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Euterkontrolle: Wie funktioniert der Schalmtest?

Lieferfähige Milch kommt nur aus gesunden Eutern. Ein Schalmtest ist einfach und effektiv, um den Eutergesundheitsstatus von Kühen zu kontrollieren, wenn sichtbare Anzeichen fehlen.

Lesezeit: 5 Minuten

Flocken in der Milch sind ein klares Signal für eine Mastitis – ebenso geschwollene, heiße und gerötete Euterviertel. Wenn solch deutliche Anzeichen jedoch fehlen und Kühe von einer subklinischen Euterentzündung betroffen sind, müssen andere Indikatoren her: zum Beispiel ein Schalmtest.

Schnell gelesen

  • Um die Eutergesundheit von einzelnen Kühen zu kontrollieren, ist der Schalmtest eine einfache, aber effektive Methode.

  • Basis für den Erfolg ist der passende Testzeitpunkt, etwa nach dem Vormelken und frühestens wieder sechs Stunden nach einer Melkzeit.

  • Auch bei Kühen, die sich noch in der Kolostrum-Phase befinden, funktioniert der Test. Dann ist der Unterschied ­zwischen den Vierteln entscheidend.

Dabei wird Milch aus jedem Viertel in eine Testschale gemolken. Durch Zugabe der Testflüssigkeit entsteht ein Gemisch, dessen Konsistenz sich je nach Zellgehalt ändert. Doch bei welchen Tieren sollten Landwirte einen Schalmtest anwenden, wenn keine äußerlichen Symptome sichtbar sind?

„Ich empfehle den Test insbesondere vor dem Trockenstellen, nach einer Kalbung, bei Kühen mit gehäuften Gesundheits­problemen und nach Abschluss einer Behandlung“, erklärt Dr. Friederike Reinecke, Tierärztin in der Milchhygieneüberwachung aus Hessen. Denn in diesen Situationen ist es besonders wichtig, die Eutergesundheit engmaschig zu kontrollieren.

Kleine Regeln, starke Wirkung

Damit der Schalmtest gelingt, ist der Testzeitpunkt entscheidend. „Rinderhalter melken die Tiere häufig nicht vor, bevor sie den Test machen. Dann kann er positiv ausfallen, obwohl das Euter gesund ist“, erklärt die Tierärztin. Zudem verspricht ein Schalmtest frühestens sechs Stunden nach einer Melkzeit wieder klare Ergebnisse.

Insbesondere für Betriebe mit Melkrobotern ist das relevant. „Kurz nach dem Melken ist die Blut-Euter-Schranke sehr durchlässig, sodass viele somatische Zellen aus dem Blut in die Milch gelangen“, sagt  Reinecke. Erst sechs Stunden später ist der Zustand vor einer Melkzeit wieder erreicht. Dann ist diese Schranke wieder fester. Landwirte sollten vor dem Schalmtest also prüfen, wann die Kuh das letzte Mal gemolken wurde.

Neben der Milch leistet auch die Testflüssigkeit einen entscheidenden Beitrag zum Ergebnis: Die enthaltenen Tenside bewirken, dass die Viskosität der Mischung mit steigendem Zellgehalt zunimmt. Jedoch sind die Flüssigkeiten unterschiedlich sensibel. Je nach Mittel sind erste Veränderungen zwischen 150.000 und 550.000 Zellen sichtbar. Reinecke empfiehlt Testflüssigkeiten, die bereits ab 100.000 Zellen anschlagen. Das sorgt für präzisere Ergebnisse.

Manche Mittel enthalten einen pH-Indikator. Er verfärbt das Testgemisch, wenn der pH-Wert der Milch steigt. Die Milch gesunder Euterviertel hat Werte zwischen pH 6,2 und 6,6. Bei einer Mastitis ist die Blut-Euter-Schranke durchlässiger, weshalb dieser Wert steigt. „Die meisten pH-Indikatoren zeigen Werte über 6,8 allerdings schon nicht mehr an. Deshalb ist das Verfahren oft nur bedingt hilfreich beim Interpretieren der Ergebnisse“, erklärt Friederike Reinecke.

So gelingt der Schalmtest

  1. Melken Sie Milch von jedem Viertel  nach dem Vormelken in eine der vier Testschalen. Um nicht zu vergessen, welche Schalenvertiefung welches Viertelgemelk enthält, halten Sie die Schale immer gleich – beispielsweise den Griff der Schale immer zum Kopf oder immer zum Schwanz der Kuh halten (A).

  2. In den meisten Testschalen sind Strich- oder Kreismarkierungen angebracht. Gießen Sie die Milch bis zu dieser Markierung ab, damit in den Schalen die passende Milchmenge für eine erfolgreiche Testreaktion vorhanden ist. In der Regel sind es 2 ml (B).

  3. Fügen Sie nun die Testflüssigkeit hinzu. Es bedarf einem 1:1-Verhältnis zwischen Milchmenge und Testflüssigkeit. Behälter mit Pumpdosierspendern vereinfachen die Zugabe (C).

  4. Vermischen Sie die Milch mit der Testflüssigkeit durch kreisende Bewegungen in der Schale.

  5. Innerhalb von 20 Sekunden sollten Sie das Ergebnis bei guter Beleuchtung beurteilen (siehe unten).

  6. Ein Tipp von der Expertin: Gießen Sie das fertige Testgemisch erneut bis zur Strichmarkierung ab und beurteilen Sie es nach kurzem Schwenken der Schale noch einmal. Das vereinfacht die Auswertung der Ergebnisse.

Die Ergebnisse interpretieren

Je mehr somatische Zellen die Milch enthält, umso stärker verändert sich die Test-Konsistenz. Die vier Kategorien:

  • negativ: Das Gemisch ist flüssig und ohne sichtbare Veränderungen.

  • schwach positiv: Es sind Schlieren im Testgemisch sichtbar.

  • positiv: Eine deutliche Schleimbildung ist erkennbar.

  • stark positiv: Das Gemisch wird zähschleimig bzw. gallertig und klumpig.

Fällt der Schalmtest stark positiv auf, empfiehlt die Tierärztin, Milchproben von allen vier Vierteln zu ziehen und auf mögliche Erreger untersuchen zu lassen. „Bei Erregern wie Staphylococcus aureus oder Streptococcus uberis ist es ausreichend, diese Ergebnisse abzuwarten und anschließend mit einer Therapie zu starten“, sagt Reinecke. Bei Infektionen mit E. coli besteht sofortiger Handlungsbedarf. Allerdings lässt sich eine Coli-Mastitis nur selten mit dem Schalmtest erkennen. „Den Zellanstieg sieht man meist erst, wenn die Infektion auch klinisch sichtbar ist. Nicht immer verändert sich bei E. coli auch der Zellgehalt, da die Blut-Euter-Schranke nicht immer dauerhaft durchlässiger ist.“

Notieren Sie sich jedes Flocken- bzw. Mastitis-Event bei einer Kuh."
Dr. Friederike Reinecke

Bei frischmelkenden Tieren ist das Testgemisch während der Kolostrum-Phase grundsätzlich zähflüssiger. In der Regel starten Kühe am Tag der Kalbung mit 800.000 bis 1 Mio. Zellen/ml Milch in die Laktation. Innerhalb von vier Tagen sinkt der Wert bestenfalls unter 100.000. „Der hohe Zellgehalt nach der Geburt heißt also nicht automatisch, dass eine Entzündung vorliegt. Viel wichtiger ist es abzulesen, ob ein Viertel deutlich heraussticht. Das deutet auf eine subklinische Mastitis hin“, so die Tierärztin.

Um die Eutergesundheit stetig zu verbessern, hat Friederike Reinecke noch einen Tipp: „Notieren Sie sich jedes Flocken- bzw. Mastitis-Event bei einer Kuh. So bekommen Sie einen guten Überblick über den Euterstatus der Herde und welche Kühe sich als Wiederholungstäter entpuppen.“

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