Um ihrem Protest Nachdruck zu verleihen, entzündeten die Bauern symbolisch ein mit Stroh gefülltes Holzhäuschen.
WLV-Präsident Franz-Josef Möller bezeichnete die Preisabschläge als reines Diktat des Handels, das in dieser Höhe durch nichts gerechtfertigt sei. Die Molkereien schafften es nicht, Geschlossenheit zu zeigen. Sie müssten dringend ihre Strukturen überdenken, um die Schlagkraft zu steigern.
Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg zeigte Verständnis für die Erregung der Milcherzeuger. Er appellierte an den Handel, bei den Preisverhandlungen ein faires Maß einzuhalten. Uhlenberg sprach sich erneut für den Quotenausstieg in 2015 aus. Die Quotenanhebung zum jetzigen Zeitpunkt sei falsch gewesen. Er plädierte für die EU-weite Saldierung der Quoten und für die Senkung der Superabgabe, beide Maßnahmen förderten die wettbewerbsfähigen Betriebe.
Auch DBV-Milchpräsident Udo Folgart zeigte sich enttäuscht über die Ergebnisse der Preisverhandlungen, der Handel habe seine Marktmacht schamlos und missbräuchlich ausgenutzt. Die Molkereiwirtschaft sei noch nicht in der Lage, der Marktmacht des Handels Paroli zu bieten. Folgart forderte von den Molkereien strukturelle Veränderungen, von der Milcherfassung bis zur Vermarktung. Der Schulterschluss beim Verkauf müsse zur Regel werden.
Der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes, Dr. Karl-Heinz Engel, nannte drei Gründe für den aktuellen Preisverfall: Die Steigerung der Milchproduktion, den Rückgang des Inlandsverbrauchs und den Exportrückgang. Aufgrund der guten Milchpreise hätten viele Bauern ihre Produktion deutlich ausgeweitet, zeitgleich hätten die Verbraucher ihre Nachfrage nach Milchprodukten eingeschränkt. Und der niedrige Dollarkurs beeinträchtige den Export von Milchprodukten in Drittländer. Gegenwärtig gebe es in Deutschland einen erheblichen Mengen- und Preisdruck, unter dem insbesondere die "Preisführer" des vergangenen Jahres zu leiden hätten. Für die nächsten Preisverhandlungen im Herbst zeigte sich Dr. Engel verhalten optimistisch.