Bei der gestrigen Solidaritätskundgebung in der Nähe des EU-Ratsgebäudes standen Milcherzeuger aus Burkina Faso und Mali sowie drei weiteren westafrikanischen Staaten neben Milchbäuerinnen und -bauern aus ganz Europa. Sie forderten in einer gemeinsamen Deklaration eine nachhaltige Produktion in Europa und Afrika, damit wichtige Strukturen in der Landwirtschaft nicht zerstört werden. Hintergrund seien die europäische Überproduktion und die aktuelle EU-Exportausrichtung, die gravierende Auswirkungen auf die lokale Milchwirtschaft in Westafrika habe, berichtet das European Milk Board (EMB) in einer Mitteilung.
„Von der Milcherzeugung und -verarbeitung leben bei uns mehrere Hunderttausende Familien“, zitiert das EMB Christian Dovonou, Landesgeschäftsführer von Tierärzte ohne Grenzen in Burkina Faso, bei der Beschreibung der wirtschaftlichen Bedeutung der Milchproduktion für Westafrika. „Diese lokalen Strukturen sind in Gefahr, wenn die Billigimporte aus der EU weiter zunehmen.“ Seit 2016 seien die EU-Exporte von mit Pflanzenfett angereichertem Magermilchpulver nach Westafrika um 24% gestiegen. „Das Pflanzenfett-Magermilchpulver wird 30% billiger als Vollmilchpulver auf den afrikanischen Märkten, und damit zu Dumpingpreisen, verkauft“, so Christian Dovonou.
„In der EU wird sehr viel Milch produziert. Zu viel. Bisher wurde dieses Problem nicht mit passenden Instrumenten hier vor Ort adressiert, sondern man will es ausschließlich mit Exportsteigerungen insbesondere bei Billigprodukten lösen“, sagt Thierry Kesteloot von der belgischen Entwicklungsorganisation Oxfam-Solidarité in der EMB-Mitteilung. „Leittragende sind die in der Milchwirtschaft tätigen Menschen, insbesondere Frauen, die mit der billigen Konkurrenz aus Europa nicht mithalten können“, so Kesteloot.
In einer gemeinsamen Deklaration haben laut EMB die Vertreter der verschiedenen Organisationen aus Afrika und Europa eine ausgewogene Agrar- und Handelspolitik der Europäischen Union gefordert, die faire Bedingungen für die Milcherzeuger in Afrika und Europa garantiert. Neben den Vertretern aus Mali, Burkina Faso, Senegal, Mauretanien und Niger sowie den europäischen Erzeugern des European Milk Board hätten die Kooperationsorganisationen Oxfam, SOS Faim und Tierärzte ohne Grenzen die heutige Aktion organisiert und durchgeführt.