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Waben-Matten: Besser als Tiefboxen?

Lesezeit: 6 Minuten

Mehr Liegekomfort für die Kühe und weniger Arbeit für die Landwirte versprechen Waben-Gummimatten. Doch stimmt das? Das Landwirtschaftliche Zentrum Aulendorf hat ein Fabrikat im Praxiseinsatz. Es berichtet Dr. Gudrun Plesch.


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Den höchsten Liegekomfort im Kuhstall bieten gut gepflegte Tiefboxen. Doch das System hat Nachteile: Neben den hohen Kosten für die Einstreu bemängeln Landwirte den Arbeitsaufwand für den Aufbau und Erhalt einer stabilen Matratze.


Abhilfe sollen Wabengummi-Einsätze für Tiefboxen schaffen: Die Hersteller versprechen einen reduzierten Einstreu- sowie Pflegeaufwand.


Mehr Komfort, weniger Arbeit?

Die Waben-Gummimatten wurden ursprünglich für den Einsatz in Sandboxen konzipiert. Sie sollten einen übermäßigen Sandaustrag aus der Box sowie eine verstärkte Kuhlenbildung verhindern. Da das Problem bei Stroh-Tiefboxen ähnlich ist, liegt es nahe, dieses System auch hier einzusetzen. Zudem sollen sich Waben-Gummimatten positiv auf die Gelenksgesundheit auswirken. Ein DLG-Test auf drei Praxisbetrieben bestätigt dies. Es traten keine hochgradigen Gelenksveränderungen auf.


Es gibt drei Fabrikate auf dem deutschen Markt, alle stammen aus Italien:


  • Die Firma Genial Project bietet die Waben-Gummimatte „Griglio“ an.
  • Die Fa. New Farms hat die DLG-getestete „Blister Matte“ im Angebot. Der Vertrieb für Deutschland läuft exklusiv über Fa. Oberleitner Windschutz.
  • Und die Fa. Agricow vertreibt die „Cow Tradition Gummimatratze“.


Der Preis beträgt durchschnittlich 80 bis 100 € pro Stück.


Ob sich der Aufwand für die Liegeboxenpflege und der Einstreubedarf wirklich reduziert und welche Liegebox die Kühe wählen, wenn normale Tiefboxen und Wabengummi-Tiefboxen zur Auswahl stehen, hat das Landwirtschaftliche Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) in Aulendorf in einem Kurzversuch getestet.


Der Einbau:

Vor dem Einbau der Waben-Gummimatten „Griglio“ haben die Mitarbeiter die bestehende Stroh-MistMatratze vollständig entfernt und die Boxen besenrein gemacht. Die rund 50 kg schweren Waben-Gummielemente (151 x 113 x 11 cm) sind mit einem Abstand von ca. 10 cm hinter der Streuschwelle in den Liegeboxen positioniert.


Durch die zwölf Befestigungspunkte pro Matte haben die Mitarbeiter mit einem langen Bohrer ausreichend tiefe Löcher in den Beton gebohrt. Die Schrauben (inkl. Beilagscheiben) haben sie vorab in die Dübel gesteckt. Anschließend haben sie diese direkt in die Löcher eingeschlagen und festgezogen.


Die Waben-Gummimatten wurden zu gut zwei Drittel bis drei Viertel mit Sand verfüllt. Danach haben die Mitarbeiter eine ca. 20 cm dicke Stroh-Mist-Schicht aufgebracht, die sie mit den Füßen verdichtet haben. Zum Abschluss haben sie frisches Rapshäckselstroh auf die Boxenoberfläche verteilt, um eine saubere Deckschicht zu bekommen.


Der komplette Einbau von fünf Waben-Gummimatten (inkl. Ausräumen der Tiefboxen) hat mit vier Personen gut 2,5 Stunden gedauert. Der Zeit-bedarf für die Montage halbiert sich, wenn neu installierte Tiefboxen direkt mit Waben-Gummimatten ausgestattet werden und das Entfernen einer bestehenden Tiefstreumatratze entfällt. Der Aufwand für den reinen Einbau betrug dann pro Box rund eine Personenstunde.


Weniger Einstreu?

Bei der Bewirtschaftung ist wichtig, dass die Waben nicht sichtbar werden. Sollte dies der Fall sein, werden die Boxen, wie es bei der normalen Tiefbox praktiziert wird, mit Stroh-Mist-bzw. Stroh-Kalk-Gemisch aufgefüllt. Bugbrett und Streuschwelle dienen dabei als Orientierungshilfe für die Füllhöhe.


Die Hersteller der Waben-Gummimatten versprechen eine Einstreuersparnis von 30 bis 70 %. Ob das zu halten ist, wenn die Waben-Gummibox fachgerecht gepflegt wird, haben wir in einer Kurzuntersuchung ermittelt.


Bei der routinemäßigen Boxenpflege (morgens und abends) haben die Mitarbeiter die verbrauchte Einstreumenge (Häckselstroh) an fünf aufeinander folgenden Tagen erfasst. Die Menge an verbrauchtem Stroh haben sie jeweils für vier Tief- und vier Waben-Gummiboxen erhoben. Im Durchschnitt hat eine normale Tiefbox 1 984 g (± 85) Einstreu benötigt, die Waben-Gummiboxen hingegen nur 1 799 g (± 159 g) pro Tag. Die Schwankungen beim Stroheinsatz zwischen den Tagen waren aber innerhalb der Waben-Gummimatten höher als in den Tiefboxen. Die Ersparnis für die täglich zu erneuernde Einstreu-Deckschicht lag somit bei rund 9 %. Das ist deutlich weniger als die vom Hersteller prognostizierte Einstreuersparnis.


Im Vergleich zur normalen Tiefbox fällt aber beim routinemäßigen Auffüllen der Liegeboxen auf, dass weniger Stroh-Mist-Gemisch eingebracht werden muss, da die Matratze stabiler ist. Damit einhergehend ist in der täglichen Liegeboxenpflege zu beobachten, dass die Waben-Gummiboxen im Vergleich zur Tiefbox weniger eingeebnet werden müssen. Die bessere Stabilität der Matte führt aber zu einer geringeren Flexibilität, was sich in einer reduzierten abfedernden Wirkung bemerkbar macht.


Was bevorzugen die Kühe?

Um zu testen, welche Liegeboxen die Kühe tendenziell bevorzugen, haben wir ein Wahlversuch durchgeführt.


Zwei Monate nach Einbau der Matratzen haben wir vier Kühe ausgewählt, die anschließend fünf Tage lang die Wahl zwischen normalen Tiefboxen und Tiefboxen mit Waben-Gummieinsatz hatten. Die Boxen unterschieden sich nur im Liegeuntergrund. Es stand jeweils parallel eine Tief- und eine Waben-Gummibox pro Kuh zur Ver-fügung.


Die ausgewählten Tiere befanden sich zu Versuchsbeginn im letzten Laktationsdrittel (244 ± 6 Laktationstag), waren alle tragend (197 ± 9 Tragetag), und gaben durchschnittlich 28,2 (± 5,3) Liter Milch. Die Gruppe setzte sich aus jeweils einer Kuh in der zweiten, der dritten, der vierten und der fünften Laktation zusammen. Die Kühe waren zu Versuchsbeginn bereits mit beiden Systemen vertraut.


Zwischen 0 und 24 Uhr wurden an drei Tagen Videoaufzeichnungen gemacht, um das Verhalten der Tiere zu beobachten. Unabhängig vom Boxensystem lagen die Tiere durchschnittlich 833 (± 79) Minuten pro Tag, verteilt auf 12,8 (± 1,3) Liegeperioden. Dies ist ein beträchtlicher Wert, der mit hoher Wahrscheinlichkeit am großzügigen Liege- und Fressplatzangebot liegt (Tier-/Stallplatzverhältnis 1:2).


Ein Anteil von nur 24 % der Gesamtliegedauer entfiel auf das Liegen in den Waben-Gummiboxen. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um eine besonders große Kuh, die 90 % ihrer Gesamtliegedauer in Waben-Gummiboxen verbracht hat (Übersicht 1). Dieses Tier nutzte damit die Möglichkeit eine Liegebox zu besetzen, die nicht links und rechts von einer Nachbarin flankiert war.


Die Kühe benutzten vornehmlich den gleichen Liegeboxentyp zum Liegen und zum Stehen (Übersicht 2 und Übersicht 3). Es liegt also eine klare Präferenz für einen bestimmten Boxentyp vor, auch wenn dieser nicht bei allen Tieren identisch ist.


Fazit für die Praxis:

Der überwiegende Teil der Kühe bevorzugt normale Tiefboxen, wenngleich es große tierindividuelle Unterschiede gibt. Im laufenden Betrieb ist eine optische Unterscheidung zwischen normalen Tiefboxen und Waben-Gummimatten bei fachgerechter Pflege nicht möglich. Auffällig beim Betreten der Box ist lediglich eine reduzierte Flexibilität des Untergrundes (federt weniger als eine herkömmliche Tiefbox).


Um einen guten Liegekomfort zu gewährleisten, muss die Box ausreichend eingestreut und ebenso regelmäßig ­gepflegt werden. Auch wenn sich der tägliche Aufwand zum Einebnen der Liegefläche und das Pflegeintervall (Auffüllen mit dem Stroh-Mist Gemisch) gegenüber einer normalen Tiefbox reduziert, ist der verringerte Arbeitsaufwand noch nicht mit dem einer Hochbox zu vergleichen.


Eine große Einsparung bei den Einstreumengen (Deckschicht) konnte im Kurzversuch nicht erzielt werden bzw. würde zu erheblichen Einschränkungen im Liegekomfort führen. Wichtig ist, dass die Waben nicht sichtbar werden und immer eine ausreichende Überdeckung vorhanden ist. Dann bleibt auch der gute Liegekomfort gewährleistet.


Die Waben-Gummimatten können somit keine Wunder vollbringen, aber die Bewirtschaftung der Tiefbox erleichtern.

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