"Alle Milcherzeuger, die ihre Menge in letzter Zeit gesteigert haben und ihre Quote überliefert haben, sind Verursacher des Preis-Debakels. Deshalb fordern wir eine B-Quote in Zusammenarbeit mit den Molkereien", sagt Jürgen Zettl von den "Fairen Milchlieferanten" gegenüber top agrar.
Die Vorschläge des BDM und BBV lehnt der Vorsitzende ab. Er sieht in einer B-Quote die Lösung für den Milchmarkt. "Die A-Quote ist laut Hauptzollamt genau definiert und bestätigt. Es ist die Menge, die jeder Betrieb am 31.03.2015 staatlich zugesichert hatte. Alles ab dem ersten Kilogramm darüber wäre somit die B-Quote", sagt Zettl.
Auch zur Umsetzung des Systems hat er schon Vorstellungen: "Wir haben ein System erarbeitet, wo jeder, der seine A-Quote nicht überliefert hat, einen Zuschlag bekommt. Für die B-Quote bekommt er den normalen Preis, den der Markt momentan hergibt. Dieser Zuschlag würde momentan etwas über 8 Cent betragen und in unserem Beispiel würde es sich für eine Molkerei, die die Menge reduzieren will, sogar rechnen. Sollte sich die eine oder andere Molkerei melden, würden wir unsere Rechnung gerne vorstellen – sozusagen eine Win-Win-Situation."
Bisher ist die Resonanz aber gering. "Wir haben einige Molkereien angesprochen. Aber die haben genauso wenig Interesse wie die politische Seite. Denn solange die Molkereien mit der Übermenge noch Geld verdienen, wäre es natürlich falsch, die Mengenbegrenzung zu forcieren", sagt Zettl.
Der Vorsitzende ist strikt dagegen, dass die "Täter" ungeschoren davonkommen: "Viele Überlieferer fordern in ihrem Interesse wieder Regelungen, die ihre Taten beschönigen und sie wieder sehr gut davonkommen. Zum Beispiel fordern sie, die Superabgabe wieder dem Milchmarkt und für den Erzeugern zur Verfügung zu stellen. Damit würden die Straftäter ihre Strafe durch die Hintertür wieder zurückbekommen."
Die Initiative "Der faire Milchlieferant" hat sich 2008 gegründet und richtet sich nach eigenen Angaben an die Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Milcherzeuger. Indem die Teilnehmer ihre Quote strikt eingehalten bzw. unterliefert haben, wollten sie ein Umdenken in Gang setzen. Der Verein soll bundesweit 230 Mitglied-Milchviehhalter haben. Zudem gebe es Zusammenschlüsse und Unterstützung von Verbrauchern.