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Mehr Milch – egal wie!

Lesezeit: 4 Minuten

Neuseeland intensiviert die Milchproduktion – ohne Rücksicht auf die Umwelt. Das soll sich ändern, die Milchmenge dürfte dennoch weiter steigen. top agrar war vor Ort.


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Rekord am anderen Ende der Welt: Neuseeland hat im letzten Wirtschaftsjahr 2013/2014 (Juni bis Mai) über 20 Mio. t Milch produziert. Das sind 10 % mehr als in der Vorsaison – und so viel wie noch nie zuvor. Und in diesem Milchjahr gab es in der Saisonspitze im Oktober 2014 erneut 5 % mehr Milch – obwohl sich der Milchpreis nahezu halbiert hat (Seite R 16).


Intensiver und professioneller:

Die Milcherzeuger intensivieren und professionalisieren die Milchproduktion:


  • Mehr Milcherzeuger: Milchproduktion ist lukrativer als die Haltung von Schafen, Fleischrindern oder Hirschen, den anderen neuseeländischen Produktionszweigen auf Grünland. Die Landwirte wechseln deshalb zur Milch, Andere steigen ganz neu ein. Die Anzahl an Milcherzeugern hat sich zuletzt leicht auf ca. 12 000 erhöht (Übers. 1).
  • Mehr Kühe: Die Anzahl an Kühen ist im Juni 2014 auf 5,26 Mio. gestiegen. Letztes Jahr waren es 4,92 Mio., vor zehn Jahren 3,85 Mio. Die durchschnittliche Herdengröße beträgt 413 Kühe, 111 Kühe mehr als vor zehn Jahren. Auf der Südinsel sind die größten Herden.
  • Mehr Milchleistung: Im Schnitt geben die Kühe 4 900 l Milch/Jahr. Das sind 1 200 l mehr als vor zwanzig Jahren. Das liegt zum einem am genetischen Fortschritt, vor allem aber am Zufüttern von Kraftfutter. Die Neuseeländer verabschieden sich von ihrer traditionellen Produktionsweise mit ausschließlicher Weidehaltung. So ist der Import von Palmkernmehl von 96 000 t im Jahr 2003 auf 1,6 Mio. t im Jahr 2013 gestiegen. Nur noch jeder dritte Milch-erzeuger verzichtet nahezu komplett auf das Zufüttern (Low-Input-System). Im Jahr 2000 waren es noch 70 %.
  • Mehr Bewässerung: Die stärkste Milch-Region ist Waikato auf der Nord­insel (Karte Seite R 8). Das größte Milch-Wachstum mit Steigerungen von 10 % pro Jahr kommt aber aus North Canterbury auf der Südinsel. Mit einer intensiven Bewässerung verdoppeln die Farmer den Grasertrag auf 20 t TM/ha und halten im Schnitt 3,5 Kühe pro Hektar – die höchste Besatzstärke in Neuseeland.
  • Mehr Fläche: Die Nutzfläche zur Milchproduktion hat sich in zwanzig Jahren um 35 % auf 1,72 Mio. ha erhöht. Zum einen ist Fläche von wechselnden Landwirten hinzugekommen. Zum anderen roden die Neuseeländer Wälder, um neue Grünlandflächen zu erschließen. Auf der Nordinsel fällen sie Kiefern-Wälder, auf der Südinsel wandeln sie Buschland in Weide um. Die Besatzstärke hat sich in zwanzig Jahren von 2,44 auf 2,87 Kühe pro Hektar erhöht.


„Gülle ist Abfall“:

Die intensivere Produktion zeigt sich sehr deutlich: In den Hochburgen sind die Bodenpreise auf bis zu 40 000 € und die Pachtpreise auf bis zu 650 € pro Hektar in die Höhe geschnellt. Pro Hektar melken die „Kiwis“ im Schnitt über 14 000 kg Milch – 50 % mehr als vor zwanzig Jahren (Übers. 2).


Eine intensivere Milchproduktion bedeutet auch einen höheren Anfall an Gülle. Zwar stehen die meisten Kühe das ganze Jahr über auf der Weide. Gülle fällt somit nur im Wartehof und beim Melken an. Der Großteil der Milchfarmer sieht Gülle aber als lästiges Abfallprodukt: Einige leiten sie deshalb direkt in die Bäche, andere versprühen sie auf den hofnahen Flächen über ein Schlauchsystem. Nur wenige nutzen sie als organischen Dünger. Dazu passt, dass Totalherbizide offenbar eines der wichtigsten Betriebsmittel sind: Die Neuseeländer schneiden keine Gräben oder Straßenränder frei, sie spritzen alles ab.


Schwammige Auflagen:

Doch künftig werden sich die Milchfarmer stärker mit Umweltfragen beschäftigen müssen. Denn die öffentliche Kritik an der immer intensiveren Produktionsweise nimmt zu. Vor allem die Folgen des höheren Mineraldünger-Einsatzes und Gülle-Anfalls auf die Trinkwasserqualität steht im Blickpunkt der Einwohner.


Die Regierung will daher Auflagen erstellen. „Es wird künftig Vorschriften zur Lagerkapazität der Gülle sowie der Besatzstärke geben“, sagt Prof. Dr. Jacqueline Rowarth von der Universität Waikato in Hamilton.


Wie diese genau aussehen, kann noch niemand sagen. Sie sollen aber recht schwammig sein und betriebsindividuell gelten, in Abhängigkeit von Niederschlag, Bodentyp, Düngung usw. Klar scheint, dass es Höchstgrenzen für den Eintrag ins Grundwasser gibt und keine Obergrenzen für die Düngung.


Um dem Gesetzgeber vorzugreifen, haben Molkereien wie Fonterra oder Synlait freiwillige Umweltprogramme erstellt. Darin steht beispielsweise, dass die Landwirte alle Gräben auf den Weiden umzäunen müssen, damit Kot und Urin nicht direkt in das Wasser fallen.


Die Umsetzung läuft aber recht zäh. Die meisten Milchfarmer produzieren weiter wie bisher. P. Liste

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