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Steigen die Preise um fünf bis sieben Cent?

Lesezeit: 7 Minuten

Die Milchpreise werden im Herbst und Winter deutlich steigen, signalisieren die Molkereien. Kommt endlich die Trendwende am Milchmarkt?


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Die gute Nachricht vorweg: In den nächsten Monaten werden die Milcherzeugerpreise deutlich steigen. Darauf deutet vieles hin.


Rahm treibt die Preise


Preistreiber Nummer Eins ist der Rahm, der derzeit vor allem in die Sahneerzeugung fließt. Der Preis für Industrierahm verbesserte sich gegenüber Juli um fast 60 % auf über 4 €/kg. „Bei vielen Verarbeitern feiert die Sahne aus Kosten- und Qualitätsgründen ihr Comeback“, so der Geschäftsführer einer Privatmolkerei.


Damit bleibt aktuell nur wenig Rahm für die Butterproduktion übrig, so dass die deutschen Molkereien zuletzt fast 30 % weniger Butter produzierten als 2008 und nur noch bestehende Kontrakte erfüllen konnten. Noch im Sommer hatten viele Betriebe Butter für die staatliche Einlagerung hergestellt. Jetzt hat sich durch die Intervention und die hohe Sahne-Nachfrage der Milchfettmarkt gedreht. Folge: Auch die Preise für Butter ziehen an.


Aufgrund der Butterknappheit hatte Aldi Anfang Oktober die Preise um 20 Ct auf 85 Ct für das 250-Gramm-Päckchen angehoben, alle anderen Lebensmittelhändler zogen nach. Der Preis für Blockbutter notierte Anfang Oktober zwischen 3,05 und 3,20 €/kg, und lag damit deutlich über dem Vorjahrespreis, Tendenz weiter steigend.


Um die Nachfrage bedienen zu können, wird bereits Butter aus der privaten Lagerhaltung entnommen. Die Lagerbestände sind in Deutschland auf unter 13 000 t gesunken. Angesichts der steigenden Preise warnen einige Molkereien bereits vor einer Überhitzung des Buttermarktes und fordern die Öffnung der staatlichen Interventionslager.


Aber nicht nur Butter ist im Aufwind, auch die Pulverpreise in Deutschland sind fester. Magermilchpulver (Lebensmittelqualität) kostete Mitte Oktober zwischen 1 900 und 2 050 €/t, rund 275 € mehr als im August. Vollmilchpulver legte sogar über 550 € zu, und notierte zuletzt zwischen 2 400 und 2 550 €/t.


Zweiter positiver Trend: Der Konsum von Milchprodukten in der EU zieht wieder an. Die Molkereien berichten von guten Absätzen bei Butter und einer stabilen Nachfrage bei Käse. Das Konsumklima ist laut GfK-Index insgesamt freundlich.


Auch weltweit gibt es eine Belebung der Nachfrage, meldet der MilchindustrieVerband. Der Export von Molkenpulver aus der EU betrug von Januar bis Juli 219 000 t, gegenüber 195 000 t im Vorjahr.


Indikator für eine weltweite Erholung der Nachfrage sind auch die anziehenden Preise bei der monatlichen Online-Auktion für Vollmilchpulver des Molkereiriesen Fonterra in Neuseeland. Bereits zum dritten Mal in Folge stieg der Preis an, auf zuletzt 2 069 €/t. Vor allem asiatische Importeure kaufen wieder, heißt es.


Milchanlieferung sinkt


Dritter Lichtblick: Die Milchanlieferung geht zurück. Bundesweit wurde im September erstmals die Vorjahreslinie unterschritten, bei weiter zurückgehenden Inhaltsstoffen. Auch Großbritannien, Frankreich und Irland melden weniger Milch. Nur in Holland und Polen wird noch über dem Vorjahresniveau produziert.


In den USA wird erstmals seit Jahren im August ein Rückgang der Milchproduktion um 0,2 % gemeldet. Der drastische Preissturz hat in den USA zu einem massiven Abbau der Kuhherden geführt, teils gefördert durch das Abschlachtprogramm CWT (Cooperatives Working Together). In den letzten 12 Monaten wurden so über 240 000 Kühe vom Markt genommen.


Weniger Milch wird auch in Australien erwartet. So prognostiziert der Verband DairyAustralia für das laufende Milchwirtschaftsjahr einen Rückgang um 4 % auf 9 Mrd. Liter. Dies wäre das niedrigste Niveau seit ’96/97. Aufgrund miserabler Erlöse wollen 16 % der Bauern bis 2012 aus der Milch aussteigen. Mit steigenden Milchmengen rechnen nur Neuseeland und Süd-amerika (s. top agrar 10/2009, S. 125).


Spotmilch bei 30 Cent


Die geringere Milchanlieferung wirkte sich zuletzt auch verstärkt auf die Spotmärkte für Rohmilch, Rahm und Konzen-trat aus. In der zweiten Oktoberwoche wurde in Süddeutschland für Rohmilch um 31 Ct/kg gezahlt, im Norden waren es 29 bis 30 Ct/kg, bei 3,7 % Fett (Übersicht 1).


Vergleichbar ist die Entwicklung am italienischen Spotmarkt, der vor allem süddeutschen Molkereien als Absatzventil dient. Im September wurden hier zwischen 33 und 35 Cent frei Molkerei gezahlt (ohne Abzug der Transportkosten). Die Gründe sollen ein Anspringen der Nachfrage und zurückgehende Milchanlieferungen sein.


Die Ausgangssituation für die Verhandlungen zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel ist also besser als im Frühjahr 2009. Höhere Auszahlungspreise sind deshalb keine Utopie mehr. „Entscheidend sind die Verhandlungen zur weißen Linie (Trinkmilch). Preiserhöhungen von mindestens 5 Ct, besser mehr für den Liter H-Milch müssen drin sein“, so Steffen Lange, Sachsenmilch Leppersdorf.


Ein gewaltiger Preissprung ist vor allem bei Käse notwendig, sind sich die Molkereien einig. Denn rund 50 % der deutschen Milch werden zu Käse verarbeitet. Nur ein Anstieg hier hätte eine durchschlagende Wirkung auf die Michpreise.


Die Auszahlungspreise für September lassen hoffen. Vor allem die auf Butter, Pulver und Versandmilch ausgerichteten Molkereien im Norden konnten bereits von der Entwicklung profitieren. So hat die Meierei Viöl seit Juli 5 Ct zugelegt, die Breitenburger Milchzentrale immerhin vier. Beide zahlten im September 23 Ct.


Auch einige große Player erhöhten die Preise für September: Omira um 1,5 Ct auf 23,85 Ct/kg, die Nordmilch und Ammerland um je 1 Ct auf 22 bzw. 23 Ct/kg. Humana-Geschäftsführer Albert Große Frie hält weitere Preissteigerungen für möglich: „Vorsichtig geschätzt werden wir bis zum Jahresende einen Grundpreis von 26 Cent auszahlen, optimistisch geschätzt könnte es auch etwas mehr sein.“


Cees t’Hart von FrieslandCampina prognostiziert bis zum Jahresende Basispreise um 27 Ct. Für das kommende Jahr erwartet er Preise oberhalb der 30-Cent-Marke. Die skandinavische Großmolkerei Arla hob die Notierung für Oktober auf 32 Ct pro kg Milch, inkl. aller Zuschläge an. Die Sparmaßnahmen des Konzerns und die weltweit steigenden Preise für Industrieprodukte sorgen für den Anstieg, so Geschäftsführer Peder Tuborgh. In Frankreich zogen die Preise von Sodiaal (32,9 Ct) und Lactalis (30,2 Ct) bereits im August an. Österreich´s Molkereien NÖM und Gmundener Milch kündigten für Oktober Preis-erhöhungen auf über 30 Ct (brutto) an.


In den USA rechnet das Agrarministerium mit einer Erhöhung der Preise um 4 bis 5 Cent in den nächsten Monaten. Im August lag der durchschnittliche Auszahlungspreis noch bei 19,55 Ct. Fonterra in Neuseeland erhöhte seine Milchpreisprognose für das laufende Milchwirtschaftsjahr um 10,9 % auf fast 21 Ct/kg.


Risiko Brüssel


Aber wie lange hält der positive Trend an? Vor allem die hohen EU-Interventionsbestände an Butter (ca. 80 000 t) und Magermilchpulver (ca. 250 000 t) könnten dem zarten Pflänzchen „Preisanstieg“ schnell den Garaus machen.


Entscheidend wird sein, wie und wann die EU bzw. die USA den Abbau der Interventionsbestände einläuten. „Wird hier nicht umsichtig vorgegangen, könnte der Markt wieder kippen“, so Peter Gerber, FrieslandCampina Köln. Gleiches gilt für die Exporterstattungen. Sollte die EU dieses Instrument zu schnell streichen, wäre das fatal für die Erholung der Preise. Bisher ist aus Brüssel zu hören, man werde die Unterstützung erst dann ändern, wenn sich der Markt nachhaltig stabilisiert habe.


Das dürfte dauern, denn Exporte nach Osteuropa sind immer noch problematisch. „Es finden sich kaum Kreditversicherungen, die Geschäfte absichern und beim Ausfall eines Kunden einspringen“, sagt Albert Große Frie. „Doch ohne Versicherung sind die Geschäfte zu riskant, so dass dieser Absatzweg weiter schwierig ist.“


Bauern erwarten höhere Preise


Die Trendwende am Milchmarkt scheint eingeläutet. Die Tiefststände der Auszahlungspreise im Sommer liegen hinter uns, davon sind viele Experten überzeugt. Wenn die anstehenden Preisverhandlungen mit dem Lebensmittelhandel gut laufen, ist ein Anstieg der Auszahlungspreise um 5 bis 7 Cent möglich. A. Leifker

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