Swing Over-Melkanlagen er-möglichen bei fachgerechter Aus-legung und Montage zwar ein zügiges und weitgehend schonendes Melken mit normalem Ausmelkgrad. Die beste oder gar einzige Möglichkeit für zeitsparendes Melken sind sie jedoch nicht!
Vielmehr sind sie unter mittel-europäischen Rahmenbedingungen (Klima, Baupreise) wegen ihres großen Platzbedarfs meist deutlich teurer als konventionelle Gruppenstände. Hinzu kommen teils Probleme durch unterschiedlich schnell melkende Kühe und unvollständiges Ausmelken. Beides tritt besonders bei ganzjähriger Abkalbung bzw. hohen Milchleistungen (über 7 000 kg pro Jahr) auf. Daher ist es nicht verwunderlich, dass doppelseitig bestückte Melkstände aktuell und in absehbarer Zukunft weltweit die größte Verbreitung haben.
Auch hinsichtlich der Geschwindigkeit und Vollständigkeit der Milchabgabe hat Swing Over keine systematischen Vorteile. Die hormonelle Regulation und die Auswirkung der Euteranatomie sind unabhängig von der Melkanlagen-Variante. Daher kann man es durchaus als Märchen einstufen, dass Kühe in Swing Over-Melkanlagen selbst bei noch so kurzer Eutervorbereitung durch die folgende Wartezeit ausreichend angerüstet würden. Ebenso stimmt es nicht, dass der Ausmelkgrad bei Swing Over generell überlegen sei und dass es hier keine nennenswerten Nachgemelke gäbe.
Oft ist sogar das Gegenteil der Fall: Denn bei Auslegung und Montage zahlreicher Swing Over-Melkanlagen werden einfachste strömungstechnische Grundregeln nicht beachtet. Dann sind die Vakuumverhältnisse während des Melkens deutlich schlechter als in alten Anbinde-ställen. Man kann zwar noch immer melken. Jedoch nur mit geringen Milchflussraten und erhöhten, oft nicht erkannten Restmilchmengen.
Melkberater Dr. Dirk Hömberg