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Warme Füße im Kuhstall

Lesezeit: 4 Minuten

Lutz Decker hat eine Fußbodenheizung unter der Lauffläche im Kuhstall installiert. So hält er im Winter den Boden eisfrei.


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Horrorszenario im Winter: Auf dem planbefestigten Laufgang gefrieren Harn und Wasser zu spiegelglatten Eisflächen. Die Gülle wird zu steinharten Hügeln zusammengeschoben und lässt sich kaum noch räumen. Kühe grätschen auf den Eisplatten oder stolpern über die gefrorenen Gülle-Hügel. So macht der Winter im Kuhstall garantiert keinen Spaß.


Das hat sich auch Lutz Decker aus Bierbergen (Niedersachsen) gedacht und verlegte beim Neubau vor sechs Jahren eine Fußbodenheizung in den Laufgängen des Kuhstalles. Er nutzt die Abwärme der eigenen Biogasanlage für die komfortable Laufgangheizung. Auch bei Frost bleiben die Folien der Curtains an den Seiten ohne Probleme offen.


Marke Eigenbau:

Bevor der Milcherzeuger 2008 den neuen Stall baute, kalkulierte er jede Entscheidung genau durch. Viele Arbeiten sollten in Eigenleistung durchgeführt werden, um optimale Lösungen kostengünstig realisieren zu können.


Der neue Stall sollte im Außenbereich neben der Biogasanlage entstehen. Weil er sich außerdem für eine Folienhalle und einen planbefestigten Laufgang mit Gummi-Oberfläche entschieden hatte, waren die Probleme im Winter absehbar.


„Die Gummi-Oberfläche hätten wir nicht einmal mit scharfen Abschiebern mit dem Radlader von Eis befreien können“, erklärt der Landwirt. Doch Gülle-Hügel und Eisflächen wollte er in seinem Stall nicht sehen.


Da kam ihm die Idee mit der Fußbodenheizung. „Was im Wohnhaus funktioniert, müsste doch auch im Kuhstall möglich sein“, dachte er sich.


Für die Heizung verwendete er Rohre, Leitungen und Dämmmaterialien, die auch beim Bau von Wohnhäusern eingesetzt werden. Dafür zahlte er rund 5 000 €. Der Einbau erfolgte größtenteils in Eigenleistung.


Die Rohre mit einem Durchmesser von 25 mm verlegte er im Abstand von 1 m. Jeweils vier Leitungen beheizen die 4 m breiten und 50 m langen Laufgänge. Zur besseren Wärmeverteilung und Positionierung während des Betonierens, sind die Rohrleitungen unter die obere Stahlmatte der Betonfläche gebunden.


Bevor der Landwirt die Betonfläche aufgoss, markierte er die genauen Positionen der Rohre. Denn die Gummiauflagen dübelte er später in die Betonfläche. „Ein Rohr haben wir dabei dennoch erwischt. Das bleibt daher immer abgeschaltet“, sagt Decker.


Die einzelnen Leitungen werden manuell mit Hebeln an- oder abgeschaltet. Die Heiztemperatur lässt sich nicht regulieren, das heißt, es gibt nur die Möglichkeit Heizung „An“ oder „Aus“.


Wärme von der Biogasanlage:

Das Heizwasser fließt in einem geschlossenem Kreislauf und wird an einem Plattenwärmetauscher mit der Abwärme der Biogasanlage auf etwa 75 °C aufgeheizt. Damit beheizt Decker zunächst das Melkhaus und einen Warmwasser-Boiler.


Mit rund 55 Grad fließt das Heizwasser dann in die Rohre unter dem Laufgang. Am Ende hat es noch eine Temperatur von etwa 20 Grad, schätzt Decker. „Sehr viel wärmer sollte das Wasser für die Fußbodenheizung auch nicht sein. Denn bei etwa 80 Grad könnte der Beton aufplatzen“, erklärt Decker.


Die Oberfläche der Laufgänge wird so nur um wenige Grad erwärmt. Ein tatsächlicher Heizeffekt für den Kuhstall entsteht nicht. „Das ist auch nicht das Ziel. Ich will damit ausschließlich die Gänge frostfrei halten“, sagt Decker.


Weil für die Heizung ausschließlich die Abwärme der eigenen Biogasanlage genutzt wird, sind die laufenden Kosten gering. Müsste das Gas zur Erwärmung bezahlt werden, wären die Kosten mit 3,50 € pro Stunde und rund 85 € pro Tag recht hoch.


Die Heizung hat Decker nicht wegen eines KWK-Bonus installiert: Er nutzt nur einen kleinen Teil der Abwärme für die Fußbodenheizung, etwa 50 kW. Der größte Teil geht an 70 Haushalte im nahegelegenen Ort.


Im Sommer ausschalten:

Sobald im Frühjahr die Temperaturen steigen und keine Frost-Gefahr mehr besteht, schaltet er die Anlage aus. „Die erwärmten Laufgänge bilden ein ungewolltes Milieu für die Entwicklung von Keimen in der Gülle. Das könnte das Infektions­risiko mit Krankheitskeimen erhöhen“, befürchtet Decker. Deshalb schaltet er die Anlage nur an, wenn es wirklich notwendig ist.


Auch auf die Ammoniak-Emissionen könnte die Heizung bei hohen Außentemperaturen einen Einfluss haben: Wenn die Heizung an wärmeren Wintertagen noch angeschaltet ist, kann Decker einen deutlichen Ammoniak-­Geruch im Stall wahrnehmen.


Mit der Heizung ist Decker sehr zufrieden. Er bereut es, dass er im Jungviehstall keine Fußbodenheizung eingebaut hat, weil er dort Kosten sparen wollte. Dort zeigten sich im letzten Winter die befürchteten Probleme von Eis und Glätte auf den Laufflächen. Für ihn steht deshalb fest: „Wenn ich das wieder baue, dann nur mit Fußbodenheizung!“ Anke Reimink

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