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top agrar-umfrage - Sind unsere Molkereien wirklich fit für 2015?

Lesezeit: 6 Minuten

Die Molkereien sind für das Quotenende gerüstet, finden 90 % der Milchbauern. Gleichzeitig denkt aber ein Drittel über eine Kündigung nach. Das zeigt die top agrar-Umfrage.


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Die Milcherzeuger in Deutschland gehen derzeit gnädig mit ihren Molkereien um: 84 % halten die Strategie ihrer Molkerei für zukunftsfähig, 87 % sehen ihren Abnehmer für das Ende der Milchquote im Jahr 2015 gut aufgestellt.


Dennoch denken 34 % der Milchbauern ernsthaft darüber nach, bei ihrer Molkerei zu kündigen. Der Druck auf Unternehmen mit niedrigen Milchpreisen und ohne schlüssiges Zukunftskonzept steigt somit. Wer kein verlässlicher Partner für Milcherzeuger ist, wird Rohstoff verlieren.


Diese klare Botschaft liefert die Molkerei-Umfrage von top agrar. Darin haben knapp 1 000 Leser 96 Molkereien bewertet. Die Eckdaten der Umfrage finden Sie links, eine Einzelauswertung der Molkereien auf Seite R 10.


Mit 86 % liegt der Zuspruch zur Unternehmensstrategie bei den Genossen höher als bei den Privatmolkereien mit 75 % (Übersicht 1). Das ist verständlich. Denn die Genossenschaftsmolkereien gehören den Bauern, sie zeichnen Geschäftsanteile und sollten am Erfolg der Molkerei teilhaben. Privatmolkereien sind hingegen im Besitz von Unternehmern. Sie können Entscheidungen alleine fällen.


Daher wundert es nicht, dass mehr als jeder fünfte Lieferant die Strategie seiner Privatmolkerei gar nicht kennt. Die Strategie ihres Milchhändlers kennen sogar die Hälfte der Lieferanten nicht, allerdings liegen unserer Umfrage hier nur 14 Antworten zugrunde.


Im Schnitt beurteilen nur 4 % der Landwirte die Strategie ihres Abnehmers als schlecht und nicht zeitgemäß.


Startklar für 2015?

Deshalb halten 88 % bzw. 84 % der Milcherzeuger ihre Genossenschafts- bzw. Privatmolkerei gut für das Quotenende vorbereitet (Übersicht 2). Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen kleineren (unter 300 000 kg) und größeren Milcherzeugern (über 1 Mio. kg Milch pro Jahr).


Als Argumente für die positive Einschätzung nennen die Teilnehmer vor allem die internationale Ausrichtung sowie den Export von Milchprodukten, die breite Produktpalette und die neuen Verarbeitungskapazitäten der Molkereien. Zudem loben sie innovative Ideen, wie die Milchmengen-Planung. „Damit kann die Molkerei die Auslastung und den Absatz nach 2015 genauer einschätzen“, sagt ein Mitglied des Deutschen Milchkontors (DMK).


Die Umfrage-Teilnehmer geben den Molkereien somit einen riesigen Vertrauens-Vorschuss für 2015 – zumindest den meisten Unternehmen. Einige fallen allerdings aus dem Rahmen. Hier trauen die Milcherzeuger ihrer Molkerei den freien Markt offenbar nicht zu. Die deutlichsten Beispiele sind:


  • 57 % der Danone-Lieferanten sind der Meinung, dass der Konzern nicht gut auf 2015 vorbereitet ist. Sie bemängeln vor allem die fehlende Strategie, den schlechten Informationsfluss und den Verkauf der Marke „Obstgarten“.
  • 60 % der Milcherzeuger der Neuburger Milchwerke und 33 % der Milcherzeuger vom ehemaligen Kooperationspartner Omira Ravensburg (inzwischen fusioniert) sind ebenfalls der Meinung, dass ihr Unternehmen schlecht für das Quotenende vorbereitet ist. Das liegt vor allem an der Misswirtschaft der alten Führungsmannschaft, die die Milcherzeuger viel Milchgeld gekostet hat.


Kündigungen drohen.

Besonders Omira bekommt das fehlende Vertrauen zu spüren: Sie verliert rund 250 Mio. kg Milch. Das sollte auch andere Molkereien wachrütteln. Denn viele Milchbauern denken ernsthaft über Kündigungen nach, wie Übersicht 3 zeigt.


Zwar sind zwischen 42 und 49 % der Milcherzeuger ihrem Abnehmer sehr treu und haben noch nie darüber nachgedacht, zu kündigen. Doch für über ein Drittel aller Genossenschaftsmitglieder kommt eine Kündigung infrage – oder sie stehen sogar schon in Kündigung. Das sind erstaunlich viele!


Bei den Privatmolkereien ist die Bereitschaft zum Kündigen logischerweise noch höher: Von unseren Teilnehmern haben 38 % in den letzten fünf Jahren die Molkerei gewechselt.


Als Gründe für eine Kündigung kristallisieren sich zwei Punkte heraus:


  • Das geringe Mitspracherecht bei Entscheidungen der Molkerei nervt die Teilnehmer. Mit der Durchschnittsnote 3,0 ist es das schlechtbewerteste Kriterium der Umfrage (Übersicht 6, Seite R 11). Selbst die Genossenschaftsmolkereien, die in Bauernhand sind, kommen nur auf eine Note von 2,8. Bei den Privatmolkereien fällt das Votum mit der Note 3,5 verständlicherweise noch deutlicher aus. Fazit: Beim Mitspracherecht müssen die Genossenschaften mehr tun, die Privatmolkereien könnten mehr tun.
  • Und natürlich ist der Auszahlungspreis ein Kündigungsgrund. Zum einen bemängeln die Milchbauern die fehlende Transparenz, wie der Milchpreis überhaupt entsteht (Note 2,7). Zum anderen fühlen sich viele beim Milchpreis im Vergleich zur Nachbarmolkerei benachteiligt (Note 2,6). Das zeigt, wie wichtig gute Marktinformationen und ein florierender Wettbewerb unter den Molkereien sind.


Kündigungsfristen zu lang:

Allerdings verhindern lange Kündigungsfristen, dass Milcherzeuger die Molkerei schneller wechseln können. Das gilt vor allem für Genossenschaftsmolkereien, bei denen die Frist meist 24 Monate beträgt.


Nur 46 % unserer Teilnehmer finden das passend, über die Hälfte hält diesen Zeitraum für zu lang und wünscht sich kürzere Fristen (Übersicht 4). Das untermauert ein Blick auf FrieslandCampina Köln, wo die Kündigungsfrist nur sechs Monate beträgt. Diesen Zeitraum schätzen 86 % der Bauern für passend ein – und niemand für zu lang. 14 % plädieren sogar für längere Fristen.


Bei den Privatmolkereien und Händlern verhandeln die Milchlieferanten direkt oder über eine Erzeugerorganisation die Vertragslaufzeit. Sie kann von einigen Monaten bis mehreren Jahren betragen. Rund 80 % der Teilnehmer beurteilen ihre jeweilige Laufzeit als passend. Interessant ist, dass dennoch etwa jeder fünfte Lieferant die Frist als zu lang einschätzt, aber fast niemand für zu kurz. Offenbar wünschen sich hier einige ein einfacheres „Molkerei-Hopping“.


Nur strategische Kooperationen!

Unterschiedlich sind die Einschätzungen zu Kooperationen oder Fusionen.


Die Mehrheit unserer Teilnehmer lehnt das für Privatmolkereien (87 %) und Milchhändler (90 %) strikt ab. Sie pochen auf Eigenständigkeit, was auch zur Philosophie der Unternehmer passt.


Bei den Genossen lehnen ebenfalls etwa zwei Drittel eine Kooperation/Fusion mit anderen Molkereien ab. Das liegt zum Teil auch am starken Wachstumskurs der Molkereien in den letzten Jahren. „Wir haben viel fusioniert, unser Milchpreis liegt aber nur im Mittelfeld“, kommentiert ein DMK-Mitglied. Ein Kollege ergänzt: „Wir haben in der Vergangenheit viel investiert und auf Milchgeld verzichtet. Jetzt müssen wir auch die Früchte der Fusionen ernten.“


Doch rund ein Drittel der Milchbauern wünscht sich bei den Genossenschaften eine engere Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Das gilt vor allem für angeschlagene Molkereien. So plädieren beispielsweise 62 % der Omira-Milcherzeuger in der Umfrage für mehr Kooperationen bzw. Fusionen.


Allerdings muss es keinesfalls immer eine komplette Verschmelzung von Molkereien sein. Viele Leser regen vielmehr strategische Kooperation an. „Hauptsache es senkt die Kosten und verbessert den Milchpreis“, sagt ein Mitglied von FrieslandCampina Köln.


Anregungen für strategische Kooperationen haben die Teilnehmer mitgeliefert. Die häufigsten Antworten waren: Bei der Milcherfassung und -logistik, beim Auf- und Ausbau von internationalen Märkten sowie im Export, bei der Vermarktung und bei den Preisverhandlungen mit dem Lebensmittelhandel.


Aus Sicht der Milcherzeuger gibt es demnach noch genügend Handlungs-bedarf. P. Liste


Wie 40 Molkereien in der Einzel-Kritik abschneiden, lesen Sie ab Seite R 10.

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