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topplus Wie der Vater, so die Tochter

Bullenmast: Mit Planenställen fit für die Zukunft

Anne Frölich möchte in den elterlichen Bullenmastbetrieb einsteigen. Das liegt auch daran, dass Vater Matthias kein "Old School"-Bauen betrieben hat. Im Gegenteil: Er setzt auf Planenställe.

Lesezeit: 7 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – so das bekannte Sprichwort. Auf dem Bullenmastbetrieb Frölich in Beckum (Kreis Warendorf) trifft dieses zu. Zwar handelt es sich im übertragenen Sinne um "vier Äpfel", denn Matthias Frölich ist Vater von vier Töchtern. "Zum Glück haben aber nicht alle Interesse an der Landwirtschaft", scherzt der Betriebsleiter und weiter: "Dann hätten wir ein Problem."

Tochter Anne tickt ähnlich wie ihr Vater. Die 23-Jährige möchte in seine Fußstapfen treten. Spätestens nach dem Bau zwei neuer Bullenställe 2015 mit Platz für knapp 450 Tiere stand für die damals noch Jugendliche fest: "Ich möchte das Ganze irgendwann weiterführen."

Die Einstellung änderte sich im Verlauf der Jahre nicht. Nach dem Abitur machte sie landwirtschaftlich bezogene Praktika, bevor sie sich zum Studium der Landwirtschaft an der Fachhochschule in Soest einschrieb. Jetzt steht sie kurz vor dem Bachelor und nutzt die Semesterferien sowie die vorlesungsfreie Zeit, um ihren Vater zu unterstützen und ihm "über die Schulter zu schauen" – Erfahrungen sammeln und daraus lernen.

Kornbrennerei im Ortskern

Einerseits erfreut das Matthias Frölich und erfüllt ihn auch mit Stolz – wie er zugibt. Andererseits kann er sich schwer von Bedenken freisprechen. Berechtigterweise, denn die Zukunft der Bullenmast ist ungewiss. Zeiten wie die BSE-Krise hat er selbst erlebt. Und auch aktuell seien die Preise nicht unbedingt zufriedenstellend.

"Vor zwei Jahren konnten wir bei rekordhohen Bullenpreisen von fast 6 €/kg Schlachtgewicht unser Glück kaum fassen", erzählt der Mäster. Heute hat sich das Blatt wieder gedreht. "Bei den Fressern liegen wir für Fleckvieh bald bei Einkaufspreisen von 1.000 €. Die 5-€-Marke beim Schlachtpreis haben wir seit dem Hoch nicht wieder erreicht."

Doch die Euphorie bleibt bei beiden – Höhen und Tiefen gehören dazu. Da sind sie sich einig und darüber ist sich auch die Hofnachfolgerin im Klaren. Positiv bleiben – eine Eigenschaft, die sie von ihrem Vater übernommen hat. "Und den Blick nach vorne richten", fügt Matthias Frölich hinzu. Er spricht aus eigener Erfahrung.

Jahrelang führte er die Familienbrennerei Frölich mitten im Ortskern von Beckum. Zum damaligen Unternehmen gehörte, wie häufig üblich, die Bullenmast mit 315 Plätzen in Warmställen. In der Retrospektive gibt er heute ehrlich zu: "Ich habe es arbeitswirtschaftlich einfach nicht geschafft. Es war zu viel, die Tage zu lang, die Stunden zu wenig." Wenn einem die Arbeit über den Kopf wächst, muss eine Veränderung her. Für ihn war es die rund 5 km entfernte Hofstelle, auf der sich eine neue Perspektive ergab. Er verabschiedete sich aus dem Spirituosengeschäft und widmete sich ausschließlich der Landwirtschaft.

Inspiration aus den USA

Vor knapp zehn Jahren dann die Entscheidung, zwei neue Tierwohlställe zu bauen. Inspirieren ließ er sich von Stallbauten aus den USA: "Dort sind Planenställe weit verbreitet. Hierzulande findet man sie bis heute kaum."

Hohe Gebäude mit viel Licht und Luft sowie reichlich Platz sollten her. Die konventionelle Bauart – geschlossene Ställe mit Lichtplatten – sprachen ihn nicht an. Deshalb ließ er zwei baugleiche Rundbogenhallen errichten. Bei der Farbenwahl der Polyethylen-Plane entschied er sich bewusst gegen die herkömmliche weiße Abdeckung und stattdessen für eine sandfarbige. Der Grund: "Bei hoher Sonneneinstrahlung ist es mit der weißen Plane schon fast zu hell im Stall. Das blendet förmlich."

Einzig beim First – hier hatte er den Wunsch, einen Streifen im weißen Farbton zu lassen, um am höchsten Punkt des Bogens eine höhere Lichteinstrahlung zu erzeugen. Die Spezialanfertigung sollte zudem zur Optik beitragen. "Das lockert meiner Meinung nach das ganze Bild des Stalles auf. Und die Lichtverteilung ist stimmiger", betont der Bullenmäster.

Mehr als 4,5 m2 Platz je Tier

In den 70 m langen und 12 m hohen Stallgebäuden werden die Tiere auf Stroh gehalten. Auch bei der Aufteilung der Buchten ging Matthias Frölich eher unkonventionelle Wege. Dabei war ihm ein Fressplatzverhältnis von 1:1 und mehr wichtig. So befinden sich jeweils auf der rechten Seite Buchten mit Platz für fünf Tiere. Die gegenüberliegende Reihe ist geräumiger und hat zu beiden Seiten einen Futtertisch. Hier sind jeweils neun Bullen aufgestallt. Durch die Aufteilung ergeben sich 4,5 m2 Platz pro Tier. Da die Ställe einseitig über Spaceboards verfügen (die andere Seite ist offen), konnten Frölichs ohne Weiteres die Anforderungen für das Bauernliebe-Programm von Rasting in Haltungsform 3 erfüllen.

Kein "Old School"-Bauen

Mit dem Stallbau gelang es Matthias Frölich, einen Wohlfühlort für Tier und Mensch zu schaffen. Maßgebend für Anne Frölichs Wunsch, den Betrieb irgendwann mal zu übernehmen, war gerade dieser "Neuanfang". Denn hätte ihr Vater am alten Hof oder in den am jetzigen Standort vorhandenen Anbindeställen lediglich umgebaut, wäre bei ihr der Funke nicht übergesprungen. Darüber ist sie sich heute sicher. Vater Matthias fügt hinzu: "Mir war klar, dass ich vom Old-School-Bauen weg kommen musste, um überhaupt der nächsten Generation eine Perspektive bieten zu können."

Dieses vorausschauende Denken und Offenheit zählen schon heute zum festen Bestandteil ihrer Zusammenarbeit. Die Frage, ob es auch zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Generationen kommt, beantworten beide mit "Ja". Doch vor allem der Senior weiß, dass das dazugehört. "Natürlich gibt es auch mal Reibereien." Wichtig sei die Kommunikation. "Wenn einen von uns etwas stört: Raus damit", so die Devise des 61-Jährigen.

Bis Anne Frölich Vollzeit in den Betrieb mit entsteigt, muss sich ihr Vater gedulden. Nach ihrem Bachelor möchte sie Auslandsluft schnuppern. Sechs Monate Rindermast-Erfahrungen in Australien oder den USA – so der Plan. Ihr Vorhaben unterstützt der Vater voll und ganz. Nur zu gut wisse er, wie wichtig es ist, den Horizont zu erweitern. "Ich bin ja noch jung und kann gut die Stellung hier halten, während Anne weg ist", sagt er mit einem Lächeln. 

Viel Frischluft fürs Fleckvieh

In den fast zehn Jahre alten Gebäuden steht Tierwohl hoch im Kurs. „Hier herrscht wirklich traumhafte Luft“, unterstreicht Matthias Frölich. Auch im Sommer bei hohen Temperaturen sei es in den Ställen angenehm. Viel Luftbewegung gibt es zudem im ersten Stall, wenn alle zwölf Tore geöffnet sind.

Im zweiten Stall ist das nicht so möglich, da sich im hinteren Teil das Strohlager befindet. Um ein optimales Stallklima auch in diesem Gebäude zu erzeugen, fiel die Entscheidung hier für den Einbau einer Schlauchbelüftung. Durch die Tubes wird der Stallbereich mit frischer Außenluft in zugfreier Geschwindigkeit versorgt.

Auch das regelmäßige Entmisten – zweimal die Woche – trägt zum angenehmen Klima für Mensch und Tier bei. Der frische Mist landet in einer nahegelegenen Biogasanlage eines anderen Betriebes. Die guten Leistungen der Mastbullen zeigen, dass das Gesamtkonzept aufgeht: Tages­zunahmen zwischen 1400 und 1450 g je Tier sind bei Frölichs üblich. Gefüttert wird GVO-frei. Neben Maissilage erhalten die Tiere noch Heulage, um die Schmackhaftigkeit zu erhöhen. Auch gehäckseltes Gerstenstroh im Finecut darf als Strukturträger in der Ration nicht fehlen.

Bei der Wahl der Rasse sind Vater und Tochter einer Meinung: Fleckvieh erfüllt ihre Ansprüche. „Sie sind robust, frohwüchsig und die Gruppen streuen wenig auseinander“, ist Anne Frölich überzeugt. Eine Zeit lang, als Fresser der Rasse Weiß-Blaue Belgier günstig im Kurs lagen, stallten sie probehalber eine Partie auf. „Wenn der Preis für Fresser dieser Rasse passt, stellen sie eine gute Alternative in der Mast dar“, erklärt Matthias Frölich.

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