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Braunvieh: Das Exterieur weniger gewichten?

Rückläufige Kuhzahlen und sinkende Besamungen machen der Braunviehzucht zu schaffen. Über den Weg aus der Krise sind sich Züchter und Verbände nicht ganz einig. Ein Pro und Kontra aus der aktuellen topagrar-Südplus 2/2017

Lesezeit: 4 Minuten

Rückläufige Kuhzahlen und sinkende Besamungen machen der Braunviehzucht zu schaffen. Über den Weg aus der Krise sind sich Züchter und Verbände nicht ganz einig. Ein Pro und Kontra aus der aktuellen topagrar-Südplus 2/2017:


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PRO


Von Dr. Alfred Weidele, RBW, Fachlicher Leiter der AG Deutsches Braunvieh:


Die Braunviehzucht in Mitteleuropa steht am Scheideweg. Mit rückläufigen Kuhzahlen und Besamungen droht die Rasse zwischen den Hauptrassen Holstein und Fleckvieh zerrieben zu werden. Umso wichtiger ist es jetzt, ihre Stärken wie etwa ihre hohe Anpassungsfähigkeit, ihre Robustheit und ihre Fundamentqualitäten hervorzuheben und die Schwächen – sofern möglich – züchterisch zu bearbeiten.


Zentral für die künftige Ausrichtung ist meiner Ansicht nach das funktionale Exterieur einer leistungsbereiten Rasse, denn schließlich stellt die Leistungsbereitschaft die ökonomische Grundlage eines jeden Betriebes dar. Gleichzeitig muss und kann das funktionale Exterieur nicht nur als Hilfsmerkmal für viele funktionale Merkmale genutzt werden, sondern auch für die Effizienz. Deshalb sollte sich die Gewichtung des Exterieurs immer an den Beziehungen zu diesen Merkmalen orientieren. Eine einseitige Ausrichtung auf „nur schöne Kühe“ führt mittelfristig zu Abstrichen in der Leistung, aber auch in anderen wichtigen Merkmalen, wie zum Beispiel in der Fruchtbarkeit oder in der Gesundheit. Zudem bekommt dadurch die Größe der Tiere ein zu hohes Gewicht.


Wir müssen gemeinsam mit allen züchterischen Möglichkeiten versuchen, den Ruf des Braunviehs als effiziente, leistungsbereite und robuste Milchrasse zu stärken und so ihren Bestand sichern.


Dazu kann sicher auch das kürzlich im Rahmen der Deutschen Innovationspartnerschaft beantragte Projekt „Braunvieh-Vision“ beitragen. Die dabei geplante, genomische Kuhlernstichprobe liefert den Höfen zusätzliche Daten für das Management, für die gezielte Paarung und für eine bessere Selektion.


Wir hoffen, dass das Projekt bewilligt wird, denn die Rasse allein ist nicht in der Lage, diese enormen Lasten zu tragen.


Weiterhin ausbauen müssen wir in Anbetracht der kleinen Populationsgröße auch die internationale Zusammenarbeit. Mit Intergenomics wurde hierfür bereits eine gute Grundlage gelegt.


KONTRA


Von Züchter Michael Lang, Stockingen Dairy GbR, Halblech, Ostallgäu


Das Braunvieh ist mit seinen hervorragenden Eigenschaften aus meiner Sicht „die“ Rasse für die Zukunft. Sie vereint Funktionalität mit Rentabilität, ist besonders umgänglich und passt sich schnell an wechselnde Klimaverhältnisse an. Darüber hinaus liefert sie eine besondere Milchqualität. Die Verbände sind gefordert, diese Stärken für uns Landwirte noch besser nach außen zu vertreten.


Der genomischen Selektion, die von unseren Verbänden zum Teil stark forciert wird, stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Dadurch hat man nur noch nackte Zahlen und nur die jüngste Genetik im Blick. Wegen zu niedriger Werte gerät dann die Nutzung bewährter, exterieurstarker Kuhfamilien zunehmend in den Hintergrund. Obwohl gerade solche Kühe bei der täglichen Arbeit die größte Freude machen!


Es gilt daher, die Stärken der Rasse zu sichern (Fundament, Klauen, Inhaltsstoffe) und das Exterieur weiter zu verbessern. Vor allem die Qualität der Euter muss permanent bearbeitet werden, denn nur ein gutes Euter ist auch lange im Betrieb! Eine gut entwickelte, großrahmige und stabile Kuh wird zudem bei gleicher Milchmenge auf den Auktionen besser honoriert. Von den Verbänden und Besamungsorganisationen werden diese Zusammenhänge durch die starke Konzentration auf den Zuchtwert Milch aber vielfach vergessen.


Im Interesse aller Züchter wäre es zudem, endlich eine einheitliche Zuchtwertschätzung auf internationaler Ebene über die gesamte Braunviehpopulation hinweg auf die Beine zu stellen. Und zwar inklusive der Schweiz und Nordamerika. Mir scheint, eine solche weltweite Zusammenarbeit wird jedoch von  gewissen Zuchtwertschätzstellen strikt abgelehnt. Was haben sie zu verbergen?


Aus den genannten Gründen sehe ich „Braunvieh-Vision“ kritisch. Viele Daten zu haben, ist für die Zucht natürlich von Vorteil. Ich befürchte aber, dass dabei den stetig wachsenden Betrieben immer noch mehr Arbeit aufgebürdet wird. Der Lohn für diese Mühen ist, bisher zumindest, ausgeblieben.

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