Die mutterlose Aufzucht von Kälbern erfordert ein besonderes Management. Dabei sollte man allem auch den Spiel- und Erkundungsdrang der Kälber berücksichtigen. Eine Broschüre zu verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten im Praxiseinsatz stellt die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zur Verfügung. Diese gibt sowohleinen Überblick über organische, anorganische als auch über kombinierte Materialien und deren Hygiene, Kosten und Attraktivität für die Kälber.

Organische Materialien

Insbesondere die Fressbarkeit der organischen Beschäftigungsmaterialien machen sie für die Kälber so attraktiv.

• Stroh: In den meisten Ställen ist das Stroh schon vorhanden. Legt man Rippen von Quaderballen oder kleine Bunde in den Stall und schüttelt diese nicht auf, übernehmen die Kälber das Verteilen meist selbst. Das erledigen sie beispielsweise in Form von Bewegungsspielen oder Bodenhornen. Dabei wird insbesondere Langstroh gut angenommen.
• Nadelholzbäume/-zweige: Diese können kopfüber in die Bucht gehangen oder auf den Boden gelegt werden. Die Veränderbarkeit und Beweglichkeit machen Nadelholzbäume oder -zweige besonders attraktiv. Vor der Verwendung sollte allerdings unbedingt eine Pestizidbehandlung der Bäume ausgeschlossen werden

Anorganische Materialien

Bei Vollspaltenboden besteht nur mit hohem Arbeitsaufwand die Möglichkeit, organische Materialien als Beschäftigungsmaterial einzusetzen. Daher sind hier anorganische Materialien eine mögliche Alternative.

• Kunststoffseile:Polyhanfseile aus Polypropylen nehmen im Gegensatz zu Hanfseilen kein Wasser auf und sind witterungsbeständig. Meist sind sie etwas unbiegsamer als Naturseile. Die Kälber können sie bewegen, ins Maul nehmen oder belecken. Mit längerer Nutzungsdauer sollte man darauf achten, dass die Seile nicht spleißen, da das Kalb sonst Plastikteile verschlucken könnte. Der Kaufpreis beträgt meist wenige Cent pro Meter.
• Spielbälle:Dabei können verschiedene Typen und Größen verwendet werden. Diese können aufgehangen oder frei auf den Boden gelegt werden. Dabei sind allerdings hängende Objekte für die Kälber meist attraktiver. Weiterer Pluspunkt der hängenden Varianten ist die weniger schnelle Verschmutzung. Gegenüber den Spielbällen für Tiere bieten auch alte Kinderhüpfballe eine kostengünstige Alternative.

Anorganisch-organisches Kombi-Beschäftigungsmaterial

Die Kombination aus organisch und anorganisch kann für Kälber sehr attraktiv sein. Die Kälber spielen und erkunden das Spielzeug. Das eigens aus dem Futterspender gezogene Heu bietet dabei eine fressbare Belohnung.

• Schwingende Raufutterspender: Ein zylinderförmiges PVC-Rohr ist in der unteren Hälfte mit 5 bis 7 cm großen Löchern versehen. Die Durchlässigkeit für das organische Material lässt sich anhand sternförmig ausgerichteter PVC-Lamellen, die als Boden fungieren, bestimmen. Der Spender sollte mit dem Boden auf Bughöhe angebracht werden. Die Kälber versuchen durch die Löcher an das Heu zu gelangen. Dabei kämpfen sie gerne spielerisch oder lassen den Raufuttersack über Hals, Kopf und Nackenbereich rollen. Anschaffungskosten betragen je nach Größe und Art zwischen 60 und 140 €.
• Edelstahlketten mit Holzspielzeug:Ein schüsselförmiger, mit seitlichen Zapfen versehener Beißring von etwa 20 cm Durchmesser  auf Holzbasis eignet sich auch dazu, von Kälbern mit Maul und Zunge erkundet zu werden. Dabei muss das Holz gentechnikfrei, biologisch abbaubar und lebensmittelkonform sein. Eine Schwäche liegt hierbei in der Unveränderbarkeit des Spielzeugs. Kosten der Kette inklusive des Spielzeugs betragen weniger als 10 €.

Mehr Beschäftigungsmöglichkeiten, deren Bewertung sowie Praxisberichte verschiedener Modellbetriebe finden Sie in der Broschüre der BLE.