Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

Aus dem Heft

Luzerne: Die Rettung auf trockenen Standorten?

Lesezeit: 6 Minuten

In den USA und in Israel füttern die Milchviehbetriebe in großen Mengen Luzerneheu. Vor allem aus den Rationen von Hochleistungsherden ist dieses Futtermittel nicht wegzudenken. Bei uns dagegen fristet die Königin der Futterpflanzen gegenwärtig ein Schattendasein. Doch das könnte sich bald ändern, denn besonders auf den trockenen Ackerstandorten in Ostdeutschland wird wieder verstärkt über den Anbau und die Verfütterung von Luzerne diskutiert vor allem wegen der seit Jahren anhaltenden Klimaerwärmung und der rückläufigen Niederschläge im Sommer. Tatsächlich kann Luzerne dank der bis zu 2 m tief gehenden Pfahlwurzeln auch mit 450 mm Niederschlag stabile und hohe Erträge von durchschnittlich rund 100 dt/ha Trockenmasse pro Jahr bringen. Viele Anbauer konnten auch im Sommer 2003 die typischen drei bis vier Schnitte realisieren, während benachbarte Grasbestände vertrockneten. In der Praxis ist die dürreresistente Futterpflanze von vielen sommertrockenen Standorten vor allem in Sachsen und Thüringen nicht wegzudenken. So macht sie als Silage durchschnittlich 7 %, regional sogar bis zu 15 % der Trockenmasse in sächsischen Grundfutterrationen aus. Und in Thüringen sind Betriebe, die auf mehr als 200 ha Luzerne anbauen, keine Seltenheit. Der Riesennachteil der Luzerne: Bislang war sie von den Flächenprämien ausgeschlossen. Der finanzielle Anreiz zum Anbau fehlte, was sie von ihrer früheren Bedeutung als Königin der Futterpflanzen entschieden entthronte. Das könnte sich durch die Entkopplung der Direktzahlungen allerdings künftig ändern. Jetzt fragen immer mehr Praktiker, die aus Mangel an natürlichem Grünland auf Ackerfutter angewiesen sind, nach Anbau- und Fütterungshinweisen für Luzerne. Was bietet die Pflanze für die Milchviehfütterung? Idealer Partner für Maissilage Ihre praktische Bedeutung liegt heute weitgehend in der Nutzung als Silage. Die Frischfütterung ist aus arbeitswirtschaftlichen Gründen kaum zu praktizieren. Gegen das Heuen sprechen die erheblichen Verluste durch abbröckelnde Blätter. Neuere Untersuchungen und konkrete Fütterungsempfehlungen für die Silage sind allerdings dünn gesät. Denn die Pflanze führte lange Zeit ein Schattendasein. Aber das hält z. B. Dr. Olaf Steinhöfel von der sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Köllitsch für ungerechtfertigt: Der hohe Proteingehalt und das Fermentationsverhalten des Proteins in den Vormägen der Wiederkäuer macht Luzerne für die Milchkuhfütterung zunehmend interessant. Durch den Rohproteingehalt von mehr als 20 % sieht Steinhöfel die Luzerne als idealen Partner von Maissilage, die außer Stärke und Energie wenig bietet. Hier bringt die Luzerne ausreichend Stickstoff in den Pansen, wobei 15 bis 40 % des Rohproteins direkt in den Dünndarm fließen. Der für die Energiedichte an sich nachteilige hohe Faser- und Ligningehalt der Luzerne wird in maisbetonten Rationen zum Vorteil, erklärt Steinhöfel. Während kolbenreicher Silomais kaum Struktur in die Ration bringt, gleicht die Luzerne dieses aus. Auch Thomas Engelhard von der LLG in Iden schätzt die guten Wirkungen der Luzerne: Sie kann die prämienbedingte ,Maismonodiät vieler Herden auf trockenen Ackerstandorten aufbrechen. Das bringt gute Effekte für die Futteraufnahme und für die Tiergesundheit. Deshalb stellte Engelhard aufwändige Versuche zum Einsatz von Luzernesilage in maisbetonten Rationen an. Die ersten Ergebnisse fallen sehr positiv für die Luzerne aus. Wie sich die Futterpflanze in Rationen auswirkt, die Maissilage und Gras- bzw. Luzernesilage im Verhältnis 1:1 enthalten, hat Dr. Thomas Jilg von der staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung und Grünlandwirtschaft in Aulendorf untersucht. Frage: Wie reagieren Futteraufnahme, Milchleistung und Milchinhaltsstoffe? Jilg ersetzte in einer TMR 6,5 kg TM Grassilage durch 6,5 kg TM Luzernesilage, jeweils in Kombination mit dem gleichen Anteil Maissilage. Außerdem enthielt die Ration Stroh, Heu, Sojaschrot, Rapsexpeller, Getreide, Melasseschnitzel und Mineralfutter. Um gleiche Energie- und Proteingehalte in den Rationen zu erreichen, wurden die Anteile an Rapsexpeller, Sojaschrot und Getreide variiert. Beide Rationen hatten eine Energiedichte von 6,9 MJ NEL/kg TM und ca. 155 g nXP/kg TM. Ergebnis: Ob sich das Grundfutter aus Luzerne plus Mais bzw. Gras plus Mais zusammensetzte, blieb auf die Futteraufnahme von jeweils 20 kg TM pro Tag ohne Einfluss. Auch die Milchleistungen von jeweils 26,8 kg/Tag sowie die Inhaltsstoffe unterschieden sich nicht. Allerdings gibt es auch Einsatzgrenzen. So hat Luzerne eine relativ geringe Energiedichte. Sie verholzt sehr schnell, weshalb bei vergleichbarem Rohfasergehalt die Verdaulichkeit der organischen Substanz um 5 bis 10 %-Punkte geringer ist als bei Gras oder Silomais. Mit zunehmender Reife nimmt ihr Futterwert ab. Dr. Olaf Steinhöfel empfiehlt, ihren Anteil in der Ration nach der Milchleistung zu steuern: Während bei 35 kg Milch je Kuh und Tag neben Mais durchaus 30 bis 40 % Luzernesilage in das Grundfutter passen, sind es bei 40 kg Milch nur noch 20 bis 25 %. Ab 45 kg Milch sollte der Anteil nicht mehr als 10 % betragen. Zudem wird der Luzerneanteil in Rationen durch unerwünschte Inhalts- und Begleitstoffe sowie die relativ geringe Verdaulichkeit, d. h. Energiekonzentration, begrenzt. Sehr hohe Luzerneanteile machen die Milch bitter. Zu viel junge Luzerne kann durch den hohen Saponingehalt Tympanien auslösen, und Phytoöstrogene können zu Veränderungen im Brunstverhalten führen. Wegen dieser Problemstoffe rät Dr. Thomas Jilg dazu, an Milchkühe nicht mehr als 10 kg TM Luzerne pro Tag zu verfüttern. Knackpunkt Silieren Ein Knackpunkt der Luzerne ist das Silieren. Denn mit 4 bis 7 % Zucker in der Trockenmasse ist sie gegenüber Gras vergleichsweise zuckerarm, wie Dr. Olaf Steinhöfel erklärt. Zudem bewirken die hohen Protein- und Calciumgehalte eine sehr hohe Pufferkapazität gegenüber Milchsäure. So werden 70 bis 85 g Milchsäure benötigt, um 1 kg Luzernesiliergut auf einen pH-Wert von 4 zu bringen. Das ist rund ein Drittel mehr als bei Gras. Erfahrungsgemäß sollte der Trockenmassegehalt beim Silieren mindestens 40 % betragen. Dann war der Siliererfolg in Versuchen aus Köllitsch zufriedenstellend (Verluste < 10 %), und zwar unabhängig von einer Siliermittelzugabe, der Luzernesorte und des Aufwuchses. Hierbei befürchten einige Praktiker wiederum Schwierigkeiten beim Verdichten des Siliergutes und erhöhte Bröckelverluste. Das Silieren frischerer Luzerne funktioniert jedoch nicht, wie Silierversuche in Köllitsch belegen. Selbst unter optimalen Silierbedingungen in Folienschläuchen und unter Zugabe von verschiedenen Siliermitteln und -zusätzen entstehen hohe Konservierungsverluste. -is-

Die Redaktion empfiehlt

top + In wenigen Minuten wissen, was wirklich zählt

Zugang zu allen digitalen Inhalten, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten | 1 Jahr für 1̶2̶9̶,̶6̶0̶ ̶€̶ 99 €

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.