„Durchfallerkrankungen sind in der Kälbermast ein schwerwiegendes und von den Betrieben oft unterschätztes Problem,“ erklärte Dr. Ilka Steinhöfel bei der diesjährigen Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Münster. Die Referentin für Tierhaltung aus dem sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie machte konkrete Vorschläge, wie die Mäster die Tiergesundheit verbessern können.
Tränkeimer nicht auf den Boden stellen
Ein Versuch mit 60 Betrieben habe ergeben, dass sich die Durchfallrate halbieren kann, wenn Landwirte gezielte Hygienemaßnahmen anwenden: „Tränkeeimer, die auf dem Boden stehen, können mit Kotresten in Kontakt kommen und Erreger verschleppen“, erklärte Steinhöfel. Deshalb sollten Landwirte die Eimer besser auf einem sauberen Wagen abstellen, so ihr Tipp. Darüber hinaus sei es hilfreich, die jüngsten Kälber zuerst zu versorgen. Denn diese haben das schwächste Immunsystem. Deshalb sei es auch wichtig, dass jedes neugeborene Kalb stets einen neuen Nuckel bekommt.
Den deutschen Kalbfleischmarkt ausbauen
Dass die Standards der Kälbermast bereits auf einem hohen Niveau sind, betonte Dr. Bernhard Schlindwein, Geschäftsführer der Kontrollgemeinschaft Deutsches Kalbfleisch (KDK). „Nirgendwo auf der Welt sind die Rahmenbedingungen der Kälbermast so streng wie in Deutschland. Deshalb ist es uns besonders wichtig, dass der Kunde weiß woher das Fleisch kommt“, fuhr er fort. Die KDK setze hierbei auf das 5-D-Prinzip: „Die fünf D’s stehen für geboren, gemästet, geschlachtet, zerlegt und verarbeitet in Deutschland und damit für eine hohe Qualität“, erklärte er. Die KDK habe sich zum Ziel gesetzt, deutsches Kalbsfleisch populärer zu machen. Nur 50 % der bundesweiten Nachfrage seien bisher durch deutsche Produzenten gedeckt, der Rest komme aus den Niederlanden.
Auf die Vorbereitung kommt es an
Obwohl die Standards hoch sind, steht die Haltung von Mastkälbern immer wieder in der Kritik. Der Agraringeneur und Journalist Dirk Gieschen gab den Mästern Tipps für den Austausch mit Journalisten an die Hand. „Führen Sie sich eine Skala vor Augen, die vom Premiumbetrieb bis hin zum schwarzen Schaf reicht“, so Gieschen. „Machen Sie sich klar, wo Sie derzeit mit Ihrem Betrieb stehen“, appellierte er. Um die Absichten eines Journalisten zu erkennen und Fehler in der Kommunikation zu vermeiden, riet Gieschen den Mästern, sich vor dem Termin folgende Frage zu beantworten:
Wer kommt warum gerade jetzt auf meinen Hof?
„Überlegen Sie sich welche Position der Journalist vertritt, warum er gerade jetzt das Thema aufgreift und warum er sich dafür Ihren Hof ausgesucht hat.“ Laut Gieschen ist es wichtig, sich über das eigene Erfolgsrezept im Klaren zu sein und dieses positiv und transparent nach Außen zu vermitteln.