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Mit der Bullenmast ein zweites Standbein schaffen?

Lesezeit: 4 Minuten

Das Debakel auf dem Schlachtrindermarkt durch BSE und MKS ist weitgehend überwunden. Zeit für die Rinderhalter, wieder nach vorn zu gucken und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Daher denken einige Milchproduzenten und Mutterkuhhalter in Ostdeutschland darüber nach, in die Bullenmast einzusteigen. Gleichzeitig wirken die politischen Signale aus der EU-Agrarkommission sowie der übersättigte europäische Rindfleischmarkt ernüchternd. Viele Unternehmer sind deshalb skeptisch: Kann auf einen Produktionszweig mit so unsicherer Perspektive wie die Bullenmast gesetzt werden? Lohnen sich Investitionen? Sind Gewinne erzielbar? Sicher ist, dass man die betriebswirtschaftliche Seite der Bullenmast nicht schönrechnen darf. Aber unter bestimmten Bedingungen, die z. B. viele Betriebe im Nordosten erfüllen, kann sie rentabel sein. Das trifft in erster Linie auf Milchviehund Mutterkuhbetriebe zu. Und eines ist klar: Wenn die ostdeutschen Gemischtbetriebe nicht anteilig den deutschen Gesamtplafond von rund 1,56 Mio. Bullenprämienansprüchen ausnutzen, werden diese andernorts erfüllt. Das beweist die aktuelle Situation, in der die Sonderprämien für das Jahr 2002 wegen der Überschreitung des Gesamtplafonds um 13,4% gekürzt wurden. Bereits jetzt haben sich die neuen Bundesländer mit wenigen Ausnahmen zum weißen Fleck auf der BullenmastLandkarte entwickelt. Die klassischen Mastregionen konzentrieren sich auf Niederbayern, Schwäbische Alb/Hohenlohe, Westfalen-Lippe und WeserEms. Mit den erheblich geringeren Viehbesatzdichten haben die östlichen Bundesländer allerdings einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Veredlungsregionen im Westen: Die Bullenprämie ist an eine Besatzdichte von < 1,8 GV/ha Futterfläche gebunden. Die Einhaltung dieser Grenzen ist im Osten meist kein Problem. Selbst Viehbesatzdichten von < 1,4 GV/ha sind anzutreffen, insbesondere in Mutterkuhbetrieben. Dann kann neben der Bullen- auch die Extensivierungsprämie beantragt werden. Das sind gute Voraussetzungen für die Bullenmast, weil so die notwendigen Tierprämien erzielt werden können. Vorteile durch gute Flächenausstattung Neben der Futterfläche sind weitere Produktionsfaktoren erforderlich, um in die Bullenmast einsteigen zu können. Das betrifft in erster Linie die Technik zum Füttern und Entmisten, Stallungen sowie Arbeitskräfte zur Tierbetreuung. Kostengünstige Lösungen in diesen Bereichen sind entscheidende Voraussetzung, um rentabel zu produzieren. Hier gilt: Aufwändige Investitionen sind unmöglich. Arbeitsintensive Haltungsverfahren mit Lohnarbeitskräften sind unrentabel. Modernste Technik ist zu teuer. Die Bullenmast ist nur dann interessant, wenn vorhandene Produktionsfaktoren genutzt werden können. Welchen Einfluss z. B. die Stallgebäude auf die betriebwirtschaftliche Kalkulation haben, zeigt Übersicht 1. Hier wird die Situation mit sowie ohne Gebäudeabschreibung verglichen. In der Rechnung ohne Gebäudeabschreibung wird unterstellt, dass die Stallgebäude bereits im Unternehmen vorhanden sind. Andere Produktionszweige wie Ackerbau oder Milchproduktion haben in der Vergangenheit die Gebäudekosten bereits abgetragen. Zwar verursachen genutzte Altgebäude erhöhte Reparaturkosten. Dennoch sind die Festkosten bei Altgebäuden mit rund 150 E/Bulle nur halb so hoch wie bei neuen Ställen, wie Übersicht 1 zeigt. Außerdem gehen wir in der Kalkulation von ausreichenden Futterflächen aus, so dass für Mais auf Ackerflächen die Getreideprämie erhalten bleibt. Für jeden Bullen werden die Sonder- und Schlachtprämie gewährt. Dagegen wird die Extensivierungsprämie bei einem Tierbesatz unter 1,4 GV/ha zunächst nicht berücksichtigt. Ergebnis: Bei der Bullenmast in Altgebäuden ohne große Investitionen sind Überschüsse von rund 110 E/Bulle bzw. 220 E/ha FF (bei 1,8 GVE/ha FF) erzielbar. Diese Beträge entsprechen annähernd dem Geldrohüberschuss, da Zins und Tilgung für Altgebäude entfallen und Lieferrechte, wie Milch- oder Mutterkuhquote, nicht zugekauft werden müssen. Dagegen können allein hohe Gebäude- und Zinskosten die Bullenmast in die Verlustzone bringen. Wir halten fest Um mit der Bullenmast schwarze Zahlen zu schreiben, sind folgende Faktoren zu optimieren: ? Festkosten: Niedrige Festkosten, Investitionen auf Mindestmaß beschränken; ? Prämien: Maximale Nutzung des möglichen Prämienvolumens (Tierprämien, Flächenprämien); ? Produktion: Geringe variable Kosten für Futter, Arbeit, Tierarzt etc. Die Qualitäten müssen für den Markt ausgerichtet sein, d. h die Schlachtkörperqualität ist entscheidend für die Bullenmast, die Fleischqualität für die Ochsen- und Färsenmast, die Absetzerqualität für die Mutterkuhhaltung. Nach unseren Erfahrungen ist für die Wirtschaftlichkeit in erster Linie entscheidend, ob vorhandene Produktionsfaktoren (Gebäude, Technik, Arbeitskräfte) zusätzlich auszulasten sind und keine zusätzlichen Kosten anfallen. Gelingt es, auf der Basis vorhandener Faktoren zu mästen, können attraktive Geldüberschüsse erwirtschaftet werden.

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