathen erfolgen. Eine gute Trittfestigkeit durch ausreichend aufgeraute Spalten sowie ein regelmäßiger Klauenschnitt sind zudem unverzichtbar.


Der Klauengesundheit von Färsen sollte man eine besondere Aufmerksamkeit schenken. Sie sind bei der Geburt des ersten Kalbes noch nicht ausgewachsen. Ihre Beine rotieren beim Laufen stärker als bei älteren Kühen. Daher ist die Gefahr höher, an Sohlengeschwüren zu erkranken.


Grundsätzlich sind Färsen bei hoher Milchleistung besonders gefährdet an den Klauen zu erkranken.

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