Der Milchsektor ist mit Preisen von 26 bis 28 ct/kg Milch so stark unter Druck wie schon seit gut fünf Jahren nicht mehr. Das stellteDr. Till Backhaus, Landwirtschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern, bei einem Gespräch mit Molkereien, Verbänden und Milcherzeugern fest. "Mit dem Auslaufen der Milchquote müssen wir festhalten, dass dieser Bereich in der freien Marktwirtschaft angekommen ist. Die EU-Kommission und der Bund sind nun gefragt, dass dieser Übergang auch funktioniert. Hierüber werden wir auf der nächsten Agrarministerkonferenz reden müssen“, so Dr. Backhaus.
Die aktuelle Marktsituation sei auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. So sei das Milchangebot in Deutschland 2014 um 3,8 % gestiegen, da die Ernten und die Grundfutterversorgung letztes Jahr sehr gut waren. Zusätzlich regten günstiges Getreide und Mischfutter und attraktive Milchpreise von durchschnittlich 37,4 ct/kg Milch im letzten Jahr zur Milchproduktion an. „Das heißt auch, dass wir letztes Jahr ein sehr gutes Jahr hatten. Allerdings konnte man am Ende des Jahres schon absehen, dass die Zeiten nicht auf ewig weiter rosig sein werden“, erklärte der Minister.
So führten der russische Importstopp und auch die geringeren Importe von China, aufgrund großer Vorräte, zu einer großen Verunsicherung auf dem Markt und die Preise begannen zu fallen. Heute herrscht bei Milchpreisen von unter 30 ct/kg Milch und der drohenden Superabgabe laut dem Minister eine schlechte Stimmung in der Milchwirtschaft. Das habe viele Milchviehhalter bereits dazu veranlasst, die Produktion zu drosseln.
„Natürlich nutzt auch der Lebensmitteleinzelhandel seine Marktmacht, um die Preise zu drücken. Solidarität sieht in Anbetracht der Lage anders aus. Ein klein wenig Grund für Optimismus ist, dass derzeit die Preise bei Butter und Milchpulver stabil sind und nicht weiter fallen. Ob die positive Prognose der EU, mit durchschnittlich 35 ct/kg in den nächsten 10 Jahren zu halten ist, bleibt aber abzuwarten, auch da wir zukünftig immer mit Marktschwankungen zu rechnen haben. Deshalb müssen auch die Erzeuger eine Risikovorsorge treffen. Das betriebliche Management, besonders das Risikomanagement, müssen dabei im Fokus stehen“, führte der Minister aus.
Auch das Auslaufen der Milchquote kann als Chance gesehen werden, so Dr. Backhaus. So sind die Investitionen der Milchbauern in den letzten Jahren stark gestiegen. Außerdem entstehe durch den Wegfall der Quote die Möglichkeit einer „geregelten“ Zusammenarbeit durch die Mitgliedschaft in Erzeugerorganisationen (EO). Mit der Gründung der EO werde praktisch das Verhandlungsmandat des einzelnen Milchproduzenten auf die EO übertragen. „Durch Bündelung der Kräfte kann mehr Kompetenz und Erfahrung auf Seiten der Erzeuger konzentriert und Verhandlungen auf Augenhöhe können so besser erreicht werden. Hier muss der Weg hinführen“, sagte Dr. Backhaus.