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Wie rechnet sich die TMR-Fütterung?

Lesezeit: 6 Minuten

V iele Milchviehhalter tragen sich mit dem Gedanken,auf TMR-Fütterung umzustellen.Sie versprechen sich davon einen Leistungsschub.Allerdings ist die TMR-Fütterung oft auch mit zusätzlichen Investitionen verbunden.Wie rechnet sich das Fütterungssystem? Eine Antwort auf diese Frage bringt eine mehrjährige Auswertung eines Milchvieh-Arbeitskreises aus dem bayerischen Rosenheim.Ausgewertet wurden die Ergebnisse der letzten drei Jahre von 25 Milchviehbetrieben. Die Umstellung auf das TMR-Fütterungsverfahren begann in den Arbeitskreis-Betrieben 1997,als ein Landwirt von seinen positiven Erfahrungen berichtete,die mit der TMR-Fütterung gemacht hatte.Daraufhin stellten gleich mehrere Milchviehhalter ihr Fütterungssystem um. Mittlerweile füttern 18 Betriebe mit einem Mischwagen.9 Betriebe legen den Kühen eine Voll-TMR vor,9 weitere eine Teil-TMR (aufgemischte Grundration, Kraftfutter über Transponder).7 Betriebe füttern konventionell mit dem Blockschneider und legen das Kraftfutter über Transponder oder von Hand vor. Die durchschnittliche Herdengröße der Betriebe beträgt 47 Kühe,wobei es sich fast ausschließlich um Fleckviehkühe handelt.Die verkaufte Milchmenge schwankt zwischen 5 537 und 8 020 kg pro Kuh,im Durchschnitt beträgt sie 6 987 kg bei 4,12 %Fett und 3,49 %Eiweiß (durchschnittliche MLP-Leistung:7 272 kg/Kuh). Im ersten Jahr nach der Umstellung stieg im gesamten Arbeitskreis die Milchleistung pro Kuh um fast 700 kg an. Betriebe,die auf TMR-Fütterung umgestellt hatten,erlebten sogar Leistungsschübe von über 1 000 kg/Kuh. Im Mittel der letzten drei Jahre liegt die durchschnittliche Milchleistung der Voll-TMR-Betriebe bei 7055 kg.Zum Vergleich:Die mit einer aufgewerteten Ration (Teil-TMR)gefütterten Kühe gaben 6 691 kg Milch,die konventionell gefütterten 6 440 kg. Kraftfutterkosten drastisch angestiegen Interessant ist die Entwicklung des Kraftfutteraufwandes.Gerade dieser Punkt wird in Zusammenhang mit der TMR-Fütterung oft kontrovers diskutiert.Viele Landwirte und Berater befürchten,dass bei TMR-Fütterung die Kraftfutterkosten explodieren .Die Auswertung ergab folgendes Ergebnis: Die Kraftfutterkosten bei Voll-TMRBetrieben stiegen überproportional an. Der Kraftfutteraufwand liegt um fast 150 E pro Kuh höher als bei konventioneller Fütterung,obwohl die Leistung nur um gut 700 kg anstieg (Übersicht 1). Auch die Betriebe mit Teil-TMR hatten höhere Kraftfutterkosten als die Betriebe mit konventioneller Fütterung. Hier war ein 135 E höherer Kraftfutteraufwand festzustellen,bei einer Leis-tungssteigerung von nur 250 kg Milch. Betrachtet man die Grundfutterleistungen,so ergibt sich folgendes Bild: Konventionelle und TeilTMR-Betriebe haben in etwa gleich hohe Grundfutterleistungen im weiteren Sinn (3 492 kg pro Kuh bzw.3 595 kg/Kuh). Hier wurden auch Komponenten wie Treber,Pülpe und Grascobs dem Grundfutter zugezählt.Mit 2 693 kg fällt die Grundfutterleistung in den 9 Betrieben,die ausschließlich eine TMR vorlegen, um bis zu 900 kg geringer aus. Die Grundfutterleistung im engeren Sinn gibt an,wie viel Milch theoretisch aus dem betriebseigenen Grundfutter ermolken wurde.Hier zeigen sich große Unterschiede.Voll-TMRBetriebe melken nur 880 kg pro Kuh aus Gras und Mais und damit 1 300 kg weniger als ihre konventionell fütternden Kollegen.Milchviehhalter mit einer Teil-TMR erzeugen dagegen 1672 kg aus dem Grundfutter. Bleibt festzuhalten:Mischwagenbetriebe halten mit Kraftfutter wesentlich großzügiger vor. Wie rechnet sich der enorme KraftfutteraufwandWenn die Kraftfutterkosten auf die gesamt Milchmenge umgelegt werden,ergibt sich folgendes Bild: Der Aufwand für Kraftfutter und für zugekaufte Nebenprodukte stieg um 1,3 (Teil-TMR)bzw.2,2 (Voll-TMR)Cent pro Kilo Milch.Dabei sind die Kosten für die Futtertechnik noch nicht eingerechnet. Füttern lassen? Fünf Betriebe lassen die Fütterung von einer Futtermischwagengemeinschaft durchführen.Diese verfügt über einen Selbstfahrer.Dagegen haben sich 13 Betriebe mittlerweile einen eigenen Mischwagen angeschafft. Die Betriebe,die füttern lassen,zahlen pro Tag und GV zwischen 25 und 35 Cent.Einen 50-Kuh Betrieb,inklusive 50 Rindern kostet das immerhin zwischen 7 500 bis 12 000 E pro Jahr. Zum Vergleich:Bei eigener Mechanisierung und Investitionskosten von 15 000 und 30 000 DM muss bei 10-jähriger Abschreibung mit Technikkosten von 5 260 bis 7 260 E pro Jahr gerechnet werden (Schlepperkosten bereits eingerechnet).Das entspricht in etwa einem Aufwand von 0,66 Cent pro Kilo Milch. Legt man die Ergebnisse auf einen Betrieb mit 50 Kühen um,so ergibt sich folgendes Bild (Übersicht 3): Bei Eigenmechanisierung kostet die TMR-Technik 1,89 Cent pro Kilo Milch (Teil-TMR)bzw.1,74 Cent bei Voll-TMR. Bei Lohnfütterung steigen die Kosten auf 2,71 Cent bzw.2,76 Cent pro Kilo.Zu beachten ist jedoch,dass bei der Eigenmechanisierung noch keine Arbeitskosten berücksichtigt wurden.Setzt man hier einen Stundenlohn von etwa 12 E an, so fallen in etwa gleich hohe Gesamtkosten bei eigenem Mischwagen wie bei Lohnfütterung an. Entscheidend für die Wahl des Fütterungssystems (Selbst-oder Fremdbefüller,Eigenmechanisierung oder Lohnfütterung)ist die die Schlepperausstattung auf dem eigenen Betrieb,die Auslastung der betrieblichen Arbeitskräfte sowie die Verfügbarkeit bzw.das Know-how eines Lohnunternehmers bzw.einer Futtergemeinschaft. Geringere Tierarztkosten Sehr interessant entwickelten sich die Tierarztkosten in den Betrieben.Bei einer Befragung gaben alle Betriebsleiter mit Mischwagen-Fütterung an,dass sich die Tiergesundheit erheblich verbessert habe. Der subjektive Eindruck der Betriebsleiter schlägt sich auch in den Zahlen nieder.Die Auswertung zeigt ganz deutlich, dass die Mischwagen-Betriebe eindeutig geringere Tierarztkosten je Kuh bzw.je Kilo verkaufter Milch aufweisen (Übersicht 2).Im Durchschnitt konnten die TMR-Betriebe die Tierarztkosten um etwa 35 bis 40 %reduzieren.Zurückzuführen ist dies besonders auf eine bessere Fruchtbarkeit und weniger Klauenerkrankungen. Unerwartet positive Ergebnisse zeigten sich bei Vorlage der TMR bei den Fruchtbarkeitsergebnissen.Hier konnte ein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Fütterungssystem und der Zwischenkalbezeit festgestellt werden.Die Zwischenkalbezeit ging um bis zu 19 Tage zurück. Unterstellt man,dass der wirtschaftliche Schaden,je 21 Tage längerer Zwischenkalbezeit,50 E beträgt,dann bringt die TMR-Fütterung hier eindeutige Vorteile. Die zum Füttern benötigte Zeit blieb im Durchschnitt die gleiche,allerdings handelt es sich jetzt um körperlich leichtere Arbeit.Sehr positiv wird auch bewertet,dass am Wochenende im Voraus gefüttert werden kann. Den größten arbeitswirtschaftlichen Nutzen haben die Betriebe,die im Lohn füttern lassen. 51 f f mehr Gewinn bei Voll-TMR Auf die Frage,ob die Umstellung wirtschaftlich sinnvoll ist,kann die Gesamtkalkulation nur zum Teil Auskunft geben.Oft haben einzelbetriebliche Faktoren wie z.B.haben die Anschaffung eines Schleppers als Folge des Mischwagenkaufs viel größere Einflüsse auf die Wirtschaftlichkeit als die reine System-Umstellung. Die Auswertung zeigt, dass die Betriebe,die nur eine Teil-TMR füttern,im Vergleich zur konventionellen Fütterung,einen um 20 E niedrigeren Deckungsbei-trag je Kuh erwirtschaften (Übersicht 4). In die Berechnung mit einbezogen sind bereits die Festkosten für die Technik. Trotz des niedrigeren Deckungsbeitrages wollen die Betriebe aber nicht auf die Teil-TMR verzichten,allein schon aus arbeitswirtschaftlicher Sicht. Dagegen zeigt sich bei den TMR-Betrieben ein Plus von 51 E pro Kuh.Der erste Eindruck,dass der höhere Kraftfutteraufwand und die zusätzlichen Technikkosten die höheren Milcherlöse auffressen würden,bestätigte sich hier nicht. Fazit:Mit der Umstellung auf die TMR-Fütterung ist die Milchleistung in den Arbeitskreis deutlich angestiegen. Nach vier Jahren sind die Betriebe vom TMR-System überzeugt.Wohl auch deshalb geben alle Betriebe an,dass sie bei diesem System bleiben werden trotz überproportional hohem Kraftfutterverbrauch und steigenden Technikkosten. Die verbesserte Arbeitswirtschaft und die bessere Tiergesundheit sind Argumente,die vor allem in wachsenden Beständen mit steigenden Leistungen überwiegen.

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