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„Unser Ziel: 6 000 kg Milch aus dem Grundfutter“

Lesezeit: 6 Minuten

Gerd Luyven füttert seine 60 Kühe einfach und rationell. Die Futterkosten hält er immer im Blick.


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Der Betrieb von Gerd Luyven in Kamp-Lintfort am Niederrhein zeichnet sich vor allem durch drei Dinge aus: Einfache Arbeitsabläufe, eine sehr hohe Grundfutterleistung und sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse.


Zurzeit werden auf dem Familienbetrieb 59 schwarzbunte Milchkühe sowie 85 Jungtiere gehalten. Hinzu kommt die Aufzucht einiger Zuchtbullen. Der hohe Anteil an weiblicher Nachzucht liegt daran, dass verstärkt gesextes Sperma eingesetzt wurde, um mehr Tiere verkaufen zu können. Jährlich verkauft der Herdbuch-Zuchtbetrieb etwa 25 bis 35 abgekalbte Färsen sowie Zuchtbullen auf der RUW-Auktion im nahegelegenen Krefeld. Das gute Zuchtmaterial ist die große Stärke des Betriebes. Auffallend sind die sehr großrahmigen und zudem sehr gut konditionierten Tiere im Betrieb. Bei der Bullenwahl achtet der Züchter vor allem auf den Milcheiweißgehalt und die Eiweißmenge, außerdem auf die Nutzungsdauer sowie die Verbesserung von Euter und Fundament. „Wichtig ist auch, dass die Zuchtwerte der Bullen schon relativ sicher sind. Nach Möglichkeit sollte schon eine dritte Zuchtwertschätzung vorliegen“, betont Luyven.


Der Betrieb ist mit Arbeitskräften gut ausgestattet: Der Betriebsleiter wird von seiner Ehefrau, einem Auszubildenden und einer Aushilfskraft (38 Std/Monat) unterstützt. In Arbeitsspitzen hilft auch der Senior mit.


Die landwirtschaftliche Nutzfläche besteht aus 57,3 ha Acker und 20,5 ha Grünland. Auf dem Acker werden Getreide, Zuckerrüben, Silomais und Feldgras angebaut. Das Grünland wird überwiegend als Weide genutzt, der 1. Schnitt wird zusammen mit dem Feldgras siliert.


Der Boxenlaufstall wurde 1987 für 64 Kuhplätze gebaut und bisher nicht wesentlich verändert, gemolken wird zweimal täglich in einem Doppel-6er Fischgrätenmelkstand. Für das Jung-vieh stehen modernisierte Altgebäude und ein im Jahr 2005 errichteter Jungviehstall zur Verfügung.


Die MLP-Milchleistung bewegt sich auf einem Niveau von 10 000 kg mit 4,18 % Fett und 3,43 % Eiweiß. Die Zwischen-kalbezeit liegt konstant bei 388 Tagen und der Besamungsindex betrug zuletzt 1,7. Die Reproduktionsrate beträgt im fünfjährigen Schnitt 27,8 %. Das war aber nicht immer so: 2006 lag sie nach Sanierungsmaßnahmen zur Verbesserung der Eutergesundheit bei über 45 %. Durch den hohen Färsenanteil im selben Jahr ging auch die Leistung zurück. Luyven strebt eine Leistung von 11 000 kg mit 4 % Fett und 3,7 % Eiweiß, eine Zwischenkalbezeit unter 400 Tagen und eine Lebensleistung von 40 000 kg Milch an. Sie beträgt derzeit 36 218 kg. Bei der Grundfutterleistung – derzeit rund 5 500 kg – will er die 6 000 kg-Marke knacken.


Ziel ist natürlich auch, die gute Rentabilität zu halten. Nach der Betriebszweigauswertung im Arbeitskreis gehörte der Betrieb in den letzten drei Jahren, was die Wirtschaftlichkeit pro kg Milch angeht, zu den besten 10 %!


Eine Ration für alle Laktierenden


Da die Herde nur 59 Kühe umfasst, wird für alle Laktierenden eine einzige Ration eingesetzt (Übers. 3). Auch die Frischmelker erhalten diese Ration. Sie besteht im Winter aus Mais-, Gras- und Pressschnitzelsilage, einem Raps-Soja-Gemisch (40 % Rohprotein, Energiestufe 4) als Ausgleichsfutter sowie einem Milchleistungsfutter mit 7,0 MJ NEL und 19 % Rohprotein. Im Sommer kommen Minipellets oder Melasseschnitzel hinzu. Außerdem haben die Tiere dann tagsüber mehrere Stunden Weidegang.


Eine solch einfache Rationsgestaltung erfordert eine hohe Futteraufnahme, um die Kühe bedarfsgerecht zu versorgen. Beste Grobfutterqualitäten sind deshalb ein Muss: Im Mittel der letzten Jahre wurde bei der Grassilage (1. Schnitt) ein Energiegehalt von deutlich über 6,0 MJ NEL erzielt, bei der Maissilage waren es 6,6 MJ NEL und mehr.


Aus der Ration ergibt sich eine Futteraufnahme von 15,9 kg Grobfutter, plus 1,2 kg Trockenmasse (TM) aus Saftfutter (= Pressschnitzelsilage), 3,3 kg Kraftfutter und 0,2 kg Mineralfutter. Insgesamt sind das 20,7 kg TM aus der Grundration. Sie reicht für 30,3 kg Milch aus Energie und 31,9 kg aus nXP, bei einem durchschnittlichen Energiegehalt von 6,8 MJ NEL und 156 g nXP pro kg TM. Der leicht negative RNB-Wert von – 0,2 g pro kg TM resultiert aus dem hohen Mais-anteil. Aber auch der 1. Schnitt der Grassilage 2008 trägt dazu bei. Er weist bei einem Energiegehalt von 6,4 MJ NEL nur 10,8 % Rohprotein bei 23 % Rohfaser auf. Das ist durch das kalte Frühjahr 2008 und durch Trockenheit zu erklären, die zu einer geringeren Stickstoffmobilisierung im Boden geführt hat. Deshalb wird gleichzeitig der 2. Schnitt verfüttert, der zwar nur 5,5 MJ NEL hat, dafür mit 17,2 % Rohprotein mehr Eiweiß bringt.


Bei den Milchharnstoffwerten wurden im vergangenen Winter trotz 4 kg Ausgleichsfutter teilweise nur 180 ppm erreicht. Ziel wären 200 bis 230 ppm. Mehr Ausgleichsfutter zeigte aber keinen Effekt auf Milchmenge und Eiweißgehalt, sondern führte nur zu dünnem Kot. Der Besamungserfolg war in dieser Zeit aber sehr gut, was an einer geringeren Leberbelastung liegen könnte.


Die Strukturversorgung wird über Strohzulagen (max. 0,6 kg FM/Tier/Tag) gesteuert. Das Stroh wird mit einer Großballenpresse mit zusätzlichen Messern auf 4 bis 6 cm zerkleinert, um eine Selektion zu verhindern. Die Kraftfutterzuteilung über Transponder erfolgt ab 31 kg Milchleistung pro Tag. Kühe mit weniger Milch erhalten nur zusätzliches Kraftfutter, wenn sie sehr hohe Inhaltsstoffe aufweisen. Bei der maximalen Menge von 7 kg werden in der Ration 7,1 MJ NEL und 165 g nXP erreicht.


Die Frischmelker erhalten erst am 5. bis 7. Tag Kraftfutter über die Station. Das Anfütterungsprogramm der Station wird nicht genutzt, weil die Grundration viel Kraftfutter enthält und die Energie langsam gesteigert werden soll. Das Milchleistungsfutter wird in den ersten Laktationswochen tierindividuell zuge-teilt. Dabei spielen die Körperkondition, Futteraufnahme und Pansenfüllung eine entscheidende Rolle. Luyven schaut sich die Tiere deshalb täglich genau an. Kühe mit unzureichender Pansenfüllung oder Kondition erhalten 5 bis 7 Tage lang 350 bis 400 ml Propylenglykol über das Maul. Die maximale Kraftfuttermenge wird erst nach 3,5 bis 4 Wochen erreicht. Sie beträgt zurzeit 7,2 kg pro Kuh und Tag.


Im Sommer Portionsweide


Den Milchkühen stehen im Sommer 6 ha Weide an der Hofstelle zur Verfügung. Ein Teil dieser Fläche wird Ende April siliert, damit kein überständiges Gras zur Beweidung ansteht. Anfang April erfolgt der Austrieb, zunächst stundenweise, später halbtags ca. 7,5 Stunden. Als Weidesystem wird die Portionsweide angewandt, um die Verluste so gering wie möglich zu halten.


Bei der Ration (Übersicht 4), die die Tiere dann im Stall bekommen, sind die Gaben für Mineralfutter und Viehsalz leicht erhöht. Unterstellt wird eine Trockenmasseaufnahme von 4,5 kg Weidegras. In diesem Jahr wird auf den Einsatz von Melasseschnitzel verzichtet, da sie beim Vorkauf im Herbst zu teuer waren. Die Grobfutterleistung liegt zurzeit bei 17,8 kg Milch.


Damit die Milchleistung und das Ma-nagement auch mit Weidegang auf hohem Niveau bleiben, ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Dazu ist eine genaue Beobachtung der Futteraufnahme erforderlich. Durch die Portionsweide und die Waage am Futtermischwagen hat Luyven eine gute Kontrolle darüber, wie viel auf der Weide und im Stall gefressen wird. So kann er die Zufütterung im Stall genau anpassen.

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