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Roboter: Wie teuer sind ­Wartung und Reparatur?

Lesezeit: 7 Minuten

Melkroboter sind rund um die Uhr in Betrieb. Verursachen sie deshalb höhere Wartungs- und Reparaturkosten als konventionelle Melksysteme? Wissenschaftler aus Grub legen dazu erstmals Zahlen vor.*)


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Melkroboter müssen einiges aushalten. Spitzenbetriebe erreichen mit einer Einbox-Anlage bis zu 180 Melkungen pro Tag. Dass mit dem Dauereinsatz ein höherer Aufwand für Wartung und Reparatur der Anlage verbunden ist, kann man sich vorstellen.


Doch wie hoch ist dieser Aufwand wirklich? Und sind diese variablen Kosten wirklich höher als für die Instandhaltung von konventionellen Melksystemen? Hier fallen in der Regel 4 % des Anschaffungspreises für jährliche Reparaturen an.


Konkrete Zahlen aus deutschen Betrieben gab es dazu bisher nicht. Deshalb wurden im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Weihenstephan 18 Praxisbetriebe nach ihren Wartungs- und Reparaturkosten befragt.


Umfrage in Praxisbetrieben


Erfasst wurden alle Kosten für Ersatzteile, Wartung und Kleinverbrauchsteile wie z. B. Reinigungsmittel, nicht aber die Kosten für Energie und Wasser. Für die Auswertung wurden in erster Linie die Kosten herangezogen, die der jeweilige Hersteller den Betrieben für durchgeführte Wartungsarbeiten in Rechnung gestellt hat. Das heißt die berechnete Arbeitszeit des Servicemonteurs sowie die Anfahrtskosten wurden berücksichtigt.


In den bayerischen Betrieben waren Einbox-Anlagen installiert. Dabei schwankte die Zahl der melkenden Tiere von 38 bis 66. Die jährliche Milchmenge reichte von 306 000 bis 540 000 kg (LKV-Leistung). Vertreten waren Anlagen von den Firmen DeLaval, Lely und Lemmer Fullwood.


Die Roboter waren unterschiedlich alt und wurden entweder neu oder gebraucht gekauft. Die älteste Anlage war Baujahr 1998, die jüngste stammte aus dem Jahr 2006.


Bei der Auswertung war problematisch, dass vor allem bei älteren Anlagen nicht immer alle Daten über den gesamten Einsatzzeitraum verfügbar und die Angaben aus den Betrieben nicht immer vollständig waren.


Die wichtigsten Ergebnisse


Insgesamt streuten die Wartungs- und Reparaturkosten sowohl zwischen den Betrieben als auch zwischen den Baujahren sehr stark (Übersicht 1). Sie bewegten sich zwischen 4 000 bis 5 500 €. Das entspricht in etwa 4 % des Anschaffungspreises für eine Einboxanlage mit Standardausführung. Die höchsten Kosten fielen bei den neuen Anlagen aus den Baujahren 1998 bis 2003 an. Die gebraucht gekauften Roboter und die neuen Modelle ab Baujahr 2004 schnitten günstiger ab. Die Details der Auswertung:


Gebraucht gekaufte Anlagen: Diese Anlagen stammen aus den Baujahren 2000 bis 2002 und wurden zwischen 2004 und 2006 gebraucht gekauft. Alle Anlagen wurden beim Einbau für ca. 10 000 – 15 000 € komplett überholt. Die Wartungs- und Reparaturkosten lagen bei den drei befragten Betrieben im Mittel bei 3 912 € pro Jahr (alle Kosten o. MwSt.). Allerdings war die Streuung enorm: Die „günstigste“ Anlage lag bei 2 533 € im Jahr, die teuerste bei 6 151 €!


Die höchsten Kosten entstanden meist im zweiten und dritten Betriebsjahr. Und zwar vor allem für Ersatzteile mit einem Anteil von 48 % und Verschleißteile mit 18 % (Übersicht 2). Danach sanken die jährlichen Kosten. Alle drei Anlagen hatten keinen Wartungsvertrag. Die entstandenen Kosten wurden dem Landwirt daher direkt in Rechnung gestellt. Der Monteur wurde deshalb nur im Bedarfsfall gerufen.


Baujahr 1998 bis 2000: Die Kosten in den drei Betrieben streuten von 3 462 bis 6 826 €. Der Schnitt lag bei 4 927 €. Ein Grund für die relativ hohen Kosten ist sicherlich die bereits erzielte Nutzungsdauer von sechs bis acht Jahren. Außerdem wurde an den Anlagen schon eine Software-Aufrüstung (Upgrade) durchgeführt.


In den ersten beiden Jahren war für die meisten Kunden damals bereits ein Servicevertrag verpflichtend. In Betrieben ohne Servicevertrag streuten die Kosten in einzelnen Jahren deutlich stärker als in Betrieben mit Vertrag. Hier spielt sicher auch der regelmäßige Besuch eines erfahrenen Servicetechnikers eine Rolle. Vor allem die Kosten für Ersatzteile schlugen zu Buche. Ihr Anteil an den Gesamtkosten lag bei 32 %. Durch die längere Nutzungsdauer war der Verschleiß hoch, so dass mehr Ersatzteile nötig waren. Die Arbeitskosten waren bedingt durch die zunehmende Erfahrung des Betriebsleiters nicht mehr so hoch (16 %).


Baujahr 2001 bis 2003: Die Kosten bewegten sich zwischen 4 373 und 6 517 € (ø 5 534 €), wobei die drei Anlagen zum Zeitpunkt der Datenerhebung bereits fünf bis acht Jahre im Einsatz waren. Betriebe mit Wartungsvertrag hatten wiederum geringere Kosten. In den ersten Jahren wiesen die Betriebe ohne Vertrag zwar die niedrigsten Kosten auf. Doch etwa ab dem dritten Jahr standen größere Reparaturen an, wie z. B. am Kompressor, an der Vakuumpumpe oder an der EDV. Die Kosten stiegen von einem Jahr zum nächsten deutlich! Die Ersatzteilkosten schlugen in diesen Betrieben mit 40 % zu Buche, da die Störanfälligkeit in den drei Betrieben recht hoch war.


Baujahr 2004 bis 2006: Diese neun Roboter lagen mit durchschnittlich 4 029 € pro Jahr auf dem Kostenniveau der gebraucht gekauften Anlagen. Im Einzelnen reichten sie von 2 535 bis 5 737 €. Die Nutzungsdauer der Anlagen lag zum Zeitpunkt der Auswertung erst zwischen zwei und vier Jahren, was die geringeren Kosten gegenüber den anderen Betrieben zum Teil erklärt. Der Betriebsleiter, der wenig Zeit für die Betreuung der Anlage hatte, verbuchte die höchsten Kosten. Der Betrieb, der nur im ersten Jahr einen Servicevertrag genutzt hat, konnte seine Gesamtkosten senken. Wie sich sein Kostenniveau im Laufe der Zeit entwickelt, bleibt offen. Betriebe, die die gesamte Nutzungszeit über einen Vertrag abgeschlossen hatten, zeigten eine konstante jährliche Belastung.


62 % der Kosten entfielen auf Verschleißteile, Arbeit und Service (Übers. 2). Ersatzteile machten nur 16 % aus.


Kosten pro kg Milch


Die Kostenbelastung pro kg Milch war bei den drei Gebrauchtanlagen und den ganz neuen Robotern mit 1 Ct/kg in etwa gleich (Übersicht 3). Die höchsten Kosten hatten die drei Betriebe mit den Anlagen der Baujahre 2001 bis 2003. Bei diesem Vergleich muss aber auch die jeweils mit einer Roboter-Anlage ermolkene Gesamt-Milchmenge im Betrieb bzw. die Auslastung der Anlage berücksichtigt werden. Die Umfrage zeigte auch, dass die Milchleistung und die unterschiedliche Besatzdichte in den Betrieben keinen Einfluss auf die laufenden Kosten der Melkroboter hatte. Das liegt vor allem daran, dass die Betriebe das Melken im Roboter mit einer geringeren Kuhzahl als maximal möglich begonnen haben.


Auf einigen Betrieben wurde der Bestand erst allmählich aufgestockt, so dass die Landwirte selbst die Erfahrung gemacht haben, wie viel die Anlage wirklich schaffen kann. Während dieser Probephase ist zwar der eigene Arbeitsaufwand gestiegen, die jährlichen Kosten für Wartungsarbeiten blieben jedoch unverändert.


Man kann aber davon ausgehen, dass die jährlichen Reparatur- und Wartungskos­ten steigen, wenn die Anlage dauerhaft mit der maximalen Anzahl an Kühen be­trie­ben wird. Das war allerdings bei keinem der Betriebe in der Auswertung der Fall.


Wir halten fest


Die Gesamtkosten für Wartung und Reparatur der Melkroboter betrugen – ähnlich wie bei konventionellen Melksystemen – etwa 4 % vom Anschaffungspreis.


Die Reparatur- und Wartungskosten in den Betrieben streuten sehr stark. Das lag vor allem an den Unterschieden in Baujahr, Nutzungsdauer, Einsatzbedingungen und Wartungsintervallen. Das Fabrikat spielte eine untergeordnete Rolle.


Betriebe ohne Wartungsvertrag haben in den ersten Jahren zwar Kosten gespart, später waren die Kosten in einzelnen Jahren durch größere Reparaturen aber sehr hoch.


Neue Anlagen werden durch den stetigen Fortschritt immer besser, so dass die Kosten sinken.


Die gebraucht gekauften Roboter waren zwar bei den jährlichen Kosten im Schnitt günstiger. Doch sie verursachten sehr hohe Kosten für die Generalüberholung. Der Kauf eines gebrauchten Roboters empfiehlt sich daher nur, wenn der Anschaffungspreis sehr niedrig ist. Eine Werksüberholung sollte dabei durchgeführt werden.


Der größte Teil der Ersatzteilkosten entfiel bei allen Herstellern auf konventionelle Melktechnik-Teile wie Ventile oder Muffen. Möglicherweise sind diese Teile noch nicht auf den 24-Stunden-Einsatz ausgelegt. Ab vier bis fünf Jahren ist mit größeren Reparaturen zu rechnen.


Bei anstehenden Reparaturen wird oft die Software gleich mit aufgerüstet, was dann zu höheren Kosten führt. Diese Maßnahmen sind allerdings eher als Investition zu betrachten. -sl-


Wie sich die Reparaturkosten im Einzelnen zusammensetzen, lesen Sie auf Seite R 32.


*) Norbert Schneider, FH Weihenstephan, Dr. Jan Harms, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Grub

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