Hanjörg Thiessen setzt auf die 40-Stunden-Woche – mit Erfolg.
Im Moment melkt Hanjörg Thiessen 200 Kühe, ab Sommer sind es 300. Thiessens Hof in Borstel-Hohenraden im Kreis Pinneberg gibt das typische Bild für norddeutsche Familienbetriebe wieder: langsam, aber sicher gewachsen.
Etwas anderes ist jedoch untypisch für seine Region: Seine Mitarbeiter arbeiten „nur“ 40 Stunden pro Woche. Allerdings ist das mehr ein Richtwert, denn sie machen auch mal Überstunden.
Bei Thiessen haben die „geringen“ Stunden neben der Motivation noch einen organisatorischen Grund: „Wenn die Mitarbeiter mit ihrer eigenen Arbeit schon überlastet sind, haben sie keine Energie mehr für andere einzuspringen“, sagt er. Am Ende bricht das System zusammen und er steht alleine da.
Thiessens fester Mitarbeiterstamm besteht aus einem Auszubildenden, einem bulgarischen Mitarbeiter, einer Herdenmanagerin und seinem Vater.
In Vorstellungsgesprächen haben einige von sich behauptet „Ich möchte viel arbeiten“. Aber eigentlich war damit gemeint „Ich will viel Geld verdienen“. Es gibt Mitarbeiter, die ihre Grenzen nicht einschätzen können. Und weil sie auf Geld angewiesen sind, arbeiten sie sich kaputt. Hier ist der Arbeitgeber in der Pflicht, dem Arbeitnehmer ein angemessenes Gehalt zu zahlen – sofern er es wert ist.
Jede Stunde aufschreiben:
Bei Thiessen wird jede Stunde aufgeschrieben und bezahlt, und zwar nicht erst seit das Mindestlohngesetz es vorschreibt. Berufsschultage, freie, und Krankheitstage werden mit acht Stunden auf dem Stundenzettel vermerkt, an den anderen Tagen mit den Stunden, die tatsächlich gearbeitet wurden. Seine Herdenmanagerin z. B. arbeitet an vier Tagen die Woche jeweils von 7 bis 19 Uhr, inklusive zwei Stunden Pause. Donnerstags hat sie frei. Am Wochenende arbeitet sie selten.Sonntags macht Thiessen den Arbeitsplan für die nächste Woche. Vorher kann jeder eintragen, wann er sich seine freien Tage wünscht.
Und wann macht der Betriebsleiter selbst frei? „Für mich gibt es keine festen Tage. Wenn ich mir frei nehmen möchte, tue ich das“, sagt er. Dass das funktioniert, verdankt er auch seinen motivierten Mitarbeitern.-pei-