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Mastitis mit Kügelchen behandeln?

Lesezeit: 7 Minuten

Mit Homöopathie lässt sich Mastitis behandeln. Worauf zu achten ist und welche Mittel wirken, erklärt Tierheilpraktikerin Karin Schoenen-Schragmann.


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Mastitis ist nicht nur einer der häufigsten Abgangsgründe in der Milchviehhaltung, sondern auch diejenige Erkrankung, die den meisten Antibiotika-Einsatz fordert. Umso größer ist das Interesse vieler Landwirte an alternativen Behandlungsmethoden. Mit homöopathischen Mitteln lassen sich Euterentzündungen behandeln und die Menge an eingesetzten Antibiotika reduzieren.


Doch damit das klappt, muss man das Tier intensiv beobachten und die Symptome dem richtigen Arzneimittelbild zuordnen. Nur so kann letztlich der Griff zum richtigen Präparat und die Behandlung gelingen.


Aus Sicht der Homöopathen ist Mastitis die Folge einer oder mehrerer Ursachen, auf die die Kuh mit Symptomen individuell reagiert. Nach diesen Gesichtspunkten suchen Sie nun die Mittel aus und orientieren sich dabei an immer denselben Leitfragen.


Bei „Was ist die Ursache bzw. der Auslöser der Euterentzündung?“ kommen folgende Faktoren in Betracht:


  • Milch zurückhalten wegen der Brunst
  • Futterumstellungen
  • Wetterveränderungen (Hitze- oder Kältestress)
  • Stress aufgrund von Impfungen oder Klauenschnitt
  • Verletzungen am Euter oder der Zitze
  • nicht richtig oder falsch eingestellte Melktechnik
  • mangelnde Stallhygiene
  • Stress durch falschen oder hektischen Umgang mit den Tieren


Verhalten beobachten:

Über die Ursachen hinaus sind die sogenannten Modalitäten wichtig für die Mittelwahl. Damit sind z. B. Verhaltensauffälligkeiten und körperliche Auffälligkeiten an der Kuh gemeint. Homöopathen orientieren sich dabei an einem Leitfaden:


  • Welche Seite ist betroffen?
  • Verschlechtern sich die Symptome morgens oder abends?
  • Bessert Hitze oder Kälte Symptome?
  • Bessert Druck die Symptome?
  • Wie sehen die Sekrete aus, die ermolken werden (Farbe, Konsistenz)?
  • Hat das Tier Schmerzen?
  • Hat das Tier Fieber?
  • Ist das Allgemeinbefinden gestört?
  • Hat die Kuh großen Durst oder ist sie eher durstlos?
  • Ist die Kuh auffallend ruhelos?
  • Hält sie sich bei „Wind und Wetter“ lieber draußen auf (z. B. Laufhof)?


Im Folgenden sind die wichtigsten Eutermittel genannt, die auf die Symptome zutreffen:


Aconitum C 30: Plötzliche Mastitis verursacht durch Schreck oder kalten, trockenen Nordwind. Hohes Fieber mit Ruhelosigkeit und großem Durst. Das Mittel muss man sofort bei Verdacht auf eine Erkrankung einsetzen, auch wenn das Tier noch keine weiteren spezifischen Symptome zeigt.


Belladonna C 30: Für jede akute und schwere Mastitis das erste und wichtigste Mittel. Die typischen Symptome sind heißes, geschwollenes, sehr schmerzhaftes Viertel, Fieber und Abgeschlagenheit.


Man setzt es vor allem ein, wenn es für den Einsatz von Aconitum C 30 zu spät ist. Es muss im akuten Fall jede Stunde wiederholt werden und es sollte sich nach zwei Gaben eine deutliche Besserung einstellen, z. B. im Allgemeinbefinden des Tieres.


Apis C 30: Euter ist heiß und geschwollen. Hilft auch bei ödematöser Schwellung des Euters vor der Geburt, die durch eine Nierenüberlastung entstanden ist. Kühlung des betroffenen Euterviertels verschafft dem Tier sichtbare Erleichterung.


Asa foetida C 30: Die Milch ist mit „Stückchen“ durchsetzt, Milchvenen sind deutlich zu sehen, das Euter ist schmerzhaft. Überempfindliche Tiere ziehen die Milch hoch oder haben Milchmangel.


Bei schwerer Mastitis mit vielen Zellbestandteilen schwemmt es in Kombination mit Phytolacca C 30 und Phellandrium C 30 die krankmachenden Symptome aus.


Agnus castus C 30: Die Milch steigert sich nach der Mastitis nur schwer oder versiegt. Man sollte dieses Mittel in Kombination mit Phytolacca C 30 mehrere Tage geben.


Tipp: Agnus castus C 30 hilft übrigens auch, wenn Kühe nicht richtig in Brunst kommen.


Hepar sulfuris C 30: Das Mittel wird bei hohen Zellzahlen eingesetzt. Es schwemmt die krankmachenden Bestandteile aus.


Zu beachten ist, dass die Zellzahlen nach der Eingabe erst einmal ansteigen. Eine Bestandsbehandlung ist unter gewissen Umständen möglich, sollte aber niemals ohne vorherige Beurteilung durch einen homöopathischen Berater durchgeführt werden.


Lachesis C 30: Mastitis, die eine schwere Blutvergiftung verursacht. Euter droht abzusterben oder läuft blau-lila an (Zeichen für eine Mangeldurchblutung). Das Allgemeinbefinden des Tieres ist schlecht. Die Symptome erscheinen erst, wenn die Milch zurückgegangen ist.


Nux vomica C 30: Mastitis durch Antibiotika, Futterumstellung oder der Fütterung von verdorbenem Futter. Entgiftet über den Leberstoffwechsel.


Phytolacca C 30: Ist ein sogenanntes Drainagemittel. Erleichtert der Kuh die Ausscheidung der veränderten Milchbestandteile aus den Zisternen. Es wird bei Mastitis immer als Zusatzmittel gegeben.


Pyrogenium C 30: Dieses Mittel wird im Falle einer schweren Mastitis mit faulig stinkenden Absonderungen und drohender Blutvergiftung eingesetzt.


Typische Symptome sind ein hoher Puls und eine niedrige Körpertemperatur oder umgekehrt: ein niedriger Puls und eine hohe Körpertemperatur.


Bei entsprechendem Symptombild wirkt es sehr gut in Kombination mit Lachesis C 30.


Silicea C 30: Ist angezeigt bei chronisch erhöhten Zellzahlen mit Abszessen im Euter, wie es bei Staphylococcus aureus der Fall ist. Um falsche Reaktionen auf das Mittel zu vermeiden, sollte es nur nach Rücksprache mit einem Experten eingesetzt werden.


Arnica C 30: Bei dem Melken von Blut durch eine innere Verletzung bzw. einem Schlag aufs Euter. Des Weiteren hilft Ipecacuanha C 30 bei durch Blut rosa gefärbte Milch und Phosphorus C 30 bei Blutungsneigung.


Komplexmittel für Einsteiger!

Schaut man sich die Bandbreite an Mitteln an, wird vor allem eins deutlich: Man muss viel Zeit und Muße in die Tierbeobachtung investieren, wenn man das richtige Präparat auswählen will.


Hat man nicht das richtige „gegriffen“, bleibt die Wirkug aus oder es kommt sogar zu unerwünschten Nebenwirkungen.


Deswegen bieten sich gerade für Einsteiger sogenannte Komplexmittel an. In ihnen sind mehrere Einzelmittel miteinander kombiniert. Weil ihr Einsatz nicht strikt an bestimmte Symptome gebunden ist, wie bei Einzelmitteln, kann man sie breiter einsetzen.


Der Nachteil an solchen Komplexmitteln ist, dass man sie injizieren muss. Das bedeutet auch immer Stress für die Tiere. Einzelmittel hingegen kann man als Globuli in die Scheide oder ins Maul geben. Als Fertigpräparate oder Komplexmittel zur Behandlung von Euterentzündungen haben sich folgende bewährt:


  • Pyrogenium compositum von Dr.Schaette (Kombination aus Lachesis und Pyrogenium),
  • Phytolacca Logoplex von Ziegler, Lactovetsan und Laseptal von DHU,
  • Coenzyme compositum ad us. vet. von Heel (Enzympräparat bei verschlacktem Zellstoffwechsel)
  • LactaVit forte von cdVet.


Auch entsprechende Nosoden zu diversen Erregern (diese Mittel werden aus den Erregern hergestellt) können helfen, sind allerdings in Deutschland nicht zugelassen.


Wie oft einsetzen?

Für Einzelmittel gilt: Je akuter der Fall, desto häufiger muss die homöopathische Gabe erfolgen. Bei chronischem Geschehen kann eine einmalige Gabe über drei Tage ausreichen. Die Dosierung von Komplexmitteln ist in den jeweiligen Packungsbeilagen aufgeführt.


Alle Mittel, die nicht für Lebensmittel liefernde Tiere zugelassen sind, müssen vom Tierarzt entsprechend umgewidmet werden und mit Indikation ins Bestandsbuch eingetragen werden.


Homöopathie allein nicht alles!

Für Euterentzündungen und hohe Zellzahlen sind meist mehrere Managementfehler zugleich verantwortlich. Stimmen z. B. Boxen- und Melkhygiene nicht, reichen homöopathische Mittel allein nicht aus. Um die Eutergesundheit im Betrieb nachhaltig zu verbessern, muss an allen Stellschrauben gedreht werden.


Unabhängig davon, ob man seine Tiere konventionell oder homöopathisch behandelt, sollte man wissen, mit welchen Erregern man es in seinem Bestand zu tun hat. Denn Hefemastitiden oder Staphylococcus aureus beispielsweise, stecken schnell die ganze Herde an. In diesem Fall muss man entsprechende Hygienemaßnahmen ergreifen und konsequent umsetzen.


Man sollte immer beachten, dass viel Erfahrung für homöopathische Behandlungen notwendig ist. Gerade Einsteiger sind besser beraten, nicht zu lange mit homöopathischen Mitteln zu experimentieren, sondern im Zweifelsfall Antibiotika einzusetzen.

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