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Mutterkühe: Gutes Image, knappe Margen

Lesezeit: 5 Minuten

Das Fleisch aus regionaler Mutterkuhhaltung ist gefragter denn je. Dennoch gelingt es längst nicht allen Betrieben, auskömmliche Erlöse zu erzielen. Warum?


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Es klingt nach heiler Welt: Mutterkuhhalter haben beim Verbraucher ein sehr gutes Image, die Nachfrage nach regionalem Fleisch wächst und das Management der Herden ist oft im Nebenerwerb möglich.


Stabile Zahlen:

Bis jetzt sind die Bestandszahlen zwar stabil: 2016 hielten im Bundesgebiet 50750 Höfe rund 682000 Mutterkühe (Übersicht 1).


Doch das könnte sich bald ändern. Denn in den letzten zwei Jahren inte-ressierten sich mehr Landwirte für den Einstieg in die Mutterkuhhaltung: „Unsere Kurse zur extensiven Rinderhaltung waren zuletzt mehrfach überbucht“, erklärt Konrad Wagner, Leiter des Fachzentrums für Fleischrinderzucht und Mutterkuhhaltung im bayerischen Schwandorf.


In Bayern dürfte zwar die Weideprämie für Mutterkühe in Höhe von 50 € pro Großvieheinheit das Interesse an diesem Betriebszweig zusätzlich befeuert haben, doch auch in anderen Bundesländern registrieren die Verbände mehr Anfragen.


Milcherzeuger steigen um:

Beson-ders so mancher Milchpreis-gebeutelte Milchviehhalter trage sich mit dem Gedanken, auf die Mutterkuhhaltung umzusteigen. „In den letzten beiden Jahren haben Milcherzeuger auf freien Stallplätzen oft Absetzer gemästet“, berichtet Johannes Röttger von der Abteilung Fleischrinder bei der Masterrind in Verden. Aber auch Höfe, die ihre Milchviehhaltung eingestellt hätten, würden das verbleibende Grünland gerne alternativ mit Fleischrindern nutzen.


Ob sich das gestiegene Interesse an diesem Betriebszweig tatsächlich bald in der Statistik niederschlägt, bleibt allerdings abzuwarten. Denn auch die Mutterkuhhalter sind mit etlichen Herausforderungen konfrontiert.


Herdenschutz zu teuer:

So lässt die aktuelle Debatte um den Wolf viele Betriebe um ihre Existenz fürchten. Denn die von der Politik geforderten Maßnahmen für den Herdenschutz mit Hunden und Zäunen verursachen einen hohen Arbeitsaufwand und hohe Kosten.


Dr. Thomas Schmidt, Zuchtleiter für Fleischrinder bei der Rinderunion Baden-Württemberg (RBW), rechnet vor: „Allein in Baden-Württemberg belaufen sich die Kosten aufgrund der Betriebsstruktur mit kleinsten Weideflächen und vielen Herden auf rund 200 Mio. €. Das ist nicht zu stemmen!“ Demgegenüber stünden als Entschädigung für gerissene Tiere landesweit vermutlich nicht einmal 1Mio. € bereit.


Beweidungsverbot durch FFH:

Für weiteren Druck sorgt der inzwischen dramatische Wettbewerb um die Flächen, unter dem die Mutterkuhhalter angesichts ihrer oftmals angespannten Wirtschaftlichkeit besonders leiden. Vielerorts kommen Auflagen des Naturschutzes hinzu. So sind Beweidungsverbote in FFH-Gebieten keine Einzelfälle mehr, weiß Dr. Schmidt. Er kritisiert zudem die gängige Praxis der Finanzämter, den Mutterkuhhaltern jahrelang vorläufige Steuerbescheide auszustellen: „Wenn später mehrere Jahre mit roten Zahlen gegengerechnet werden, kommt es bei unterstellter Hobbyhaltung schnell zu immensen Nachforderungen.“


Kaum rentabel:

Gerade die mangelhafte Rentabilität ist in der Mehrzahl der Mutterkuhbetriebe seit Jahren „das“ Thema schlechthin. Weil die Erlöse im konventionellen Fleischmarkt nach wie vor nicht zufriedenstellend sind, ist eine erfolgreiche Direktvermarktung unverzichtbar. Allein auf gute Einnahmen über den Verkauf von Zuchtvieh könne man nicht dauerhaft setzen: „Sie sind allenfalls ein kleines Sahnehäubchen oben drauf“, meint Dr. Sabine Schmidt von der RinderAllianz in Woldegk.


Vor allem Neueinsteiger würden die „Mammutaufgabe“ der eigenen Vermarktung häufig unterschätzen, sind sich die Verbandsvertreter einig. Und: „Viele Betriebe sind nicht mutig genug, höhere Preise für ihr Fleisch durchzusetzen,“ ist sich Konrad Wagner sicher. Noch immer bewege sich das Preisniveau für gutes Fleisch aus Mutterkuhhaltung mit 13 bis 14 €/kg vielfach auf dem Niveau von konventioneller Massenware, zum Teil sogar noch darunter: „Hier ist mehr Unternehmergeist gefragt“, meint der Experte.


Gütesiegel in der Diskussion:

Hinzu komme, dass der Lebensmitteleinzelhandel oft nur die Edelteile abnehme und nicht am ganzen Tier interessiert sei. „Wir brauchen deshalb flächendeckend, aber auf regionaler Ebene, eine enge und transparente Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Metzgereihandwerk und Gastronomie“, fordert Erika Sauer, Vorsitzende des Fleischrinderverbandes Bayern.


Andere Branchenvertreter sehen dagegen in einem neuen Gütezeichen für Weiderindfleisch, das klaren Haltungsanforderungen gerecht wird, einen Weg zu besseren Erlösen. Als Vorbild dient ihnen dabei das Schweizer Label „Natura-Beef“. Dabei handelt es sich um ein Siegel für Rindfleisch aus weidebasierter Mutterkuhhaltung.


Neben der Vermarktung sehen die Branchenkenner auch im Management der Herden noch Möglichkeiten, um rentabler zu wirtschaften: „Mit der Ausmast der eigenen Absetzer und einem noch stärkeren Fokus auf die Fleischqualität ließe sich in vielen Betrieben die Wertschöpfung steigern“, glaubt Dr. Sabine Schmidt.


Ihr Verbandskollege Johannes Röttger von der Masterrind sieht Produktionsreserven in einer systematischen Parasitenbehandlung, in einer optimalen Anpassung der Bestandsdichten an den Futteraufwuchs und in der Wahl des richtigen Absetz- und Vermarktungszeitpunkts.


Wie geht es weiter?

Selbst wenn es den Mutterkuhhaltern künftig gelingt, die Potenziale in der Produktionstechnik und im Direktabsatz zu heben, steht für die Berater fest: Ohne attraktive Fördermöglichkeiten bleiben die Margen in etlichen Betrieben auf Dauer knapp.


Vom Verbraucher werde diese Haltungsform aufgrund ihrer Naturnähe, ihrem Beitrag zur Offenhaltung der Landschaft und aufgrund der hervorragenden Fleischqualität zwar besonders geschätzt. Johannes Röttger: „Diese Leistungen sollte man aber auch entsprechend honorieren, sonst fehlen bald die Hofnachfolger, und Neueinsteiger werden schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.“ Silvia Lehnert, Jeanine Maas

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