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Mutterkühe: Hohe Zunahmen auf Kurzrasen

Lesezeit: 6 Minuten

Mutterkühe erzielen auf Kurzrasenweide hohe Aufzuchtleistungen. Unser Expertenteam* zeigt, worauf Sie bei der Weideführung achten sollten.


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Tageszunahmen von 1 200 bis 1 500 g – das sind bereits für intensive Bullenmäster Spitzenleistungen. Um so erstaunlicher ist es, dass diese Aufzuchtleistungen auch in der Mutterkuhhaltung machbar sind. Mehrjährige Versuche mit Mutterkühen auf Kurzrasen belegen, dass die Kälber bis zum Absetzen diesen Zuwachs erreichen, und das ohne Ergänzung von Kraftfutter (siehe Beitrag „1 200 bis 1 500 g sind drin“, S. R 34).


Doch wie muss die Kurzrasenweide geführt werden, damit solche Leistungen erreicht werden?


Weideaustrieb Ende März


Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist wie bei allen Weidesystemen der Austrieb zu Vegetationsbeginn im zeitigen Frühjahr. So beginnt im Versuchsbetrieb Bayreuth der Weidegang bereits Ende März/Anfang April, beim 300 m höher gelegenen Standort Oberleinbach Mitte April.


Die frühe Beweidung und der Tritt der Tiere fördert die Bestockung der Gräser enorm. Gleichzeitig werden heranwachsende Unkräuter, wie Ampfer oder Scharfer Hahnenfuß, zu diesem frühen Zeitpunkt noch abgeweidet und so in ihrer Entwicklung stark gehemmt.


In Bayreuth steht der Versuchsherde eine Weidefläche von 16 ha zur Verfügung, in Oberleinbach etwa 14 ha. Wie bei der Standweide verbleiben die Tiere während der gesamten Vegetationsperiode auf der gleichen Fläche.


Schwankungen im Futterzuwachs werden nur über die Flächenzuteilung gesteuert: Wächst weniger Futter zu, wird Fläche zugegeben. Im umgekehrten Fall wird wieder ein Teil der Fläche abgesperrt. Die Flächenanpassungen sind vier- bis fünfmal im Jahr vorzunehmen (s. Übers. 1).


Zu Vegetationsbeginn Anfang April überweiden die Herden noch die kompletten Flächen. Setzt gegen Ende April/Anfang Mai ein verstärktes Graswachstum ein, wird die Weide verkleinert, so dass etwa vier bis fünf Kühe plus Kälber je Hektar weiden.


Aufwuchs sollte 5 bis 7 cm hoch sein


Wichtigster Maßstab zur Flächenanpassung ist die Höhe des Grasbestandes. Das Ziel ist eine mittlere Aufwuchshöhe von 5 bis 7 cm. Dann wird der gesamte Aufwuchs gefressen und den Tieren steht ausreichend Futter zur Verfügung.


Da je nach Witterung der Graszuwachs auf der Fläche täglich stark variieren kann, ist eine vorausplanende Flächenzuteilung nur bedingt möglich. Die einzige praktikable Managementhilfe ist die wöchentliche Aufwuchsmessung (Kasten „Die Wuchshöhe messen“, Seite R 33). Weicht der Messwert vom Zielbereich ab, muss die Fläche angepasst werden.


Weil viele Landwirte und Berater die Notwendigkeit der regelmäßigen Messung noch verkennen, passieren hier die meisten Fehler. Viele Mutterkuhhalter teilen zu Beginn des ersten Wachstumsschubs ab Ende April zu großzügig Fläche zu. In dieser Zeit sollte der Flächenanteil, den die nicht gefressenen Geilstellen einnehmen, maximal 15 % betragen.


In einigen Fällen bemessen sie die Fläche auch zu knapp, so dass die Aufwuchshöhe unter 4 cm fällt. Folge: Die Tiere finden zuwenig Futter.


Bis Juni sollte sich die Aufwuchshöhe an der unteren Grenze des Korridors bewegen, also bei 5 cm. Ist das Wachstum im Frühjahr gut, ist sogar kurzeitig eine Aufwuchshöhe von 4 bis 5 cm zu tolerieren. Verschlechtern sich allerdings die Wachstumsfaktoren (Kälte, Regen oder Trockenheit), sollten Sie die Fläche rasch wieder vergrößern. Geht der Aufwuchs über 6 cm hinaus, muss die Weidefläche um etwa ein Drittel verkleinert werden.


Je nach Höhenlage, Düngungsintensität und Witterung kann der Besatz im Frühsommer eine Stärke von vier bis fünf Kühen (einschließlich Kälber) pro Hek-tar erreichen. Der abgetrennte Teil kann jetzt mit 30 kg mineralischem Stickstoff bzw. 15 m3 verdünnter Gülle/ha oder Kompost gedüngt werden.


Nach etwa drei bis vier Wochen ist ein Schnitt dieser Fläche empfehlenswert, damit sie bald wieder für die Vergrößerung der Weide zur Verfügung steht. Etwa ab der Sonnwende können Sie die tolerierbare Aufwuchshöhe auf 7 cm erhöhen. Ab dieser Zeit gehen die Gräser in die vegetative Wachstumsphase über. Das heißt: Sie blühen kaum mehr, sondern bilden nur noch Blattmasse. Da die Blätter nicht so schnell und stark verholzen, fressen die Tiere sie auch noch in einem fortgeschrittenen Stadium. Im Verlauf des Sommers können Sie mit 2 bis 3 Kühen (einschließlich Kälber) je Hektar kalkulieren.


Wie die Aufwuchshöhen der Weide in Bayreuth in den letzten drei Jahren verlaufen sind, zeigt Übersicht 2. An den Kurven wird deutlich, dass man vor allem von April bis Juni einen entsprechenden Weidedruck aufrechterhalten muss, da-mit die Tiere den gesamten Aufwuchs fressen.


Das gleichmäßige Futterangebot sorgt für eine hervorragende Stoffwechsel- und Verdauungsstabilität. Weidebedingte Durchfälle sind auf Kurzrasenweide unbekannt.


Dreimal Parasiten bekämpfen


Wie bei anderen Weideformen ist es auch bei der Kurzrasenweide unerlässlich, ein konsequentes Parasitenbekämpfungs-Programm durchzuführen. So zeigte sich am Standort Bayreuth in früheren Jahren bei den Kälbern teilweise ein massiver Lungenwurmbefall, an dem auch Tiere verendeten.


Entsprechend den Empfehlungen des Tiergesundheitsdienstes Bayern bekämpfen beide Versuchsbetriebe dreimal pro Jahr mit den üblichen Pour-on-Präpa-raten, die auf den Rücken aufgetragen werden.


Die erste Behandlung findet etwa vier Wochen nach dem Weideaustrieb statt. Dabei wird die gesamte Herde behandelt. Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass ein Großteil der Parasiten, die auf der Weide überwintert haben, von den Tieren aufgenommen wurden und so mit einer Parasiten-Behandlung gezielt bekämpft werden kann.


Die zweite Anwendung führen die Betriebe Ende Juni/Anfang Juli (Mitsommer-Behandlung) durch. Dieser Zeitpunkt ist vor allem bei Lungenwurmbefall zwingend erforderlich.


Die letzte Behandlung erfolgt nach dem Aufstallen der Tiere im November. Dieser Termin hat den Vorteil, dass auch Räudemilben, Läuse und Haarlinge, die sich spätestens im Dezember bemerkbar machen, bekämpft werden.


Wir halten fest


Die Einführung der Kurzrasenweide hat zu einer wesentlichen Verbesserung der Grasnarbe und Trittfestigkeit der Fläche geführt.


Wichtigste Managementmaßnahme ist die wöchentliche Messung des Aufwuchses. Die Weidefläche ist auf Grund des unterschiedlichen Graswachstums etwa 4- bis 5-mal im Jahr anzupassen.


An der Parasiten-Bekämpfung führt auch bei der Kurzrasenweide kein Weg vorbei. Bewährt hat sich eine dreimalige Behandlung mit Pour-on-Präparaten. Vier Wochen nach dem Austrieb, Ende Juni und nach dem Aufstallen.


Der Arbeitsaufwand für das Weidemanagement hat sich auf ein Minimum reduziert. Arbeiten wie Flächennachmahd, Mulchen oder Weidezaun-Ausmähen entfallen ebenso wie Maßnahmen zur Unkrautregulierung.


*) Die Autoren: Siegfried Steinberger, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Grub; Rainer Prischenk, Landwirtschaftliche Lehranstalten Bayreuth; Karsten Böker, LVFZ Kringell

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