Wie hoch die Verluste auf landwirtschaftlichen Betrieben in Australien durch die Buschfeuer sind, ist bislang noch ungeklärt. Besonders betroffen sind Milchvieh-, Rinder- und Schafhalter in den Bundesstaaten New South Wales und Victoria. „Zurückgelassene Betriebe gibt es fast gar nicht“, berichtet Alica Reimink, die gerade auf einem Milchviehbetrieb mit 400 Jersey-Kühen und 590 ha in Tooma (New South Wales) arbeitet: „Die Bauern kämpfen um jeden Meter, jedes Tier, jedes Gebäude und jede Maschine.“ Nachdem das Feuer an Silvester nur 7 km von ihrem Betrieb entfernt war, hatte die Farm vier Tage keinen Strom und musste acht Mal das Melken ausfallen lassen. Da der Hof keine Ställe hat, brachte der Farmer die Tiere auf Flächen mit Luzerne – das brennt langsamer als Gras. „Wir haben Tore geöffnet und Zäune zerschnitten, damit die Tiere vor dem Feuer fliehen können“, erklärt Reimink. Ein Farmer in der Umgebung verlor seine gesamte Herde.
Die Situation sei dramatisch, da Trucks mit Futter nur schwer in das Gebiet kommen. Aufgrund der Hitze müssen die Australier schon seit November zufüttern. „Normalerweise gehen die Betriebe erst im Januar an die Vorräte“, erklärt die 23-Jährige. Milchsammelwagen dürfen teilweise nicht in betroffene Gebiete fahren. Die Landwirte müssen ihre Milch weggießen. Die ortsansässige Molkerei zahlt dennoch das Milchgeld und spendet Generatoren, um betroffene Betriebe zu unterstützen.
Im Dezember rechnete der Branchenverband Dairy Australia für das Milchjahr 2019/20 mit einem Rückgang der Milcherzeugung von 3% bis 5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Da sich die Brände seitdem weiter verschlimmerten, könnte das Minus nach Schätzungen des Verbandes doppelt so hoch sein.