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Melkroboter

Melkroboter: Die meisten sind nicht ausgelastet

Was leisten Melkroboter wirklich? Wie hoch ist die Auslastung? Wie hoch sind die Kosten? Die Landwirtschaftliche Unternehmensberatung Schleswig hat 19 Betriebe untersucht.

Lesezeit: 7 Minuten

Was leisten Melkroboter wirklich? Wie hoch ist die Auslastung? Wie hoch sind die Kosten? Die Landwirtschaftliche Unternehmensberatung Schleswig hat 19 Betriebe untersucht.


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Obwohl die Zahl der Melkroboter kontinuierlich ansteigt, gibt es bisher kaum Auswertungen zu den produktionstechnischen und betriebswirtschaftlichen Daten. So können Fragen wie zum Beispiel nach der ermolkenen Milchmenge, nach der Auslastung der Anlagen oder zu den Betriebskosten bisher nur unzureichend beantwortet werden. Deshalb haben wir die Daten von 19 Roboter-Betrieben aus unserem Beratungsring nach diesen Fragestellungen ausgewertet.


Von diesen arbeiteten neun mit einem Lely-Roboter, acht mit dem Fabrikat DeLaval und zwei mit SAC. Alle melken bereits ein volles Jahr automatisch. In über der Hälfte der Betriebe ist mehr als ein Melkroboter im Einsatz. Sie wurden in elf Betrieben in ein Altgebäude integriert. Fünf Betriebsleiter planten den Neubau eines Kuhstalls. Auf drei Betrieben wird mit einem Feed-First-System (gelenkter Kuhverkehr) gearbeitet. Die restlichen Betriebe haben freien Kuhverkehr.


Die Daten stammen aus der Software des Roboters sowie aus der Buchführung und Betriebszweigauswertung der Betriebe. Anhand der Milchmenge je Roboter und Jahr in Kilogramm wurden die Betriebe in die 25 % Besten und die 25 % Schwächsten eingeteilt.


500 kg Unterschied:

Extreme Unterschiede zwischen den beiden Gruppen sind allein schon bei der Zahl der Kühe pro Roboter zu erkennen (Übers. 1). Die besseren Betriebe halten mit 57 Kühen im Schnitt 6 Tiere mehr als die Vergleichsgruppe und erreichen 2,7 Melkungen pro Kuh und Tag. Die schwächere Gruppe liegt bei 2,5 Melkungen pro Kuh und Tag.


Insgesamt melken die besseren Betriebe dadurch knapp 6 kg Milch pro Tag und Kuh mehr als die schwächere Gruppe. Das sind täglich rund 500 kg mehr. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich damit ein Unterschied in der Auslastung des AMS von 182 901 kg Milch pro Anlage.


Von besonderer Bedeutung ist die Milchmenge je Melkung. Die besseren Betriebe liegen mit 12,5 kg Milch je Melkung fast 3 kg über der Milchmenge der schlechteren Betriebe. Mit 7 bzw. 6 fehlgeschlagenen Melkungen pro Tag liegen die beiden Gruppen recht nah beieinander. Die verweigerten Melkungen pro Tag spiegeln die Aktivität der Kuhgruppe sehr gut wider. Gesunde Kühe auf guten Klauen und eine ausgefeilte Fütterung sind Voraussetzung, damit das Tier regelmäßig in die Anlage kommt. Das zeigt sich in der Anzahl verweigerter Melkungen recht deutlich: Die besseren Betriebe haben täglich knapp 110 verweigerte Melkungen, die schwächere Gruppe 75. Die Betriebe mit Feed-First-System sind hier systembedingt nicht berücksichtigt.


Auslastung steigern:

Auf den schwachen Betrieben steht der Roboter ein Drittel des Tages still (Übersicht 2). So stehen die Melkroboter auf den schwächeren Betrieben im Schnitt über drei Stunden länger leer als auf den 50 % besten Betrieben. Dies ist vor allem auf die niedrigere Kuhzahl je Roboter zurückzuführen, sowie die geringeren täglichen Melkungen je Kuh. Niedrige Minutengemelke führen zu längeren Besuchszeiten und senken die Melkkapazität des Roboters. In der Leerstandszeit ist die Zeit für verweigerte Melkungen enthalten. Ein Hersteller rät zu mindestens drei Stunden Leerstandszeit pro Tag inkl. Reinigung, Wartung und den verweigerten Melkungen.


Stark abhängig ist die Auslastung auch von der Witterung, besonders im Winter sorgt festgefrorener Mist zu erheblichen Aktivitätseinbußen. Gleichmäßige Kalbungen im Jahresverlauf führen zu einer konstanten Kuhzahl. Beide Gruppen – auch die Besseren – lasten die teure Technik bei weitem nicht aus. Experten behaupten, dass der Roboter bis 700 000 kg Milch problemlos melken kann.


Kühe am Laufen halten:

Die Fütterung trägt den größten Anteil dazu bei, wie die Kühe den Roboter annehmen. Eine durchdachte Fütterung ist bei automatischem Melken unumgänglich. Zum einen, damit die Tiere zum Roboter gehen und zum anderen, um eine möglichst hohe Leistung zu erreichen und zu halten.


Die schwächeren Roboter-Betriebe haben eine jährliche Milchleistung von gut 8 357 kg ECM/Kuh bei einer Grundfutterleistung von 3 734 kg ECM/Kuh, während die besseren Betriebe bei 8 977 kg ECM/Kuh und Jahr eine Grundfutterleistung von 3 895 kg ECM/Kuh und Jahr erreichen (Übers. 3, Seite R 28). Zum Vergleich: Der durchschnittliche konventionell melkende Betrieb im Beratungsring liegt bei einer Milchleistung von 8 423 kg ECM/Kuh und einer Grundfutterleistung von 3 621 kg ECM/Kuh.


Auch bei den Kraftfutter- und Grundfutterkosten gibt es Unterschiede. Beim Grundfutter trennen 1,9 Ct die besseren von den schwächeren Betrieben. Bei den Kraftfutterkosten sind es 1,1 Ct.


Tiergesundheit unverändert:

Das Behandlungsspektrum des Tierarztes hat sich seit der Einführung des Roboters nicht verändert. Bei den Zellzahlen waren zwischen beiden Gruppen keine großen Unterschiede festzustellen (Übersicht 1). In der Regel stiegen die Zellzahlen in den Roboterbetrieben in einer Größenordnung von 50 000 Zellen durch die höhere mechanische Belastung der Zitzen aufgrund der höheren Melkfrequenz. Ernsthafte Zellzahlprobleme haben sich aber auf keinem der Betriebe entwickelt. Betriebsspezifische Unterschiede bei der Zellzahl sind meist auf das Management (z. B. mangelnde Hygiene, Stress) zurück zu führen, nur selten auf die Technik. Vereinzelt wurde sogar ein Rückgang der Euterentzündungen sowie eine Reduzierung der Veterinärkosten festgestellt. Die Roboter-Betriebe hatten gegenüber dem Durchschnitt der Beratungsbetriebe keine höheren Tierarztkosten.


AMS-Technik kostet Geld:

Die Investitionskosten schwanken je nach Anschaffungsjahr, Ausstattung und Roboter-Modell (Übersicht 5, S. R 29). Der Schnitt der Betriebe liegt bei 133 000 € pro Anlage. Bei einem Abschreibungszeitraum von zehn Jahren belaufen sich die jährlichen Abschreibungen der Maschine im Mittel auf 13 300 € pro Roboter. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten und steuerlichen Vorteile entschieden sich zwei Betriebe für ein Leasing. Ein Betriebsleiter entschied sich für den Kauf eines gebrauchten Roboters.


Zu den Investitionskosten des Roboters kommen noch die Kosten für die Integration in das Altgebäude. Diese liegen zwischen 4 000 und 17 000 €, je nach Eignung des vorhandenen Gebäudes. Für die weitere Rechnung wird der Durchschnittswert 10 500 € veranschlagt. Bei einem Umbau sollte jedoch bei der Investitionsplanung der Verlust von Kuhplätzen berücksichtig werden.


Ein weiterer entscheidender Kostenpunkt sind die Betriebskosten. Sie enthalten neben den Kosten für Strom, Wasser, Gas und Reinigung auch die Ausgaben für Wartung und Reparatur. Innerhalb der untersuchten Betriebe liegen die durchschnittlichen Kosten für Strom, Wasser, Reinigung und Gas bei jährlich 6 000 € je Roboter. Eine genaue Zahl nur für die Stromkosten des Roboter-Melkens lassen sich in der Praxis schwer ermitteln.


Aus den Daten der Buchführung geht aber klar hervor, dass die Energiekosten deutlich angestiegen sind. Seit Einführung des AMS stiegen sie um ca. 2 000 bis 3 000 € pro Roboter. Die Kosten für Reparatur und Wartung beliefen sich im Durchschnitt auf 5 500 € je Roboter und Jahr. Unterm Strich hat die Gruppe der schwächeren Betriebe Roboterkosten in Höhe von 5,9 Ct/kg Milch, die stärkeren Betriebe liegen bei 4,2 Ct/kg (Übers. 4). Bei einer besseren Auslastung von etwa 700 000 kg Milch pro Roboter und Jahr würden die Kosten bei 3,7 Ct/kg liegen.


Management entscheidet:

Der Faktor Management entscheidet über eine bestmögliche Auslastung der Roboter. Eine Milchleistung von 700 000 kg, wie sie von Herstellerseite genannt wird, ist nur bei optimalsten Voraussetzungen und einer perfekten Einarbeitungsphase möglich. Die Eingewöhnung läuft über einen längeren Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Ernüchternd ist, dass einige Betriebe auch nach längerer Zeit ihre tägliche Milchmenge nicht erheblich steigern konnten. Mit der Anschaffung eines Melkroboters steigen die Ansprüche an den Betriebsleiter erheblich an. Sowohl eine sehr gute Tierkenntnis als auch eine technische Affinität sind unumgänglich, um gute Ergebnisse zu erzielen. Die konsequente Selektion nach Kriterien wie z.B. nach einem hohen Minutengemelk gepaart mit hoher Leistung und guter Eutergesundheit sind notwendig, um die Besuchszeit zu verkürzen. Eine gleichmäßige Verteilung der Abkalbungen über das Jahr steigert die Auslastung zusätzlich. Dies ist der Schlüssel, um die Kosten je kg Milch zu beeinflussen.


Hinsichtlich der produktionstechnischen Daten bleibt festzuhalten, dass es keinen Unterschied zwischen konventionellem und automatischem Melken gibt.


Die Beweggründe für die Anschaffung von Robotern liegen v.a. in flexibleren Arbeitszeiten und einem Plus an Freizeit. Darüber hinaus wollten die Betriebe eine Vermeidung bzw. Reduzierung von Lohn-AK und eine Verbesserung der Produktionstechnik erreichen. Aussagen, dass die Arbeitszeit je Kuh um ein Drittel reduziert wird, sehen wir in der Umfrage bestätigt. Obwohl diese Erwartungen nicht immer erfüllt wurden, gaben 95 % der Betriebsleiter an, mit der Anschaffung zufrieden zu sein.


Diese Zufriedenheit darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Melkroboter auch betriebswirtschaftlich rechnen müssen. Denn sonst ist die Zufriedenheit nur von kurzer Dauer.

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