Um Antibiotikaeinsätze in der Kälbermast zu reduzieren ohne das Tierwohl zu gefährden, muss die Haltungsumwelt stimmen. Deshalb verglichen Forscher der Universität Bern zwei verschiedene Haltungskonzepte der Kälbermast.
Im Rahmen der Studie hielten 19 Betriebe betriebseigene sowie zugekaufte Kälber zu Quarantänezwecken vorerst drei Wochen in Einzeliglus. In dieser Zeit erhielten alle Kälber eine Impfung gegen virale Lungenentzündungserreger.
Nach der Quarantäne bis zur Schlachtung standen jeweils zehn Kälber gemeinsam in einem überdachten Auslauf mit Gruppeniglu. Zum Zeitpunkt der Gruppenbildung waren die Kälber im Schnitt 65 Tage alt. 19 weitere Betriebe dienten als Kontrollgruppe. Diese nutzten keine Quarantäne. Der angebotene Auslauf war zudem weder eingestreut noch überdacht. Die Forscher erfassten ein Jahr lang monatlich Daten über das Tierwohl, die Tiergesundheit, den Antibiotikaverbrauch und verschiedene Leistungsparameter. Nach der Schlachtung am durchschnittlich 154. Lebenstag untersuchten die Forscher außerdem Labmägen und Lungen einzelner Tiere. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Behandlungsintensität bei den Freiluftkälbern im Vergleich zur Kontrollgruppe auf ein Fünftel reduzierte. Das entsprach im Schnitt etwa zwei Tagen Antibiotikabehandlung der Freiluftkälber im Vergleich zu zehn Tagen Behandlungen der Kontrollgruppe. Zusätzlich war die Mortalität halb so hoch. Auf eine höhere Tiergesundheit der Freiluftkälber wiesen auch die Schlachtbefunde hin. Die Forscher fanden hier weniger Anzeichen von Lungenentzündungen. Die Tagesmastleistungen beider Gruppen waren ähnlich.