Unter dem Tagungsthema „Borchert und Co. zu Ende gedacht – Welche Entwicklungen zeichnen sich ab?“ startete der Arbeitskreis Milch die digitalen DLG-Unternehmertage am 3. September 2021. Der Tierarzt Dr. Matthias Link, Dr. Norbert Wirtz vom Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS), Architekt Jochen Simon und die Landwirte Christian Cordes und Michael Bischof tauschten sich über aktuelle Themen der Milchviehhaltung aus.
Schlacht- und Antibiotikadatenbank als Pilotprojekt
Dr. Matthias Link, praktizierender Tierarzt und Vertreter der Bundestierärztekammer im Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, sieht Potenzial in der Tiergesundheit- und Tierwohlverbesserung. In den letzten zehn Jahren haben sich durch Tierwohl keine wesentlichen Fortschritte in der Tiergesundheit ergeben, so der Tierarzt. Er appelliert Tierwohlindikatoren verstärkt als Eigenkontrolle zu nutzen. Seit Juni dieses Jahres hat die QS GmbH die Bunddatenbank Rinderschlachtung und das Antibiotika Monitoring für QM- Milch Betriebe als Pilotprojekte gestartet. Link sieht Vorteile in der Überwachung durch die beiden neuen Datenbanken.
„Neben Tierverlusten und Schlachtbefunde werden nun auch die verendeten Tiere in der Tierkörperbeseitigungsanstalt betrachtet, was zu verheerenden Erkenntnissen führte“ berichtet Link. Mit dem Inkrafttreten des EU-Tierarzneimittelgesetz, wird voraussichtlich die Antibiotika- Dokumentation auf Zuchtbestände ausgeweitet werden, äußert Link.
Kälbertransporte: Mehrkosten von 70 € pro Kalb
Dr. Norbert Wirtz, Referent im Fachbereich Leistungs- und Qualitätsprüfung beim BRS, thematisierte die Änderung des Mindesttransportalters von Kälbern auf 28 Tagen. Sobald die Bundesregierung den Beschluss umsetzt, beginnen zwölf Monate Übergangszeit, erläuterte Wirtz. Er rechnet mit einer Umsetzungspflicht für die Landwirte ab Ende 2022. Eine Verlängerung der einjährigen Übergangsfrist oder praktikable Ausnahmen seien sehr unwahrscheinlich. Laut Wirtz sorgt die längere Haltung von Verkaufskälbern für Mehrkosten von 70 € je Kalb, welche der Milchviehbetrieb tragen muss.
Tierwohl: Laufhöfe gewinnen an Bedeutung
Milchviehhalter Christian Cordes bietet seinen Kühen seit 2019 einen Laufhof an. „Die Tiere nehmen den Laufhof bei nahezu jeder Witterung an und die Tiergesundheit hat sich verbessert“, berichtet Cordes. Landwirt Michael Bischof präferiert einen mehrhäusigen Laufhof zwischen zwei Gebäuden. Auch Architekt Jochen Simon favorisiert einen integrierter Laufhof in einem mehrhäusigen Kuhstall. Dieser sei witterungsunabhängiger und biete trotzdem direkten Außenkontakt.