Beim Einsatz von Rapskuchen im Bullenmastbetrieb sind einige Punkte zu beachten: Qualität: Für den Landwirt muss erkennbar sein, welche Qualität das Produkt hat. Rapskuchen ist ein energiereiches Kraftfutter, das zudem hohe Mengen an Rohprotein enthält. Der Rohfettgehalt ist relativ hoch, aber stark schwankend. In Gruber Untersuchungen wies kaltgepresster Kuchen Werte zwischen 12 und 18 % auf, mit fallender Tendenz. Die Unterschiede sind abhängig von der Art der Pressen und der Intensität des Pressvorgangs. Vor dem Kauf ist der Rohfettgehalt abzuklären, um die Einsatzmöglichkeiten in der jeweiligen Ration abschätzen zu können. Liegt der Fettgehalt hoch, muss die Einsatzmenge an der unteren Grenze, etwa bei 500 g je Tier und Tag, liegen. Bei niedrigen Fettgehalten kann bis zu 1 kg eingesetzt werden. Preiswürdigkeit: Bei der Berechnung der Preiswürdigkeit wird ein Vergleichspreis von Rapskuchen zu Soja- und Rapsextraktionsschrot ermittelt. Als Vergleichsfuttermittel wird in der Berechnung zzt. Sojaextraktionsschrot zu 24 E/dt eingesetzt. Wenn Sojaschrot 24 E kostet, ist der Tauschwert für Rapsextraktionsschrot 20,37 E und für Rapskuchen, (15% Fett) 19,97 E. Der Tauschwert sagt aus, die Nährstoff- und Energiemengen von z. B. einem dt Rapskuchen sind im Vergleich zu Sojaschrot etwa 20 E wert. Da aber beim Einsatz von Rapskuchen ein Restrisiko wegen des höheren Fettgehaltes besteht, muss der Preis etwa 1 bis 2 E unter diesem Gleichgewichtspreis liegen, ansonsten ist vom Einsatz von Rapskuchen als Ersatz für Sojaextraktionsschrot abzuraten. Rationsgestaltung: Die Rationen in der intensiven Bullenmast sind energiereich und strukturarm. Der Anteil an Zucker und schnell verfügbarer Stärke ist wegen des bedeutenden Getreideanteils hoch, die Umsetzung im Pansen sehr intensiv und schnell. Dies hat große Auswirkung auf die Säureverhältnisse im Pansen. Bei entsprechendem Strukturanteil ist aber die notwendige Wiederkauaktivität noch gegeben, die zur Einspeichelung und Abpufferung im Pansen führt. Eine deutliche Erhöhung des Fettanteils durch hohe Mengen an Rapskuchen kann die Ration zum Kippen bringen. Diese Imbalance führt dann zu Übersäuerungen im Pansen (Acidose), die Bullen hören auf zu fressen. Um das zu vermeiden und eine erfolgreiche Mast mit Rapskuchen zu ermöglichen, müssen folgende Orientierungswerte bei der Rationsgestaltung beachtet werden: Zucker, max. 75 g/kg T; Zucker plus unbeständige Stärke, max. 250 g/kg T Beständige Stärke, max. 60 g/kg T Rohfettgehalt, max. 5% i.d.T Rohfasergehalt, mind. 14 %, davon 2/3 strukturiert, Strukturwert der Ration mind. 1,2 Angewöhnung: Die Tiere sollten langsam an den Rapskuchen angewöhnt werden. Bewährt hat sich der Einsatz von 0,5 kg Heu/Stroh zur Stabilisierung der Wiederkauaktivität und der Ersatz von Weizen oder Gerste durch Körnermais. Durch diesen Austausch wird der Anteil an unbeständiger Stärke aus Weizen und Gerste zu Gunsten der beständigen Stärke aus Mais deutlich reduziert. Die Ration wird dadurch stabilisiert. Beim Einsatz einer Mischration ist es sinnvoll, den Rapskuchen einzumischen, um mögliche geschmackliche Nachteile des Rapskuchens zu überdecken. Zusätzlich ist ein Vermusen beim Mischen zu vermeiden. Tierbeobachtung: Bei einem Rückgang der Futteraufnahme ist die Ration zu überprüfen und entsprechend zu korrigieren. Dr. Span