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Messen die Tankwagen falsch?

Lesezeit: 5 Minuten

Beim Abpumpen der Milch aus Silotanks kann es ­offenbar zu Abweichungen bei der Milchmengen-­Messung kommen. top agrar hat nachgehakt.


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Die Antwort der Molkerei am Telefon ist kurz und knapp: „Ja, es stimmt: Drei Betriebe mit Silotanks haben sich bei uns gemeldet, weil sie vermuten, dass etwas bei der Milch­mengen-Messung am Tankwagen nicht passt. Wir prüfen den Sachverhalt gerade, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“


Höherer Druck bei Silotanks:

Bundesweit haben mehrere Landwirte diesen Verdacht. Dazu das Beispiel eines Milch­erzeugers: Er vermutet, dass die tatsächliche Milchmenge, die beim Abpumpen aus seinem Hochtank in den Tankwagen fließt, höher ist als die Menge, die auf der Messuhr steht und die letztlich die Molkerei abrechnet. Denn durch den Druck schieße mehr Milch an der Messstelle vorbei, als diese erfassen könne. Schließlich betrage der zusätzliche Druck bei einem 10 m hohen Silotank beispielsweise etwa 1 bar – das überfordere die Messtechnik.


Er begründet die Vermutung mit den Abweichungen zur Milchmenge, die die Melkanlage und der Tank anzeigt. Und besonders stutzig macht ihn, dass sich die Molkerei weigert, den Tankwagen vor und nach dem Tanken zu wiegen.


Für die Branche ist dieser Vorwurf ein sensibles Thema. Das lässt sich schon daran erkennen, dass Berater, Molkereien und Tankwagen- sowie Messtechnik-Hersteller entweder gar nicht mit uns sprechen wollten oder nicht namentlich genannt werden möchten.


Ein Melktechnik-Sachverständiger bestätigt aber die Vorwürfe: „Weil die Silotanks höher sind als der Tankwagen, beschleunigt der Milchfluss die Pumpe. Dadurch kann es zu Abweichungen kommen – sowohl nach unten als auch nach oben.“


Ein Milcherzeuger-Berater einer Molkerei sieht das auch so, schränkt allerdings direkt ein: „Die Gründe sind sehr komplex: Die Größe des Tanks und der Milchschläuche, der Standpunkt des Tankwagens, die Technik im Wagen sowie die Außtentemperatur spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Deshalb kann es an manchen Tagen vorkommen, an anderen nicht.“ Grundsätzlich handele es sich aber um Einzelfälle.


Auch einem großen europäischen Molkereikonzern sind die Probleme bekannt: „Jeder, der in dem Thema involviert ist, kennt die möglichen Probleme. Knackpunkt ist die Messeinrichtung am Tankwagen.“


Eichamt prüft streng.

Früher war die Mengen-Messung am Tankwagen mechanisch. Heute setzen die Hersteller auf eine sogenannte Magnetische Induktive Durchflussmessung, kurz MID.


Marktführer im deutschsprachigen Raum ist Fa. Bartec aus Bad Mergent­heim. Ihrer Meinung nach hat der zusätzliche Druck in den Hochtanks ­keinen Einfluss auf die Milchmengen-Messung.


Das sehen auch große Tank­wagen-Hersteller wie HLW aus Nordwalde und Schwarte-Janskey aus Emsdetten so. Möglich seien Abpumpgeschwindigkeiten von über 1 000 l Milch pro Minute. Sollte eine Störung auftreten, würde das die Technik direkt anzeigen.


Zudem verweisen sie auf die strengen Prüfungen des Eichamtes. Normalerweise findet bei Messgeräten alle zwei Jahre eine Eichung statt. Weil Milch aufgrund der unterschiedlichen Inhaltsstoffe und Temperatur schwer zu messen ist, eicht das Amt die Messgeräte hier jedes Jahr. Den Eichämtern in Hannover und Köln sind mögliche Probleme bei der Milchmengen-Messung nach eigenen Aussagen nicht bekannt.


Kritikern geht die Prüfung aber nicht weit genug, weil das Eichamt sie zum Teil nur mit 500 l Milch durchführt und der Eichkolben dabei auf dem Boden steht. Sie fordern, dass bei der Eichung mehr Praxisbedingungen herrschen müssten, wie z. B. Abtanken während des Melkens oder Druck der Milch.


Laut Fa. Bartec ist die Eichprüfung aber schwieriger als jede Praxisbedingung. Weil sich gewisse Messfehler aber nie ausschließen ließen, liegt die erlaubte Fehlergrenze laut Eichamt Köln bei 0,5 % – sprich maximal 5 l Abweichung pro 1 000 l Milch.


Einige Milch­erzeuger vermuten allerdings deutlich größere Abweichungen, zum Teil bis zu 8 %. Abweichungen können nach Einschätzung der Mess-technik- und Tankwagen-Hersteller aber nur an Luft in der Milch liegen, nicht am Druck in den Silotanks.


Milch ist eine Emulsion. Luft kann die Milchmengen-Messung verfälschen – sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung. Denn sie kann zum einen das Volumen vergrößern, ist zum anderen aber auch kompressibel. Das gilt aber für alle Milchtanks, nicht nur für Silotanks!


Sollte während des Melkens Luft in die Milch gelangen, setzt sich diese im Milchtank wieder ab. Fließt während des Abtankens aber noch Milch in den Tank, erhöht das die Gefahr für einen erhöhten Luftanteil in der Milch. Das gilt besonders für Betriebe mit Melkroboter.


Beim Abtanken vom Milchtank in den Tankwagen kann ebenfalls Luft in den Milchstrom gelangen. Wichtig ist deshalb, dass Milchtank und Abzapfschläuche in einem technisch einwandfreien Zustand sind.


Marktführer Bartec verweist in dem Zusammenhang auf ein Alleinstellungsmerkmal: Als einziger Anbieter hat die Firma eine aktive Luftmessung in ihre MID integriert. Diese misst die Menge an Luft in Litern und verrechnet sie dann mit der Gesamtmenge in Litern. Das ergibt die tatsächliche Menge an Milch. Nach Aussage einer Molkerei ist diese Angabe sehr genau.


Aber auch mit klassischen Luft-Abscheidern lassen sich nach Angaben der Hersteller die Probleme mit Luft in der Milch lösen. Wichtig sei nur, und das betonen alle, dass die Technik regelmäßig gewartet wird und intakt ist. Sonst gibt es Probleme.


Tankwagen über Waage!

Milcherzeuger, die Zweifel an der Messgenauigkeit haben, sollten versuchen, die Milch­menge zu überprüfen. Die Angaben der Melktechnik oder des Milchtanks sind dafür aber kaum geeignet, da sie nicht geeicht und zu ungenau sind.


Besser wäre, den Tankwagen vor und nach dem Milch-Abpumpen zu wiegen. Dabei muss allerdings der Umrechnungsfaktor von l in kg beachtet werden. Möglich wäre auch, Rücksprache mit der Molkerei zu halten. Denn diese wiegt jeden Tankwagen vor und nach dem Abladen und kontrolliert die Literzahl mit dem Gewicht.


Generell sollten Milcherzeuger beachten, dass das Thema sehr komplex ist. Bei Unklarheiten sollten sich alle Beteiligte der Milch-Kette an einen Tisch setzen. P. Liste

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