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Was bringen Kälber-Decken?

Lesezeit: 5 Minuten

Spezielle Decken sollen Kälber im Winter warm und gesund halten – und so die Zunahmen steigern. Stimmt das? Und wie unterscheiden sich die Fabrikate?


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Die Idee ist aus Neuseeland über die USA zu uns geschwappt: Decken sollen die Temperaturregulierung von Kälbern unterstützen. So sollen die Tiere im Winter gesund und fit bleiben – auch bei Minustemperaturen und Außenhaltung.


Es gibt eine Vielzahl verschiedener Decken, das Prinzip ist aber immer gleich: Die Isolierschicht der Decken soll verhindern, dass die Tiere zu viel Körperwärme an die Umgebung abgeben. Denn gerade Kälber mit geringem Geburtsgewicht verlieren durch ein schlechtes Verhältnis von Körpermasse zu Körperoberfläche viel Wärme.


Einige Hersteller gehen sogar so weit, dass die Decken die täglichen Zunahmen der Kälber erhöhen.


Dazu gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen. So zeigten Untersuchungen der North Dakota State University (USA) in den ersten vier Lebenswochen durchschnittlich 100 g höhere Tageszunahmen für Kälber mit Decken.


Jana Flor vom Institut für Tierproduktion Mecklenburg-Vorpommern in Dummerstorf hat bei Holstein-Kälbern mit Decken differenzierte Erfahrungen gemacht. In einer Untersuchung bekam jedes zweite Kalb nach der Geburt unabhängig vom Geschlecht eine Decke angezogen. Die 33 weiblichen Kälber nahmen bis zum 63. Lebenstag mit den Decken lediglich 17 g pro Tier und Tag mehr zu. Bei den 39 Bullenkälbern lag der Unterschied hingegen bei 253 g pro Tier und Tag. Der weitere Zunahmeverlauf konnte bei den männlichen Kälbern nicht untersucht werden, da sie mit 14 Tagen den Betrieb verlassen haben.


Es gab auch Unterschiede bei der Häufigkeit von Krankheiten. So erkrankten in den ersten zwei Lebenswochen dreizehn weibliche Kälber ohne Decke (Durchfall 4; Lunge 1; Fieber 6; Sonstiges 2). Bei den weiblichen Kälbern mit Decken waren es nur fünf kranke (Durchfall 2; Lunge 1; Fieber 1; Sonstiges 1). Die untersuchten männlichen Kälber waren viel seltener krank. Die Bullenkälber ohne Decke erkrankten in den ersten 14 Tagen gar nicht. Bei den Bullenkälbern mit Decke gab es eine Durchfall- und eine Fiebererkrankung.


Wann sinnvoll?

Dr. Striezel, Tierarzt und Teilhaber am Zentrum für Ganzheitliche Tiermedizin Bräuningshof, empfiehlt die Decken vor allem für Kälber, die durch Krankheiten geschwächt sind und Kälber, deren Stoffwechsel bei kalten Temperaturen unterstützt werden soll. Die Decken eignen sich aber nur für die Einzelhaltung. Die meisten Hersteller weisen darauf hin, dass die Decken für Gruppenhaltung nicht sinnvoll sind. Die Verschlüsse öffnen sich und die Decken verrutschen, weil andere Kälber an den Decken saugen.


Die Decken sollten erst angelegt werden, wenn das Fell der Kälber nach der Geburt richtig trocken ist. Sonst kann sich die Feuchtigkeit im Fell halten. Iglus können sich an klaren Tagen von der Wintersonne aufwärmen. „Deshalb sollten Landwirte regelmäßig überprüfen, ob es den Kälbern unter der Decke nicht zu warm wird“, rät Dr. Striezel.


Außerdem betont der Tierarzt, auf die Reinigung der Decken zu achten. Viele Decken ließen sich nur bei 30 °C bis 40 °C waschen. Für die vollständige Beseitigung aller Krankheitserreger rät er, die Decken vorher in ein Desinfektionsmittel gegen Viren und Bakterien einzulegen. Dabei müsse die Einwirkzeit beachtet werden. Anschließend könnten die Decken nach Herstellerangaben gewaschen werden und sollten vor dem nächsten Einsatz ausreichend abtrocknen können. Die Lebensdauer der Decken sei daher begrenzt: Dr. Striezel: „Wenn Sie häufig eingesetzt werden, ist meist nach ein bis eineinhalb Jahren Schluss, da die Decken dann zu stark abgenutzt und verschlissen sind.“


Beim Material und der Anwendung gehen die Hersteller zum Teil unterschiedliche Wege (Übersicht). Die Decken bestehen aus unterschiedlichen Materialien. Ei-ne Woll-Gewebe-Mischung, Fleece, Schaumstoff oder Polyester sollen warm halten. Wichtig ist, dass die Decken atmungsaktiv und möglichst wasserdicht sind.


Verschiedene Materialien:

Diese beiden Punkte stehen aber im Konflikt: Je wasserabweisender eine Decke ist, desto mehr leidet die Atmungsaktivität. Einige Decken haben eine zusätzliche wasserabweisende Schicht aus Polyester. Durch dieses wasserabweisende Material bleiben die Decken länger trocken. Die Decken, die keine zusätzliche wasserabweisende Beschichtung haben, setzen auf einen Perleffekt bei Regen.


Beim Anlegen der Decken gibt es zwei unterschiedliche Wege. Die Decken von Woolover und Calf Cozy werden übergezogen: Die Decke wird über den Kopf gezogen, da sie im Brustbereich zusammengenäht ist. Die anderen Decken werden dem Kalb angezogen. Dabei wird die Decke auf den Rücken des Kalbes gelegt und danach fixiert.


Bis auf die Woolover-Decken, bei der Kopf und Beine der Kälber eingefädelt werden, setzen alle anderen Anbieter bei der Fixierung entweder auf Klettverschlüsse oder Kunststoff-Klippverschlüsse mit verstellbaren Riemen. Beide Systeme können mit den Kälbern mitwachsen, das heißt sie sind flexibel anpassbar.


Die Decken gibt es in unterschiedlichen Längen, meist mit 70 cm oder 80 cm Rückenlänge. Die kürzeren Decken sollen eher für kleine Rassen wie z. B. Jersey geeignet sein, die längeren Decken für Fleckvieh und Schwarzbunt.


Fast alle Decken haben für die Hinterbeine verstellbare Beingurte. Die Gurte werden von innen über die Hinterbeine gezogen und anschließend außen an der jeweiligen Decke befestigt.


„Beide Systeme funktionieren gut. In den Fasern der Klettverschlüsse können sich aber leicht Strohreste festsetzen, was den Zusammenhalt des Klett-verschlusses verschlechtert“, berichtet Dr. Striezel. Bei den Klippverschlüssen passiere das nicht, aber gerade bei Durchfallkälbern könnten die Riemen verkleben. Diese müssten dann erst gereinigt werden, bevor sie wieder verstellt werden können.Matthias Reindl

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